Sonntag, 25. November 2012

Horror und Grauen

Horror ist seit Jahrzehnten ein Genre im Kino und in der gedruckten Unterhaltung. Ich kann nicht behaupten, dass mich dieses Genre wirklich interessiert, da mangelnde Phantasie noch nie mein Problem war und ich mir so schon immer Schrecken und Abscheu vorstellen konnte.
Doch jetzt habe ich mal wieder einen Schauerroman gelesen, wo einige Szenen meine Sinne am Abend so weit schärften, dass ein Grauen im Dunklen jenseits der Nachttischleuchte entstand.

Die Gänsehaut bei den Horrorgeschichten in der Sammlung der Gebrüder Grimm war nicht angenehm. Erst mit Edgar A. Poe fand sich ein Autor, der mich auch in seinen dunklen Phantasien ansprach. H. P. Lovecraft geht einen Schritt weiter und seine anregenden Andeutungen sind wahrlich nicht als Bettlektüre geeignet. Wer einen Albtraum provozieren möchte, der hat hier, wie ich erfahren konnte, ein sicheres Mittel.
Es sind die Andeutungen und nicht die konkreten Schilderungen, welche das Grauen über das Lesen hinaus fördern. Viele der Horrorfilme, in die ich nachts im TV hinein flipperte, sind viel zu konkret. Wenn Verletzungen, Verstümmelungen und Töten gezeigt wird, erzeugt dies bei mir nur Ekel. Der Mangel an Vertrauen in die Phantasie der Zuschauer ist beschämend.
Der Schrecken (Auftritt des Grauen) in diesen Produktionen erinnert nur an Erschrecken in Kindheit und Jugend und ist in fast allen Filmen klar zu erwarten und damit kein Schrecken. Das macht viele der Genre-Filme berechenbar.

Horror und Schrecken scheinen sich einer Definition zu entziehen. Ich habe schon viele persönliche Bemerkungen darüber gehört, was andere Menschen erschrickt, gruselt oder sogar ängstigt. Es soll jetzt keine Küchenpsychologie gepflegt werden, denn ich sehe vor allem eine sehr große Bandbreite von Erfahrungen, ab wann jemand Ekel, Schrecken, Grauen und Horror empfinden.
Mein Grauen hat sicherlich mit Erfahrungen aus der Kindheit zu tun.

Der Schauerroman, der mich zu diesen Zeilen führte, ist:

Elizabeth Kostova (2005)
Der Historiker
Berlin: Bloomsbury.

Dies ist ein Roman über den Fürsten Vlad III., der einer der historischen Quellen für den Dracula-Mythos ist. Die ersten zwei Teile des Romans sind wirklich unterhaltsam, leider sinkt dann die Qualität der Erzählung.
Es gibt einen Wikipedia-Eintrag zum Roman, der aber (Warnung!) die gesamte Geschichte verrät.

Keine Kommentare: