Freitag, 17. Juni 2011

Diego Guerrero y El Solar de Artistas und OqueStrada beim Masala 2011

Doppelkonzert: Diego Guerrero y El Solar de Artistas aus Spanien und OqueStrada aus Portugal (28. Mai 2011, 21 Uhr Pavillon Hannover

Der Madrileño Diego Guerrero wurde als Flamenco-Sänger angekündigt und dies war in jedem Song zu hören. Doch es wurde nur 1-2 Mal ein Flamenco gespielt. Mehrere Mitglieder der Band sind Jazz-Musiker und so wurde der für den Flamenco typische Gesangsstil vor allem als ein weiteres „Instrument“ genutzt.
Das Konzert war relativ ruhig und dies sowie das relativ hohe Durchschnittsalter im Publikum, das wohl von den Organisatoren erwartet wurde, hatten dazu geführt, dass der gesamte Saal bestuhlt war. Es kostete sechs Euro mehr, um eine definierte Platzkarte zu bekommen. Einige Plätze blieben unbesetzt und nach Konzertbeginn rückten die Platzkartenhalter auf die freien Plätze zusammen und damit wurden an den Rändern der Sitzreihen einige Stühle frei.
Offensichtlich sehe ich bereits so alt aus, dass mir einer der freien Plätze angeboten wurde. 8-)

Doch zurück zur Musik. Mindestens einer der Musiker stammte aus Kuba und brachte die dort populäre Variante der Rumba in einige Stücke mit ein. Besagter Kubaner sang auch zwei Stücke. Es gab viele Soli aller Musiker. In beiden genannten Fällen nahm sich der Flamenco-Sänger zurück und trat in den Hintergrund oder an den Rand der Bühne. Der Sänger war sehr jung und wenn ich es richtig verstanden hatte, war sein erstes Konzert in Deutschland. Die Kommunikation mit dem Publikum erfolgte im gebrochenen Englisch und nachdem er auf Spanisch nachgefragt hatte, ob denn im Publikum Spanisch verstanden wird und ein sehr lautstarkes „SI“ als Antwort kam, vor allem in seiner Muttersprache. Die raue, fast heisere Stimme von Diego Guerrero brachte viel Gefühl in seine Lieder. Da es ein Doppelkonzert war, gab es leider nur eine Zugabe.
Auf der eigenen Website von Diego Guerrero und bei YouTube gibt es mehrere Videos von Konzerten

Von OqueStrada wurde auf den Facebook-Seiten vom Masala ein Live-Video von der YouTube-Plattform empfohlen. Das war viel versprechend. Es war eine Festivalband mit Show-Elementen zu erwarten. Musikalisch werden Lissabon und Fado oftmals verbunden, doch natürlich gibt es viel mehr Musikstile in dieser Stadt am Tejo.
Im Video war bereits zu sehen, dass die Band mit einem Akkordeon, einer Fado-Gitarre und einem Skiffle-Bass (Plastik-Waschwanne mit Besenstil und Band als Saite) drei auffällige Instrumente hat, doch wirklich auffällig war vor allem die Sängerin Marta Miranda. Sie machte immer wieder Tanzschritte, manchmal nur angedeutet, aber oftmals auch quer über die ganze Bühne und damit meine ich jetzt nicht nur Hüftschwung oder so, sondern sie tanzte mit koketten Bewegungen wirklich Schrittfolgen und hatte dabei so eine positive Ausstrahlung, dass es jeweils lautstarke begeisterte Reaktionen aus dem Publikum gab.
Die ist deshalb so bemerkenswert, weil während des ersten Konzerts in ruhigen Passagen neben der Musik nur schwach im Hintergrund die Lüftung zu hören war. Das Publikum wollte jeden einzelnen Klang hören und wurde nur laut in seinem Applaus nach jedem Stück.
Bei OqueStrada tanzte ich manchmal mit, doch auf der Bühne wurde eine Show geboten und so verhinderte mein Blick auf die Bühne, dass ich mich in die Musik fallen ließ.
Der Bassist war auch Sänger und sang im Rap-Stil auf Französisch. Er wurde vorgestellt, als einer von den vielen Europäern, die in den letzten Jahrzehnten nach Portugal reisten und dort blieben. Die Band selbst stammt aus den Stadtteil im Rücken von Christus, auf der südlichen Seite des Tejo. Sie sehen sich im Gegensatz zur historischen Innenstadt und den neuen Vierteln im Norden des Tejo. Es klang wie der Lokalstolz, wie er hier auch für das Viertel in Bremen, Linden in Hannover oder SO36 in Berlin bekannt ist.

In der Band war Marta Miranda die Sängerin und Tänzerin, aber es war nicht MM & OqueStrada. Sie ist ein Teil der Band. Wenn sie nicht sang, ging sie aus dem Scheinwerferlicht und stand im Hintergrund oder am Rand und der Trompeter Sandra Manuel war überhaupt nur zu sehen, wenn er seinen Einsatz hatte.
Es wurden locker Zitate aus Popklassikern ("Mony, Mony", "Dancing with myself" [beide Billy Idol]) in ein Stück eingeflochten und ein Bekannter meinte sogar einmal die Titelmelodie von "The Exorcist" zu erkennen. Das ist dann ein spezieller Spaß. Das war ein wunderbares Konzert und für mich ein schöner Abschluss für das diesjährige Festival. Die CD der Band ist eine fröhliche Erinnerung an diesen Abend und dreht und dreht sich.
Zwei sehr schöne Beispiel von dieser CD "Tasca Beat" (2010) sind hier bei YouTube zu hören: Oxalá te veja und Agarrem-me. Und hier geht es zur Webseite von OqueStrada.
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Gangbé Brass Band und Hazmat Modine beim Masala 2011

Doppelkonzert: Gangbé Brass Band aus Benin und Hazmat Modine aus den USA (27. Mai 2011, 21 Uhr im Pavillon Hannover

Ein unbestuhlter Saal und viele Menschen vor dem Pavillon und im Foyer ließen auf ein tanzbares Konzert hoffen. Die Menschen kamen - ungewöhnlich für 's Pavillon - aus drei Generationen von jungen Erwachsenen bis Senioren. Diese Alterszusammensetzung führte im Konzert leider zu Problemen und bösem Blut.
Auf der Bühne waren drei von Hand gefertigte Trommeln zu sehen. Daneben waren zwei der für Westafrika typischen Glocken und ein wie eine große Calabash aussehender Klangkörper aufgebaut. Das war neben der Basstuba die Rhythmus-Abteilung der Gangbé Brass Band.
Die Wochenendkonzerte fangen immer relativ spät an und ab 21 Uhr gab es mehrmals einen mehrstimmigen Chor, der "Anfangen" rief und nach einer Viertelstunde und Hinweisen der beiden Veranstalter begann das drei(!)teilige Konzert.

Im einheitlichen bedruckten Stoff, aber in verschiedenen Varianten der Oberbekleidung kamen die acht Musiker der Gangbé Brass Band auf die Bühne und wurden sehr lautstark begrüßt. Es fiel sofort auf, dass alle barfuß auf der Bühne standen. Brass bedeutete in diesem Fall eine bemalte Basstuba, eine Posaune, ein Flügelhorn, zwei Trompeten und als Nicht-Blechblasinstrument ein Saxophon.
Es war treibende Musik, die sowohl afrikanische, brasilianische als auch allgemeine Jazzelemente mit ausgeprägten Soli von Posaune und den beiden Trompetern beinhaltete. Ja, das war Musik zum Tanzen!
Die Wermutstropfen dieser guten Laune standen wie ich direkt vor der Bühne und in der Mitte der Tanzfläche. Öffentlichkeitsarbeit ist sehr wichtig, aber es waren neben einem Kamerateam auch noch mindestens acht Fotografen anwesend, die sich immer wieder an verschiedenen Stellen vor der Bühne drängten. Die großen Displays der Kameras lenkten mich als visuellen Menschen immer wieder ab und ich hatte den Eindruck, dass jedeR Einzelne hunderte von Bildern aufnahm. Hier muss das Team vom Pavillon endlich einmal eine Einschränkung vornehmen. Einige dieser Fotografen sah ich auch im Schauspielhaus und im Schloss Landestrost. Dort waren sie aber auf ihre Sitzplätze eingeschränkt und damit für andere Besucher außer ihren unmittelbaren Sitznachbarn nicht als Störung des Konzerts wahrzunehmen.
Das andere tatsächliche Ärgernis war eine Gruppe von Jungmännern, die lautstark ihre eigene Party im Konzert feierten. Aus der ersten Reihe bemerkte ich diese Störung immer wieder, denn die waren so laut am Reden, das sie auch bei nicht ruhigen Stellen eines Songs klar zu hören waren. Ich schaute immer wieder verärgert zu dieser Gruppe und erkannte Musiker, die am Creole Wettbewerb teilgenommen hatten. Ich sah bei diesen verärgerten Rückblicken zweimal wie Umstehende diese Gruppe mit Gestik und verärgerten Gesicht um Ruhe baten, doch denen war das egal. Es war eine zunehmende Aggressivität zu spüren und zu verzichtete ich auf den guten Sichtplatz direkt vor der Bühne und sucht mir einen Platz wo ich nun die Musik statt direkt und über die Monitor-Lautsprecher über die großen Verstärker anhörte.

