Samstag, 29. Dezember 2007

Flashback Einstürzende Neubauten

PHANTASMAGORIEN, DIE KURZ UND UNVERMITTELT AUFBLITZEN
Als gestern Abend meine Finger und Augen über meine Musiksammlung glitten, blieben sie bei Einstürzende Neubauten hängen. Erstmals seit Jahren hörte ich mir diesen wunderbaren urbanen Sound der 1990-er Jahre mit den irritierend-inspirierenden Texten von Blixa Bargeld. Ich hatte das Glück, die Band im Dezember 1989 im Pavillon Hannover zu erleben. Auch wenn meine Notiz im Tagebuch damals nicht sehr euphorisch klang, kann ich mich an dieses Konzert immer noch gut erinnern.
Reisserische versprecherInnen in opferlammdessous en gros und im rudel.
Geister verwaister phantome europabereister gespenster.
Weltverbesserische ideen.
(Blixa Bargeld 1992 "GRÄBERFELD" auf dem Einspielung TABULA RASA der Band EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN)

Donnerstag, 27. Dezember 2007

Killefit Etymologie

Als wir vor einer Woche zusammen eine Gans verspeisten, wurden im Verlauf des Abends zwei alte Ausdrücke im Gespräch verwendet. Einer betonte, dass er kein Pingelkopp ist und in einem anderen Kontext wurde von Killefitz gesprochen.
Pingelkopp heißt richtig Pingelpott und wurde bereits hier erläutert.

Nun kann ich auch auf den Wortursprung von Killefit oder Killefitz eingehen. Seine Konnotation ist negativ und damit werden nutz- und wertlose Aktionen, Ideen und Sachen bezeichnet. Als wir im Gespräch nach ähnlichen Wörter suchten, viel uns kein verwandtes Wort ein. Es ein Lehnwort, dass auf eine französische Wendung zurückzuführen ist.
In der napoleonischen Zeit waren französische Soldaten und Beamte in vielen Orten stationiert. Verschiedene Ausdrücke wurden damals direkt oder lautsprachlich von der Bevölkerung als so genannte Gallizismen übernommen. Das dabei das französische Wort unkenntlich wird, habe ich bereits am Beispiel tschüss (vom frz. adieu) beschrieben.

Killefit geht vermutlich auf die Wendung qui le fît (frz. für: wer das machte) zurück im Sinne von "wer (auch immer) das machte, ..."
Das Wort soll ursprünglich in der Schreibweise Killefit im Rheinland aufgetaucht sein. Eine Suche bei Google zeigt für diese Schreibweise 16.000 Treffer. Die Spezialseite Redensartenindex.de verwendet die Schreibweise Killefitz, die 6.500 Treffer unter Google hat. Es gibt auch noch Schreibweise Killifit, die aber nur 112 unter Google gefunden wird.

Quelle: Der Eintrag KILLEFIT im deutschen Wiktionary; siehe auch die Listen von Gallizismen im Wiktionary und in der Wikipedia.
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Weitere Wortursprüngen und Beiträge zur Etymologie sind über das Label ETYMS in der linken Spalte zu erreichen.

Dienstag, 25. Dezember 2007

Weihnachtspalme

Es weihnachtet natürlich auch in der List, aber ich konnte einfach nicht einsehen, dass ich für die Ausrichtung einer kleinen familiären Feier einen abgehackten Nadelbaum kaufen sollte. In diesen Jahr schafften es noch nicht einmal Zweige oder ein Kranz auf den Küchentisch.
Weihnachtspalme, Weihnachtsyucca, Palmlilie

Meine Mutter kam dann gestern Abend auf die Idee, meine Sammlung von rötlichen und silbernen Kugeln einfach an meine Yucca-Palme* zu hängen, was ich dann auch tat. Ich verzichte dann aber darauf, eine Lichterkette in den drei Bäumen zu installieren.
(*OK, es ist keine Yucca-Palme, sondern eine Agave, aber wir sagen nun mal Palme dazu und Weihnachtsagave klingt einfach zu schräg)
Weihnachtspalme, Weihnachtsyucca, Palmlilie

FROHE WEIHNACHTEN

Pingelpott - pingelig Etymologie

Übergenaues Verhalten, das anderen Menschen auf die Nerven geht, wird als pingelig und diese Menschen als Pingelpott, Pingelkopp oder Pingelkopf bezeichnet. Doch was ist der Wortursprung?

