Mittwoch, 25. November 2015

Klimawandel Schneller - Höher - Weiter

Schneller als erwartet, ist die globale Temperatur um 1°
Höher als vor der Industrialisierung und die Welt ist
Weiter von einer politischen Einigung entfernt.

So die World Meteorological Organization heute in einer Presseerklärung. Dort finden sich auch Graphiken zur weltweiten Erwärmung, dem deutlichsten Zeichen des Klimawandels. Die Weltklimakonferenz in Paris wird ihren Beitrag zur weiteren Erwärmung leisten, es ist viel warme Luft zu erwarten.

Hier einmal mehr ein Blick auf die Erwärmung am Beispiel von Hannover:
Zu sehen sind der Klimanormalwert (=CLIN-Periode 1961-1990) für Hannover von 8,9°. Die über fünf Jahre gleitende Durchschnittstemperatur, sowie die über 30 Jahre gleitende Temperatur. Die ursprünglichen Daten stammen vom Deutschen Wetterdienst, die Berechnung und Graphik stammen vom Blogautor.
In Orange habe ich zusätzlich noch dargestellt die Grenze von 1° über dem CLINO. Anfang der 1990-er Jahre war die Temperatur im 5-Jahres-Durchschnitt erstmals über dieser Grenze. Anfang der 2000-er Jahre schien die Temperatur stabil über der Grenze zu bleiben, doch dann gab es eine Abkühlung. Ideologen, die gegen den Klimawandel polemisieren und phantasieren, sahen dies als ein Beweis für ihre Position. Im 30-jährigen Durchschnitt war diese Abkühlung nur eine kleine Delle.

Es wird hier eine Temperaturerhöhung von 0,9° für Hannover dargestellt. Es handelt sich um eine Steigerung von der 30-jährige Durchschnittstemperatur der Jahre 1946-1975 verglichen mit der Durchschnittstemperatur 1986-2015. Die globale Temperatur ist nach dem Bericht der WMO seit etwa 1880 um 1,0° gestiegen.

Montag, 23. November 2015

Gelebte Polnische Monarchie

Ein Fremder, der sich die aktuellen polnischen Geldscheine anschaut, denkt unweigerlich, dass Polen eine Monarchie ist. Vier alte Männer mit königlichen Insignien sind auf den Geldscheinen zu sehen.


Als ich diese Gedanken einen polnischen Freund in Warschau mitteilte, lächelte er und erklärte mir diesen Umstand.

Polen hatte keine Chance sich von seinen Herrschern und deren Familien zu trennen. Die Aufteilung des Landes unter Russland - Österreich und Preußen beendete bis 1795 das Königreich Polen.

Die abgebildeten Herren sind:
  • 10 Złotych Mieszko I. (945-992), aus der Dynastie der Piasten, Herzog von Polen
  • 20 Złotych Bolesław I. (967-1025), Sohn des vorherigen, 1. König von Polen
  • 100 Złotych König Władysław II. Jagiełło (vor 1362-1434), begründete die polnisch-litauische Union
  • 200 Złotych König Zygmunt I. (1467-1548), Polen erreichte die größte territoriale Ausdehnung.
Der fehlende 50 Złotych-Schein zeigt Kazimierz III. (1310-1370), den letzter König aus dem Geschlecht der Piasten

Das moderne, demokratische Polen braucht scheinbar diese Rückbesinnung auf royale Zeiten, um sich seiner Geschichte bewusst zu sein. Mit Nikolaus Kopernikus (1473-1543), Adam Mickiewicz (1798-1855), Fryderyk Chopin (1810-1849), Marie Skłodowska-Curie (1867-1934) und Józef Wojtyła (1920-2005) hätte die polnische Regierung andere Personen, um an polnische Beiträge zu den Naturwissenschaften, der Kultur und den Drang zur Freiheit zu gedenken.

Sonntag, 22. November 2015

P.D. James - Land der leeren Häuser

Phyllis Dorothy James
Im Land der leeren Häuser
Roman,
aus dem Englischen von Christa Seibicke.

Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachfolger, München 1993

[Original: The Children of Men, Faber and Faber, London 1992]

Für eine Biographie von P.D. James siehe hier.