Besonders gefiel mir die Musik, wenn die Gangbé Brass Band Klassiker zitierte. "Pais Tropical" von Jorge Ben war in ihrer Version mit neuem Text herausragend. Wie angekündigt, hatte die Band nur eine Stunde für ihren Auftritt. Leider! Das Konzert machte wirklich Spaß.

Bei YouTube ist ein Video zu sehen, dass ein wenig die Energie dieser Band wieder gibt. Leider ist der Sound hier nicht so gut. Bei MySpace finden sich einige Studioaufnahmen

Nach einer Pause betrat die Band Hazmat Modine die Bühne. Wieder kamen acht Musiker und wieder waren es vor allem Blasinstrumente. Hier Saxophon, Trompete, Basstuba, zwei Mundharmonikas neben Schlagzeug und zwei Gitarren. Die Lead-Harmonika wurde zu Beginn elektrisch verändert und klang ein wenig wie eine Orgel. Es war eine schnelle mitreißende Mischung aus R&B, Country, Blues und Jazz, wie sie von den Blues Brothers bekannt ist. Es muss nicht unbedingt eine Referenz daran gewesen sein, aber der eine Harmonikaspieler in Schwarz gekleidet, bullig und mit Sonnenbrille erinnerte stark an die genannten Filmfiguren.

Bei YouTube gibt es eine sehr gute Liveaufnahme und das lustige Musikvideo zum Titelsong ihrer neuen CD Cicada


Auch diese Band hatte etwa eine Stunde für ihren Auftritt und dann wurde die Gangbè Brass Band auf die Bühne gebeten, beide Band vereinigten sich und spielten etwa eine weitere Stunde ein Set. Und das war Brass vom Feinsten. Das Programm, das die Lead-Harmonika veränderte wurde auch einmal mit einer Trompete gekoppelt. Wieder war ein Klang wie bei einer Orgel - und ich meine hier die große Kirchenorgel mit ihren Pfeifen wenn auch mit anderen Klangfarben zu hören.
Es war nach Mitternacht, als das Konzert zu Ende ging und die Musik hat scheinbar so viele begeistert, dass der CD-Stand zum Teil ausverkauft war. Schön für die Band. So musste ich einige Tage warten bis sich die aktuelle CD von Hazmat Modine (zum Teil in Kooperation mit der Gangbé Brass Band) bei mir im CD-Spieler drehte.

Nachtrag: Bei YouTube ist nun auch ein 9-Minuten-Video vom zweiten Teil des Konzerts aufgetaucht, wo beide Bands gleichzeitig auf der Bühne spielen
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Fjarill beim Masala-Festival 2011

24. Mai 2011, 20 Uhr im Schloss Landestrost, Neustadt am Rübenberge

Vor Jahren wurde mir einmal erklärt, warum immer mehr Konzerte des Masala-Festivals außerhalb des Pavillons an anderen Spielstätten in der Stadt und in der Region gegeben werden. Es wurde damit begründet, dass nur dann auch Mittel anderer Förderer zur Unterstützung der Konzerte beantragt werden können.
Und es ist auch so etwas wie ein Akt der ausgleichenden Gerechtigkeit. Für die Menschen aus dem suburbanen Bereich der Region Hannover sind Konzerte in der Innenstadt mit zusätzlichen Fahrtkosten belastet und der Fahrplan der letzten akzeptablen Bahn bestimmt die Länge des Aufenthalts beim Konzert. Aus Hannover heraus waren es nun 6,80 Euro um einen Fahrschein nach Neustadt am Rübenberge zu lösen. Auf der Fahrt mit dem letzten RE vor dem Konzertbeginn spekulierte ich, wer von den anderen Passagieren wohl das gleiche Ziel hat. In Neustadt verließen etwa ein Dutzend Menschen die Bahn, doch bereits nach einer Kreuzung war ich der Einzige, der weiter Richtung Schloss ging. Die Parkplätze rund um das Schloss waren aber wohl gefüllt, meine aufkommende Beunruhigung verschwand und ich realisierte, dass ich einfach einer der letzten ankommenden Besucher war. Der Saal war fast bis auf den letzten Platz gefüllt. Nur hinter am Rand waren noch wenige Stühle frei und hier fand ich meinen Platz mit Blick auf die niedrige Bühne mit ihrem Piano und einem Ständer für Violine und Bratsche.
Ich hatte vor meiner Entscheidung dieses Konzert zu besuchen nur auf den Namen geschaut und freute mich, endlich einmal ein vollständiges Konzert dieser Band zu erleben. Doch ich hätte mir Zeit für Vorbereitung nehmen sollen. Die Band, die ich bereits zweimal mit Ausschnitten aus ihrem Repertoire erlebt habe, heißt Fjaeril und eben nicht wie die hier spielenden Fjarill (beides bezieht sich auf das schwedische Wort für Schmetterling "Fjäril").
Ein schwedisch-südafrikanisches Duo betrat die Bühne in farbenprächtiger, aber strenger Kleidung, spielte die genannten Instrumente und sang dazu schwedische Lyrik. Es war sehr getragene Musik. Der Klang in diesem alten Saal im Schloss Landestrost war bemerkenswert gut und selbst in den stillen Momenten ihrer Musik, von denen es viele gab, war nur die Musik zu hören. Das Publikum ließ sich voll auf die Musik ein und ließ jeden Song bis zum letzten Ton ausklingen, bevor intensiver Beifall aufkam.
Die Zwischentexte verdarben mir das Konzert. Es wurde darin eine Naturromantik beschrieben, die nah an die Grenze vom Kitsch und zur Esoterik reichte. Manchmal ist es besser, wenn man nichts sagt oder ich nicht zuhöre.
Nach etwa einer Stunde gab es eine Pause und viele strömten nach draußen, um im Park zu spazieren oder einfach von der hohen Wallanlage, auf der das Schloss steht, auf die Schönheit der abendlichen Stimmung in der Leineaue zu schauen.
Hier formulierte ich erstmals im Gespräch meine Probleme mit dieser Musik und den Zwischentexten. Die Pause währte lange und ich entschied mich an ihrem Ende, den zweiten Teil des Konzertes auszulassen. Dies nicht nur weil mich die Musik nicht begeisterte sondern auch, weil der Konzertsaal nur durch eine Tür zu verlassen war und ich mit Blick auf meine Rückfahrt und die fortgeschrittene Uhrzeit, den zweiten Teil nicht bis zum Ende hätte hören können und dann störend und missverständlich für alle Besucher sichtbar das Konzert verlassen hätte.
Am Bahnhof merkte ich das Problem der Verbindung nach Hannover. Als ich erstmals den Bahnhof sehen konnte, fuhr gerade die S-Bahn ein, die ich selbst im Sprint nicht erreichen konnte. Im Abstand von 13 Minuten fahren jede Stunde in Neustadt ein RE und eine S-Bahn und dann fährt 47 Minuten nichts. Glücklicherweise hatte ich ein Buch dabei.
Fjarill bei YouTube, MySpace und ihre eigene Webseite.
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Carmen Souza und Band beim Masala 2011