Im alten Handwerk der Färber gab es einen Topf in dem blauer Farbstoff aus
Färberwaid (Deutschen Indigo) gewonnen wurde. Am Boden des Topfes befanden sich Eisenkugeln, die den Rohstoff zerkleinerten. Es war ein kostbarer Rohstoff und entsprechend bemühte sich der Blaufärber durch beständiges Klopfen ("pingeln") von außen ein Ansetzen der Farbe im Topf zu verhindern.
Diese sorgfältige, sparsame Verhalten erhielt wandelte seine Konnotation und so wurde aus den "pingeln" pingelig und Pingelpott. Im Rheinischen Wörterbuch von 1944 finden sich noch eine Wortbedeutung von pingeln, die zum Teil positiv ist (siehe Zitat am Ende).

Quellen: Lutz Röhrich "Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten", 3. Auflage, S. 1185; Rheinisches Wörterbuch und Einträge in der Wikipedia zu Blaudruck, Indigo, Indigopflanze, Färberwaid

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Aktuell habe ich auch noch einen Beitrag zur Etymologie von killefit geschrieben; siehe auch die weiteren Beiträge (wie zum Beispiel: ciao, Razzia, Kakerlake) die in ihrer Gesamtheit über das Label Etyms in der linken Spalte zu erreichen sind.


"pingeln (...) um geringe Beiträge, Kleinigkeiten hartnäckig handeln, feilschen, z.B. im Marktverkehr; nicht nachlassen, zu drängen"
Josef Müller (1944) "Rheinisches Wörterbuch" Band VI, S. 847, Erika Klopp-Verlag
Berlin.


Siehe hierzu auch allgemein in der linken Spalte vom Blog die gesammelten Eintragungen zum Thema/Schlagwort Etyms.

