24. Mai 2011, 20 Uhr im Schloss Landestrost, Neustadt am Rübenberge
Vor Jahren wurde mir einmal erklärt, warum immer mehr Konzerte des Masala-Festivals außerhalb des Pavillons an anderen Spielstätten in der Stadt und in der Region gegeben werden. Es wurde damit begründet, dass nur dann auch Mittel anderer Förderer zur Unterstützung der Konzerte beantragt werden können.
Und es ist auch so etwas wie ein Akt der ausgleichenden Gerechtigkeit. Für die Menschen aus dem suburbanen Bereich der Region Hannover sind Konzerte in der Innenstadt mit zusätzlichen Fahrtkosten belastet und der Fahrplan der letzten akzeptablen Bahn bestimmt die Länge des Aufenthalts beim Konzert. Aus Hannover heraus waren es nun 6,80 Euro um einen Fahrschein nach Neustadt am Rübenberge zu lösen. Auf der Fahrt mit dem letzten RE vor dem Konzertbeginn spekulierte ich, wer von den anderen Passagieren wohl das gleiche Ziel hat. In Neustadt verließen etwa ein Dutzend Menschen die Bahn, doch bereits nach einer Kreuzung war ich der Einzige, der weiter Richtung Schloss ging. Die Parkplätze rund um das Schloss waren aber wohl gefüllt, meine aufkommende Beunruhigung verschwand und ich realisierte, dass ich einfach einer der letzten ankommenden Besucher war. Der Saal war fast bis auf den letzten Platz gefüllt. Nur hinter am Rand waren noch wenige Stühle frei und hier fand ich meinen Platz mit Blick auf die niedrige Bühne mit ihrem Piano und einem Ständer für Violine und Bratsche.
Ich hatte vor meiner Entscheidung dieses Konzert zu besuchen nur auf den Namen geschaut und freute mich, endlich einmal ein vollständiges Konzert dieser Band zu erleben. Doch ich hätte mir Zeit für Vorbereitung nehmen sollen. Die Band, die ich bereits zweimal mit Ausschnitten aus ihrem Repertoire erlebt habe, heißt Fjaeril und eben nicht wie die hier spielenden Fjarill (beides bezieht sich auf das schwedische Wort für Schmetterling "Fjäril").
Ein schwedisch-südafrikanisches Duo betrat die Bühne in farbenprächtiger, aber strenger Kleidung, spielte die genannten Instrumente und sang dazu schwedische Lyrik. Es war sehr getragene Musik. Der Klang in diesem alten Saal im Schloss Landestrost war bemerkenswert gut und selbst in den stillen Momenten ihrer Musik, von denen es viele gab, war nur die Musik zu hören. Das Publikum ließ sich voll auf die Musik ein und ließ jeden Song bis zum letzten Ton ausklingen, bevor intensiver Beifall aufkam.
Die Zwischentexte verdarben mir das Konzert. Es wurde darin eine Naturromantik beschrieben, die nah an die Grenze vom Kitsch und zur Esoterik reichte. Manchmal ist es besser, wenn man nichts sagt oder ich nicht zuhöre.
Nach etwa einer Stunde gab es eine Pause und viele strömten nach draußen, um im Park zu spazieren oder einfach von der hohen Wallanlage, auf der das Schloss steht, auf die Schönheit der abendlichen Stimmung in der Leineaue zu schauen.
Hier formulierte ich erstmals im Gespräch meine Probleme mit dieser Musik und den Zwischentexten. Die Pause währte lange und ich entschied mich an ihrem Ende, den zweiten Teil des Konzertes auszulassen. Dies nicht nur weil mich die Musik nicht begeisterte sondern auch, weil der Konzertsaal nur durch eine Tür zu verlassen war und ich mit Blick auf meine Rückfahrt und die fortgeschrittene Uhrzeit, den zweiten Teil nicht bis zum Ende hätte hören können und dann störend und missverständlich für alle Besucher sichtbar das Konzert verlassen hätte.
Am Bahnhof merkte ich das Problem der Verbindung nach Hannover. Als ich erstmals den Bahnhof sehen konnte, fuhr gerade die S-Bahn ein, die ich selbst im Sprint nicht erreichen konnte. Im Abstand von 13 Minuten fahren jede Stunde in Neustadt ein RE und eine S-Bahn und dann fährt 47 Minuten nichts. Glücklicherweise hatte ich ein Buch dabei.
Fjarill bei YouTube, MySpace und ihre eigene Webseite.
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