23. Mai 2011, 20 Uhr im Schauspielhaus Hannover

Konzerte aus Ländern, die dem Publikum nicht geläufig sind, werden in der Masala-Broschüre mit Referenz auf andere Künstler aus diesem Land beworben. Dies kann irreführend sein, wie auch bei diesem Konzert.
Carmen Souza ist meiner Meinung nach nicht vergleichbar mit Cesária Evora (ebenfalls Kap Verde), wie im Booklet geschehen, sondern eher mit der portugiesischen Jazzsängerin Maria Joao zu vergleichen. Denn es war ein Jazzkonzert mit afrikanischen und brasilianischen Verweisen. Jazz wird von vielen als DIE Weltmusik dargestellt, da hier die Virtuosen Musik aus allen Kulturen verarbeiten.
Konzerte im Schauspielhaus sind problematisch. Da sitzt man im sehr bequemen Sessel und wippt vielleicht mit dem Fuß, aber das führt nicht zu der unmittelbaren Begeisterung, die an anderen Spielstätten möglich sind, wenn man die Musik im Körper spürt und sich in die Musik fallen lassen kann. Der Sound und das Raumklima sind natürlich viel besser als in der Masala-Heimat Pavillon.
Die relativ junge Sängerin Carmen Souza (auch akustische Gitarre) fiel besonders durch ihre Vokalimprovisationen auf. Es gab längere Passagen in einigen Songs, wo sie keine Worte sang, sondern Töne stark variierte. Ihre Begleitmusiker an Bass, Flügel und Schlagzeug hatten viele Gelegenheiten zu eigenen Soli. Doch Musik kann ich nur unbeholfen in Worte fassen und verweise stattdessen auf einige Links:

Carmen Souza und Band "Sodade" (Live 2009)


Weitere akustische Beispiele und Informationen zu kommenden Konzerten bei MySpace

Das Konzert war sehr gut besucht, aber nicht ausverkauft und das bei einem Jazz-Konzert mit einer Preisspanne von 15 bis 35 Euro. Im Pavillon reduziert sich das Publikum bei Konzerten radikal, wenn die Preise eine Schmerzgrenze überschreiten und diese liegt nach meinen Beobachtungen deutlich unter 30 Euro. Doch hier war ein anderes Publikum in der Lobby des Schauspielhauses zu sehen, als im Pavillon anzutreffen ist.
Das Konzert gefiel mir. Ich war aber nicht so begeistert, um im Anschluss dies Musik auf CD mit nach Hause zu nehmen.
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Masala 2011 - Einige rückblickende Bemerkungen

Das Masala-Festival ist für mich der jährliche kulturelle Höhepunkt in Hannover. Die Neugier bleibt und so gehe ich in Konzerte von Bands, von denen ich noch nie etwas gehört habe (Stichwort Deaf Date). Das Internet gibt zwar über MySpace und YouTube die Möglichkeit einige Stücke vor einem zu Konzert zu hören oder Konzertausschnitte bzw. Musikvideos zu sehen, aber diese Zeit habe ich entweder nicht oder nehme sie mir nur bei wenigen Künstlern. So bleibt vor einem Konzert dann nur die zum Teil unfreiwillig amüsante Werbeprosa der Broschüre des Masala-Teams. Doch sehr selten trifft deren Auswahl nicht mein Geschmack bzw. Interesse.
Neben der freudigen Neugier auf neue Klänge gibt es weitere Facetten des Festivals, die sich wiederholen.
Da wäre die tropische Atmosphäre im großen Saal des Pavillons. Er muss gar nicht ausverkauft sein, es reichen zumeist einige Hundert Menschen, um den Raum so weit zu erwärmen, dass auch ohne eigenes Tanzen, der Schweiß fließt.
Das Publikum ist sehr selektiv. Bei Konzerten von Bands mit „afrikanischer“ Musik, treffe ich Bekannte aus meiner Beschäftigung mit afrikanischer Geschichte und Kultur. Diese Bekannten sind aber sehr selten bei anderen Konzerten zu sehen. Wir sind eine Minderheit von Menschen, die sich auf die Vielfalt der angebotenen Weltmusik einlässt.

Ich habe neun Bands während des Festivals erlebt und in vier weiteren Blogbeiträgen habe ich subjektive Beobachtungen und Bemerkungen zu vier Abenden mit sechs Bands notiert. Dort finden sich dann auch Verknüpfungen zu den Internetseiten der Bands und oftmals ein Video aus dem großen YouTube-Archiv.
  1. Carmen Souza und Band (23. Mai 2011, 20 Uhr im Schauspielhaus Hannover)
  2. Fjarill (24. Mai 2011, 20 Uhr im Schloss Landestrost, Neustadt am Rübenberge)
  3. Doppelkonzert: Gangbé Brass Band aus Benin und Hazmat Modine aus den USA (27. Mai 2011, 21 Uhr im Pavillon Hannover)
  4. Doppelkonzert: Diego Guerrero y El Solar de Artistas aus Spanien und OqueStrada aus Portugal (28. Mai 2011, 21 Uhr Pavillon Hannover)

Ähnliche Blogeinträge habe ich auch schon in den Vorjahren zu Konzerten im Rahmen des Masala-Festivals gemacht. Diese Beiträge sind über das Stichwort "Musik" in der rechten Spalte im Bereich Themen des Blogs zu erreichen.
Das 17. Masala; ein Großteil des Publikums ist mit den Festival älter geworden. Bei den besuchten Konzerten - außer dem Doppelkonzert der Gangbé Brass Band und Hazmat Modine – waren nur wenige Besucher unter 30 Jahren anzutreffen. Es gibt Konzerte, in denen das Durchschnittsalter auf der Bühne deutlich jünger als vor der Bühne ist. Doch dies erlebe ich auch bei vielen anderen Konzerten an anderen Orten. Eine Mehrheit von jungen Menschen treffe ich nur bei Partybands, die Stücke von anderen Künstlern nachspielen.
Kann mir mal jemand erklären, warum junge Menschen diese vielfältige Live-Musik nicht mögen?

Es hat wieder einmal sehr viel Spaß gemacht und neue CDs erinnern mich an bemerkenswerte Konzerte.

Samstag, 11. Juni 2011

Der europäische Gedanke wird zerredet

Im befreundeten Blog von Filipe wird eine Debatte zum europäische Gedanken gewünscht. Die Europäerinnen und Europäer unter meinen Leser sollten deshalb mal hier vorbeischauen und einen Beitrag leisten.

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Mein Beitrag, der eigentlich in Filipes Blog erscheinen sollte, ist zu lang für die Kommentarspalte, die nur 4.096 Zeichen umfassen darf, deshalb folgt er hier:

Ich stimme Filipe zu. Es ist eine veritable Krise.