Freitag, 21. Dezember 2007

Nichtraucher, Raucherzelte und Heizpilze

Niedersachsen hat seit dem 1. August ein Nichtraucherschutzgesetz (hier ist der Gesetzestext zu finden), das seit dem 1. November auch durchgesetzt wird. Das Gericht regelt in seinen Details, wo Rauchverbote bestehen und wie zum Beispiel Restaurants und Kneipen den Nichtraucherschutz umzusetzen haben. Diese dürfen das Rauchen nur in einem als solchen gekennzeichneten geschlossenen Raum erlauben.
Damit haben viele Kneipen und Restaurants ein Problem, da die Innenarchitektur der Einrichtungen oftmals von den Erleben eines großen Raumes mit offenen Zugängen zu Nebenräumen geprägt sind. Mein Stammkneipe Im Exil in Linden baute eine riesige Glastür zum vorherigen so genannten Fernsehzimmer ein. die Raucher sind nur separiert aber dennoch hat die Kneipe verloren. Neben der erheblichen Investition für den Umbau, kommt der Verlust einiger Stammgäste, die im Hauptraum an der Theke konsumierten. Im Separé ist man ausgegrenzt und scheinbar reduziert sich bereits jetzt merklich der Gesamtkonsum dieser nun Außenseiter. Doch dann gibt es auch viele Gaststätten, die keinen Raum separieren können und nun einen Teil ihrer Kunden zum Rauchen vor die Tür schicken müssen.
Rauchen gefährdet ihre Gesundheit, besonders bei Minustemperaturen vor einer Gaststätte. Heizpilze sind in unserer Zeit einer Klima- und Energiedebatte ein Hohn, aber nun vor verschiedenen Häusern zu finden. Die Kneipe Treibhaus und eine benachbarte Cocktailbar Falkners auf der Ferdi-Walli haben eine erweiterte Lösung für ihre rauchenden Gäste gefunden. Die Cocktailbar Falkners nutzte bisher bereits im Sommer mehrere Parkplätze an der Ferdi-Walli mit einer "Strandbar" (?) an dieser viel befahrenen Straße. Im November wurde diese Fläche von etwa 12 Quadratmetern mit einem Zelt mit großen Plastikfenstern überbaut. (Ein Foto habe ich hier eingefügt). Hier gibt es nun auch eine dieser Außenheizungen und so haben die Rauchenden ihren eigenen Raum. Eine ähnliche Lösung hat auch das Treibhaus gefunden. Sie haben bereits in den letzten Jahren im Winter stets ein Vorzelt vor der Eingangstür aufgebaut, damit ein Zwischenraum zum Schankraum besteht. dieses Vorzelt wurde nun mit zwei Nebenräumen versehen, die durch Heizpilze erwärmt werden. Die Rauchenden haben also auch hier ihre eigenen Räume und damit beweisen beide Gaststätten eine kreative Interpretation des Nichtraucherschutzgesetzes.
Der Deutscher Hotel- und Gaststättenverband - DEHOGA Niedersachsen hat aktuell eine Volksinitiative zur Reform des Nichtraucherschutzgesetzes gestartet. Einraum-Gaststätten, die nicht die finanziellen Mittel haben, kreative Lösungen umzusetzen sind in ihrer Existenz gefährdet. Die Gäste aller mir bekannten Kneipen und Cafés sind in der Mehrzahl Freunde von Rauchwaren. Es ist eine Illusion zu glauben, dass Nichtraucher die verdrängten Raucher ersetzen würden. Ein reformiertes Nichtraucherschutzgesetz muss es dem Besitzer einer Gaststätte erlauben, diese als eine Raucher-Gaststätte auszuweisen. Nichtraucher brauchen ja nicht in diese Kneipen zu gehen. Ich habe die Volksinitiative bereits unterschrieben und bin optimistisch, dass die notwendigen 70.000 Unterschriften relativ schnell gesammelt werden.
Übrigens ich war und bin Nichtraucher, habe aber keinerlei Verständnis für kämpferische Nichtraucher oder Antialkoholiker, die unsere etablierten Gaststätten gefährden.

Dienstag, 18. Dezember 2007

Futurama-Zitat


Philip J. Fry
"Hey wait. I having one of these things. A headage with pictures."
Turanga Leela
"An idea?"
(Futurama 4-5 "A Taste of Freedom")

Samstag, 1. Dezember 2007

Zitat Samjatin 2

Morgen wird in Russland ein Volksschauspiel gegeben, das Wladimir Putin (Владимир Путин) und seinem Freund Gerhard Schröder (Герхард Шрёдер) als Wahl bezeichnen. So kann ein Wort, das eine positive Konnotation hat, effektiv verunglimpft werden.

Jewgenij Samjatin
beschreibt in seinen dystopischen Roman WIR (1920) das Ende aller Wahlen:
Der Tag der Einstimmigkeit hat natürlich nicht mit jenen ungeordneten, unorganisierten Wahlen unserer Vorfahren zu tun, deren Ergebnis nicht im voraus bekannt war. Es gibt nichts Unsinnigeres, als einen Staat auf blinde Zufälligkeiten zu gründen. [...]
Unsere Wahlmethoden erziehen die Menschen zu einer edlen Gesinnung, sie sind viel aufrichtiger und besser als die feige, verlogene Geheimniskrämerei von einst. Außerdem sind sie weit zweckmäßiger.
(Jewgenij Samjatin, 1920, Wir; deutschen Übersetzung von Gisela Drohla, 1958; Heyne Science Fiction Classics 1982, S. 87)

So scheint jeder Machtmensch seinen Lieblingsroman zu haben. Wolfgang Schäuble mit Thomas Hobbes "Leviathan" und Wladimir Putin mit Samjatins "Wir".


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Drei weitere Zitate aus diesem Roman von Jewgenij Samjatin widmen sich: