Doppelkonzert: Diego Guerrero y El Solar de Artistas aus Spanien und OqueStrada aus Portugal (28. Mai 2011, 21 Uhr Pavillon Hannover
Der Madrileño Diego Guerrero wurde als Flamenco-Sänger angekündigt und dies war in jedem Song zu hören. Doch es wurde nur 1-2 Mal ein Flamenco gespielt. Mehrere Mitglieder der Band sind Jazz-Musiker und so wurde der für den Flamenco typische Gesangsstil vor allem als ein weiteres „Instrument“ genutzt.
Das Konzert war relativ ruhig und dies sowie das relativ hohe Durchschnittsalter im Publikum, das wohl von den Organisatoren erwartet wurde, hatten dazu geführt, dass der gesamte Saal bestuhlt war. Es kostete sechs Euro mehr, um eine definierte Platzkarte zu bekommen. Einige Plätze blieben unbesetzt und nach Konzertbeginn rückten die Platzkartenhalter auf die freien Plätze zusammen und damit wurden an den Rändern der Sitzreihen einige Stühle frei.
Offensichtlich sehe ich bereits so alt aus, dass mir einer der freien Plätze angeboten wurde. 8-)
Doch zurück zur Musik. Mindestens einer der Musiker stammte aus Kuba und brachte die dort populäre Variante der Rumba in einige Stücke mit ein. Besagter Kubaner sang auch zwei Stücke. Es gab viele Soli aller Musiker. In beiden genannten Fällen nahm sich der Flamenco-Sänger zurück und trat in den Hintergrund oder an den Rand der Bühne. Der Sänger war sehr jung und wenn ich es richtig verstanden hatte, war sein erstes Konzert in Deutschland. Die Kommunikation mit dem Publikum erfolgte im gebrochenen Englisch und nachdem er auf Spanisch nachgefragt hatte, ob denn im Publikum Spanisch verstanden wird und ein sehr lautstarkes „SI“ als Antwort kam, vor allem in seiner Muttersprache. Die raue, fast heisere Stimme von Diego Guerrero brachte viel Gefühl in seine Lieder. Da es ein Doppelkonzert war, gab es leider nur eine Zugabe.
Auf der eigenen Website von Diego Guerrero und bei YouTube gibt es mehrere Videos von Konzerten
Von OqueStrada wurde auf den Facebook-Seiten vom Masala ein Live-Video von der YouTube-Plattform empfohlen. Das war viel versprechend. Es war eine Festivalband mit Show-Elementen zu erwarten. Musikalisch werden Lissabon und Fado oftmals verbunden, doch natürlich gibt es viel mehr Musikstile in dieser Stadt am Tejo.
Im Video war bereits zu sehen, dass die Band mit einem Akkordeon, einer Fado-Gitarre und einem Skiffle-Bass (Plastik-Waschwanne mit Besenstil und Band als Saite) drei auffällige Instrumente hat, doch wirklich auffällig war vor allem die Sängerin Marta Miranda. Sie machte immer wieder Tanzschritte, manchmal nur angedeutet, aber oftmals auch quer über die ganze Bühne und damit meine ich jetzt nicht nur Hüftschwung oder so, sondern sie tanzte mit koketten Bewegungen wirklich Schrittfolgen und hatte dabei so eine positive Ausstrahlung, dass es jeweils lautstarke begeisterte Reaktionen aus dem Publikum gab.
Die ist deshalb so bemerkenswert, weil während des ersten Konzerts in ruhigen Passagen neben der Musik nur schwach im Hintergrund die Lüftung zu hören war. Das Publikum wollte jeden einzelnen Klang hören und wurde nur laut in seinem Applaus nach jedem Stück.
Bei OqueStrada tanzte ich manchmal mit, doch auf der Bühne wurde eine Show geboten und so verhinderte mein Blick auf die Bühne, dass ich mich in die Musik fallen ließ.
Der Bassist war auch Sänger und sang im Rap-Stil auf Französisch. Er wurde vorgestellt, als einer von den vielen Europäern, die in den letzten Jahrzehnten nach Portugal reisten und dort blieben. Die Band selbst stammt aus den Stadtteil im Rücken von Christus, auf der südlichen Seite des Tejo. Sie sehen sich im Gegensatz zur historischen Innenstadt und den neuen Vierteln im Norden des Tejo. Es klang wie der Lokalstolz, wie er hier auch für das Viertel in Bremen, Linden in Hannover oder SO36 in Berlin bekannt ist.
In der Band war Marta Miranda die Sängerin und Tänzerin, aber es war nicht MM & OqueStrada. Sie ist ein Teil der Band. Wenn sie nicht sang, ging sie aus dem Scheinwerferlicht und stand im Hintergrund oder am Rand und der Trompeter Sandra Manuel war überhaupt nur zu sehen, wenn er seinen Einsatz hatte.
Es wurden locker Zitate aus Popklassikern ("Mony, Mony", "Dancing with myself" [beide Billy Idol]) in ein Stück eingeflochten und ein Bekannter meinte sogar einmal die Titelmelodie von "The Exorcist" zu erkennen. Das ist dann ein spezieller Spaß. Das war ein wunderbares Konzert und für mich ein schöner Abschluss für das diesjährige Festival. Die CD der Band ist eine fröhliche Erinnerung an diesen Abend und dreht und dreht sich.
Zwei sehr schöne Beispiel von dieser CD "Tasca Beat" (2010) sind hier bei YouTube zu hören: Oxalá te veja und Agarrem-me. Und hier geht es zur Webseite von OqueStrada.
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