Die so genannten reichen Länder polemisieren gegen die so genannten armen Länder. Deutschland ist reich, auch wenn die Zahl der verarmten und armen Menschen anwächst (da in der internationalen Statistik das wachsende BIP zählt, und da unsere Reichen heute viel reicher sind als vor 10 Jahren, geht es "uns Deutschen" viel besser als vor 10 Jahren). Unsere Kanzlerin, ihre Regierung aber auch große Teile der Opposition lassen es an Solidarität nicht nur mangeln, sondern tun so (und reden in populistischen Anfällen=intellektuellen Ausfällen) als wäre die Krise von den "Armen" Ländern zu verantworten.
Die wirtschaftliche Krise in den mediterranen Ländern Europas ist nur zum Teil hausgemacht. Es ist banal, wird aber scheinbar immer wieder gerne in der öffentlichen Debatte falsch dargestellt. Es verschwindet kein Geld in Griechenland, Italien, Spanien oder Portugal. Geld verschwindet nicht, Geld wechselt nur seinen Besitzer. Es ist im Interesse der Rating-Agenturen, Staaten in den Bankrott zu schreiben, da sie dann als Berater damit Geld verdienen. Die Zinsen für Staatsanleihen werden am freien Markt gebildet, obwohl dies auch im europäischen Verbund möglich wäre. Es sollte stets öffentlich thematisiert werden, wohin die Gelder schließlich fließen. Deutsche Banken (u.a.) verdienen sehr viel an der Krise.
Die europäische Krise ist auch und vor allem eine demokratische Krise, denn die Elite (und dies beinhaltet Regierung und parlamentarische Opposition) hat den Schaden durch ihre Kombination von Liberalisierung und angeblicher haushaltspolitischer Austerität den Staat um seine Einnahmen gebracht. Der schon geisteskrank anmutende Wachstumsfetischismus, der die Grundlage diese Sekte (denn es kann kein unendliches Wachstum auf einer endlichen Welt geben und nur Sekten glauben an das Unmögliche) würde alle finanziellen Probleme lösen. Ich musste mich schon an den Kopf fassen, als ich bei den anderen wirtschaftlichen Blasen las, dass Akteure glaubten, dass ein Spekulationsfeuer mehr als ein Strohfeuer ist.
Wirtschaftlich sollten die Staaten es als eine Chance sehen. Vor allem Griechenland ist in seiner internationalen Bewertung so tief gesunken, dass es nun einen großen Schnitt machen kann. Spekulationssteuern (Börsentransaktionssteuern) werden seit Jahren international nicht nur von ATTAC gefordert. Dies wird dann stets von der jeweiligen Regierung nicht weiter verfolgt, da ihnen die Wirtschaft verdeutlicht, was für umfassende Schäden ein Alleingang bedeuten kann. Es würden dann internationale Investitionen abgezogen und keine neuen kommen. Seien wir doch ehrlich, es sind oftmals keine Investitionen (mittel- oder langfristig Ziele) sondern Spekulationen (kurzfristig viel Geld gewinnen). Griechenland, aber auch Spanien und Portugal können nicht weiter verlieren. Sie haben die Chance mit so einer Steuer, die Gefahr von weiteren Strohfeuern in ihren Ländern zu reduzieren. Und dann gibt es natürlich noch die Möglichkeit diejenigen zur Kasse zu beten, die an der vorherigen Spekulation sich dumm und dämlich verdient haben. Das sind keine anonymen Institutionen und Fonds, welche die Blase aufgebaut haben, sondern dahinter stehen Firmen und Manager, die sich auch benennen lassen.
Doch dann bin ich wieder pessimistisch, denn die griechische Politik-Elite ist genauso korrupt, wie in Deutschland, etc.
Ich halte es deshalb auch für keinen Zufall, dass sowohl in Griechenland (googelt mal Aganaktisméni) oder Spanien (Democracia Real Ya) basisdemokratische Bewegungen die bestehenden politischen Parteien herausfordern.

Doch zurück zu Europa und hier vor allem der EU. Es gibt eine europäische Idee und viele von uns glauben an eine europäische Identität. Diese Idee muss von der EU gepflegt und gehegt werden und dies bedeutet, dass die EU sich viel stärker um das europäische ihrer Identität kümmern muss. Es kann nicht angehen, dass es große moralische Erklärungen gibt, aber, dass wenn ein EU-Mitglied diese Grundsätze verletzt, dies nicht offiziell kommentiert wird. Wenn Dänemark Grenzkontrollen will, OK, dann sollen sie auch das Schengenabkommen kündigen und ihrer Bevölkerung klar machen, dass es keine unilaterale Politik innerhalb der EU gibt. Wenn internationaler Handel, Transithandel und internationaler Tourismus als spezielle Form der internationalen Wirtschaft plötzlich wieder Hemmnisse spürt, wird sich dies schnell in Dänemark bemerkbar machen und die aufgehetzte dänische Bevölkerung begreifen, dass geistige Brandstifter systematisch die politische Kultur im Land vergiftet haben.
Oder wenn die polnische und rumänische Regierung lügend behaupten, dass sie keine Foltergefängnisse für die CIA unterhielten, obwohl dies vom Europa-Rat bewiesen wurde. Warum nicht einmal das Stimmrecht eines Landes in der EU für einige Monate suspendieren und EU-Zuschüsse reduzieren. Europa lebt von einer Idee zivilisatorischer Fortschritte und wer auf diese pfeift, sollte befristeter Sanktionen unterliegen.
Die EU sollte mehr als eine Wirtschaftsunion sein!

Mittwoch, 1. Juni 2011

Hannover Wetter Mai 2011


Der Monat Mai war in Hannover mit 12,2° immerhin 1,6° wärmer als der langjährige Mittelwert für diesen Monat. Alle bisherigen Monate des Jahres 2011 liegen über den früher so genannten Klimanormalwert.
Es war ein sonniger Monat und der Niederschlag war deutlich unter dem Durchschnittswert.