Das Buch ist ein Science Fiction, der im Jahre 2021 in Großbritannien handelt. Die Geschichte ist nicht mit den technischen Varianten des Science Fiction, wie er von vielen US-amerikanischen Autoren bekannt ist, zu vergleichen. Der allumfassende Positivismus, der aus den USA bekannt ist, löst Probleme der Zukunft mit Maschinen und der Moral der Bibel. Dies ist ein soziologischer Science Fiction. Es wird durchgespielt, wie eine Gesellschaft auf eine Veränderung der Demographie reagiert. Technische Fortschritte werde selten erwähnt, doch dies hat natürlich auch etwas mit dem Aufbau und dem Stil des Romans zu tun.
Der Roman ist in zwei Büchern getrennt. Buch Omega umfasst in 19 Kapiteln den Zeitraum von Januar bis März 2021 und Buch Alpha in 14 weiteren Kapiteln den Oktober 2021. Es ist eine Mischung aus Tagebucheinträgen, die entsprechend Ereignisse nur in einen Kontext vergangener Tage stellen und einer Erzählerin, die manchmal einen Rückblick von 20-30 Jahren vollzieht, aber dies vor allem, um zwischenmenschliche Bindungen zu erklären oder die Biographie der Hauptpersonen zu konturieren.
Ich verzichte darauf, die Unterschiede zwischen dem Buch und seiner gelungenen Verfilmung durch Alfonso Cuaron herauszuarbeiten. Leser kennen mein Credo: Ein Buch ist ein Buch und ein Film ist ein Film. Ein Regisseur nimmt Idee und Atmosphäre eines Buches und versucht dies zu visualisieren. Dafür können selbst wichtige Nebenrollen eines Buches wegfallen, Hauptrollen in einer Person konzentriert werden oder die Eigenschaften einer Hauptperson auf mehrere Schauspieler aufgeteilt werden. Das sind die Freiheiten beim Übergang von einer Kunstform in die andere.

