Sonntag, 26. April 2009

Brauel – Ein Besuch nach 20 Jahren

Über Ostern haben meine Mutter, meine Schwester und ich einen Spaziergang in Brauel gemacht.
Brauel war auch damals in den 1970-er Jahren bereits nur noch ein Stadtteil von Zeven und über mehrere Jahre rückte die Stadt durch die Ausweisung von Baugrundstücken immer näher an das Dorf heran.
Wenn man auf dem Braueler Weg sich den Ort nähert, sieht man die derzeitigen Grenzen als klare Linien. Doch dieses Brauel mit dem alten Ortskern war nicht mein Brauel.
Mein Brauel war nur über den schmalen Weg hinter Buhrfeinds Hof zu erreichen. Es ging hinunter in das Tal der Oste, das jährlich geflutet war und zu großen Umwegen für uns führte, und dann über eine kleine Holzbrücke.
Hier war bereits eine Änderung zu sehen. Die Brücke war auf beiden Seiten durch Polder vor der Benutzung durch Autos geschützt. Es gab auch zu unserer Zeit schon Idioten, aber offensichtlich werden diese nun vor sich selbst geschützt, dass sie nicht mit ihrem Auto die Brücke zum Einsturz bringen.
Rechts der Oste lag der Friedhof, eine Siedlung für Flüchtlinge und Vertriebene sowie die Ziegelei Siedlung mit ihren aufgelassenen Tongruben und den Mehrfamilienhäusern für die Arbeiter.
Hier hatte sich viel verändert, denn die Kinder von damals waren nun Erwachsen wie wir und hatten zum Teil hinter den Elternhäusern ihre eigenen Häuser gebaut. Auch war ein ehemaliger Acker als Bauland erschlossen und von protzigen Bauten bedeckt.
Vorbei! Denn wir lebten „Auf der Ziegelei“, also in der Peripherie der anderen Seite des Dorfes. Wir hatten Kontakte zum und in das Dorf, aber wir blieben Außenseiter
Die beiden Häuser waren die Heimat von uns, einem Fahrer des Folgebetriebs der Ziegelei und seiner Frau, einem uralten Ehepaar und einem alten Paar, die als Flüchtlinge nach Brauel gekommen waren. Von 1974-79 lebten wir im grauen Haus.
Hier und in den Bücherwelten verlebte ich meine Jugend. Der Blick aus dem Küchenfenster zeigte Weiden und einen moorigen kleinen Wald.
Bäume, die ich gepflanzt hatte, waren nun auf eine Größe von 5 bis 8 Meter hochgewachsen. Und meine Kastanie vor dem grauen Haus zeugt davon, dass diese Siedlung seit Jahren unbewohnt war. Der mit Ziegelsteinen ausgelegte Weg vor der Küche war dicht mit Efeu bedeckt und Büsche und Bäume verdeckten die Fenster. Wir gingen nicht den einen Schritt weiter und verzichteten darauf, Zugang in das leere Gebäude zu erlangen.
Auf die Frage, wenn du sehr viel Geld hast, würdest du dann eines der Häuser kaufen, kam sofort ein klares NEIN.

Die Häuser sind nicht nur jetzt in einem erbärmlichen Zustand, sondern auch damals war es schwer, die einzelnen Zimmer mit den Öfen zu heizen. Im Winter waren nicht nur Eisblumen von außen an den Scheiben, sondern die Scheiben waren von beiden Seiten vereist. Die Rahmen waren verrottet und in einem kalten Winter war morgens vor dem Anfeuern der Öfen mit Zeitung und Holzscheiten sogar Eis an den Wänden.
Diese kleine Siedlung ist nicht an die Kanalisation angeschlossen und Wasser stammt von einer eigenen Pumpe. Elektrizität war vorhanden, aber es gab nur einen Telefonanschluss für alle fünf Wohnungen. Die Nebengebäude waren so baufällig, dass offiziell das Betreten verboten war. Es gab Löcher in den Zwischendecken und die sehr lauten Geräusche in der Wand und auf den Dachboden konnten nicht von Mäusen stammen. Das waren größere Tiere.
Wir hatten Katzen, wovon vor allem die große Landkatze verschiedene Tierarten (Ratten, junge Kaninchen, Marder) als Beute vor der Küchentür ablegte.
Unsere beiden Hunde wollten Auslauf haben und so machte ich täglich lange Spaziergänge über die Wiesen. Das Beobachten und Interesse für die Natur (inkl. Wetter) hat hier ihren Ursprung.

Es war eine bitterarme, harte Zeit, dennoch habe ich viele schöne Erinnerungen an unser Leben "An der Ziegelei" in Brauel.

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