Die erste Abbildung zeigt wie für jeden Monat seit Januar 2008 die tägliche Höchsttemperatur (orange-rote Linie) und Tiefsttemperatur (hellblaue Linie). Diese Werte können über die linke Skala abgelesen werden. Der tägliche Niederschlag (dunkelblaue Balken) und die Zahl der Sonnenstunden (gelbe Flächensignatur) können über die rechte Skala abgelesen werden.

Am 5. Mai gab es das letzte Mal einen Frosttag mit einer Tiefsttemperatur von -1,2°. Die so genannten Eisheiligen kamen nicht nach Hannover. Im letzten Jahr habe ich statistisch argumentiert, dass die Idee von Eisheiligen nicht auf die Region Hannover angewandt werden kann. Es ist dies vor allem ein mediales Ereignis in Zeitungen und elektronischen Veröffentlichungen. Es gab aber fünf Nächte mit Bodenfrost. Dies waren die Nächte zum 1. bis 5. Mai und am extremsten am letzten genannten Tag mit -5,1°.
Der Monat hatte vier Sommertage. Im langjährigen Mittel wären zwei oder drei zu erwarten gewesen. Die monatliche Höchsttemperatur wurde am 30. Mai mit 28,9° erreicht. Diese Werte sind für die Wetterstation des Deutschen Wetterdienstes (DWD) am Flughafen Hannover-Langenhagen. Wenn nun berücksichtigt wird, dass die Stadt Hannover eine Wärmeinsel ist und hier die Temperatur je nach Bebauungsdichte noch einmal 2 bis 5° höher lagen, dann gab es in Hannover 7-16 Sommertage.

Die Tagesmitteltemperatur stieg im Monat von 6,5° (3. Mai) bis 22° (30. Mai).

Wenn die Tagesmitteltemperatur nun mit dem langjährigen Mittel der Monatstemperatur (10,6°) verglichen wird, ergibt sich das folgende Bild.
Der Mai ist der letzte Frühlingsmonat und zeichnet sich deshalb durch große Temperaturschwankungen aus. Es ist klar zu erkennen, dass die positiven Abweichungen überwogen, die sich dann zur monatlichen Abweichung von 1,6° addierten.

Diese Schwankungen verlaufen in Wellen. Die Witterung hält in der Regel für mehrere Tage an, so dass sich dies auch in einem gleitenden Temperaturdurchschnitt widerspiegelt. 
Jeweils fünf Tagesmittelwerte wurden zusammengefasst.

Der letzte Blick auf die Temperaturen vergleicht nun die Tagesmitteltemperaturen 2011 mit den Werten für jeden Tag der letzten 42 Jahre.
Im Monatsverlauf steigen die Tagestemperaturen von 10-12° auf 15-16° (siehe die beiden Linien für die Durchschnittstemperaturen). Damit relativieren sich die Abweichungen von der Monatstemperatur, die in der dritten Abbildung dargestellt wurden. Nur am 30. Mai wurde ein neuer Temperaturrekord aufgestellt und passend zur langsamen Klimaerwärmung sind Abweichungen vom Durchschnitt eher in der Nähe der Hitzerekorde, denn in der Nähe der Rekordwerte für kühle Tage.

Alle Angaben basieren auf den frei zugänglichen Wetterdaten des Deutschen Wetterdienstes. Die Berechnung aller Durchschnittswerte und vor allem die Graphiken und Aussagen in diesem Bericht sind aber auf meinem Mist gewachsen.
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Die folgenden Symbole führen jeweils direkt zum genannten Bericht:
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Der Jahresbericht 2009 ist hier zu finden und hier geht es zu den Wetterberichten für alle Monate im Jahre 2009:
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Der Jahresbericht 2008 ist hier zu finden und hier geht es zu den Wetterberichten für alle Monate im Jahre 2008:
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Es gibt außerdem noch ein Blick auf das Wetter in Hannover im Jahre 2007, speziell den Sommer 2007. 2008 habe ich bereits einen Vergleich der Wintertemperaturen in Hannover vorgenommen. Damals basierte alles auf Monatswerten und hatte auch nur wenige Details und aktuell gibt es einen langen Beitrag zum sehr kalten Winter 2009-2010. Im Mai 2010 kam dann noch eine statistische Analyse zur Frage, ob es auch Eisheilige in Hannover gibt, hinzu.