Inhaltsangabe
1. Buch Omega Januar-März 2021
Es beginnt mit dem Tagebucheintrag vom 1. Januar 2021 des Protagonisten Theo Faron. Theo Faron ist Professor für die Geschichte des Viktorianischen Zeitalters an der Universität Oxford. Er ist also Experte für vollendete Ausprägung der bürgerlichen Ideale innerhalb der britischen Monarchie. Er hat an diesem Tag seinen 50. Geburtstag und mit dem Beginn seiner zweiten Lebenshälfte beginnt er wieder ein Tagebuch zu führen.
Er schildert seine Situation und warum es keinen Grund mehr gibt, Geburtstage zu feiern. Seit der Mitte des Jahres 1994 sind alle männlichen Samen unfruchtbar. Die letzten Geburten erfolgten entsprechend 1995. Diese letzten Menschen, die nunmehr alle über 25 Jahre alt sind, werden als Omegas bezeichnet und gefürchtet. Die Zahl der Menschen reduziert sich kontinuierlich und die Menschheit wird in absehbarer Zeit aussterben.
Der nächste Eintrag widmet sich dem neuen Herrscher von Großbritannien. Es gibt noch Länder und die Insellage macht eine Abschottung von dem Rest der Welt möglich. Xan Lyppiatt hat vor etlichen Jahren sich zum Warden of England erklärt und regiert autoritär mit einem kleinen von ihn ernannten Staatsrat das Land. Xan Lyppiatt ist der Cousin von Theo Faron und beide verbinden Jugenderlebnisse. Theo war ein wesentlicher Berater von Xan, nachdem dieser sich zum Warden erklärt hatte. Es wurde ein Punkt in der Entwicklung der Diktatur erreicht, an dem Theo seine Arbeit niederlegte und seitdem auch keinen Kontakt zu seinem Cousin pflegt.
Es folgen weitere Betrachtungen über seine Jugend mit Xan, die persönliche Entwicklung der beiden Cousins, die Eltern sowie seiner Ehe und Tochter. Seine Tochter wurde tragischerweise von ihm als Kleinkind überfahren und getötet. Seine Frau konnte danach nicht mehr mit ihm zusammenleben und ließ sich scheiden.
Im sechsten Kapitel übernimmt die Erzählerin den Handlungsfaden und berichtet von der Restzivilisation, die es noch gibt. So werden zum Beispiel an der Universität alle Rituale im Verhältnis der Personen zueinander und im Jahresablauf weiter gepflegt. Eine junge Frau mit dem Namen Julian wird eingeführt. Sie bittet ihn an einen konspirativen Treffen mit einer kleinen Gruppe von Oppositionellen zu erscheinen und danach seinen Einfluss auf den Warden zu verwenden, um die Kritik und die Forderungen der Gruppe vorzutragen. Er vereinbart einen Termin.
Der nächste Tagebucheintrag widmet sich einem Besuch seines Doktorvaters Jasper Palmer-Smith, der nach seiner Emeritierung sich mit seiner Frau in ein abgelegenes Cottage zurückgezogen hat. Mit Erstaunen erkennt er, dass beide erheblich gealtert sind. Die Regierung garantiert keinen Service mehr außerhalb bestimmter Siedlungen. Mit der abnehmenden Zahl von Menschen wird es immer schwieriger Straßen zu erhalten und die Versorgung mit Gas, Wasser und Strom aufrecht zu erhalten. Jasper und seine Frau Hilda würden gerne bei Theo in Oxford einziehen. Eine erschreckende Vorstellung für Theo, da er die Einsamkeit in seinem mehrgeschossigen alten Haus genießt. Auf dem Rückweg sieht er viele Menschen vor der Universität. Eine US-amerikanische Untergangsevangelistin ist auf Tournee und predigt in Oxford.
Die Erzählerin berichtet vom Treffen mit Julian und der Gruppe von Dissidenten in einer wenig genutzten Dorfkirche. Sie nennen sich selbst die Five Fishes. Es werden die Probleme des Landes erörtert. Die Isle of Man wurde zu einer Deportationsinsel. Gewaltverbrecher und Unruhestifter verschwanden aus der Gesellschaft. Die Staatssicherheitspolizei (SSP) hat eine Diktatur errichtet und kontrolliert alles. Ausländer werden als Zeitgänger bezeichnet und müssen in Arbeitslagern leben. Wenn sie nicht mehr brauchbar sind für das System, werden sie in ihre Heimat abgeschoben. Die Regierung hat den Quietus eingeführt. Der Untergang der Menschheit treibt viele ältere Menschen in den Selbstmord. Mit dem Quietus gibt es eine ritualisierte Form eines Massenselbstmord mit einer feierlichen Verabschiedung. Männer müssen regelmäßig ihre Samen auf Fruchtbarkeit überprüfen lassen und Frauen werden einem gynäkologischen Zwangstest unterzogen, um mögliche wiederkehrende Fruchtbarkeit festzustellen.
Der Gruppe von Dissidenten geht es um Würde. Nicht nur um die Würde der sechs Diskutanten, sondern die Würde der Menschheit und jedes Einzelnen. Theo nimmt die Gruppe nicht sehr ernst und verweist darauf, dass sein Einfluss beim Warden minimal sei. Die Gruppe informiert ihn über den nächsten bekannten Quietus und bittet ihn sich diese Zeremonie anzuschauen und dann zu entscheiden, ob er das Anliegen der Gruppe unterstützt.
Der Quietus findet an einen ehemaligen Badeort statt. Es ist eine erfundene Tradition, die Selbstmörder werden in den Strandkabinen in weiße Gewänder gekleidet. Theo fällt auf, dass diese Senioren offensichtlich mit Medikamenten ruhiggestellt sind. Mit Blaskapelle und unter Aufsicht der SSP ziehen die weiß Gewandeten zu einen Steg und zu dort festgemachten Booten. Er sieht, das jede Person, nachdem sie Platz genommen hat mit den Füßen an den Boden der Boote fest gekettet wird. Diese Boote werden auf die See hinausgezogen und außer Sicht versenkt. Eine Frau bricht aus der Gruppe der Senioren aus und möchte nicht mehr an diesem Massenselbstmord. Er will ihr helfen und erkennt schließlich, dass es sich um die Frau seines Doktorvaters handelt. Sie ist verzweifelt und will so nicht sterben. Die SSP schlägt sie im Wasser blutig und bewusstlos und auch er wird bei seinem Hilfeversuch von der SSP bewusstlos geschlagen. Er erwacht alleine am Strand und zieht sich in ein kleines Hotel zurück. Dort reift die Entscheidung, seinen Cousin den Warden zu treffen. Eine entsprechende Information wird von ihn an einen vorher vereinbarten Platz für die Gruppe der Dissidenten versteckt.
Im Tagebuch behandelt er sein Treffen mit dem Warden und dem Staatsrat in London. Er war  erstaunt, wie schnell er einen Termin erhielt. Die Staatsratsmitglieder wechselten nie. Theo stellt die einzelnen Mitglied vor. Die Erzählerin berichtet vom erfolglosen Gespräch mit dem Staatsrat und einem anschließenden Gespräch mit dem Warden während eines Spaziergangs durch einen Park. Alle Maßnahmen der Regierung sind wohl bedacht und sollen dazu führen, dass die verbliebenen Menschen in Frieden bis zum Ende leben können.
Beim folgenden Treffen mit Julian wird deutlich, woher ihre Motivation stammt. Sie ist tief gläubig und sieht ihre Aufgabe zur Veränderung von Gott gewollt. Da der Warden aller Kritik auswich, formuliert die Dissidentengruppe Five Fishes ein Flugblatt, dass nachts verteilt wird. Theo liest die Forderungen und vernichtet das Blatt.
Im Tagebuch berichtet er von einem Phänomen in einer kinderlosen Gesellschaft. Seine Exfrau hat ihn zu einer Taufe eingeladen. Ihre Katze hat Junge bekommen. Während der Feier wird das Flugblatt diskutiert, das auch dort aufgetaucht ist. Zwei Männer von der Staatssicherheitspolizei suchen ihn auf. Im Gespräch wollen diese von ihm erfahren, was er von den aktuellen Entwicklungen hält. Quietus-Veranstaltungen wurden gestört indem die Rampen zur Einschiffung gesprengt wurden. Theo macht sich Gedanken über diesen Besuch der SSP. Er erkennt, dass er Sympathien für die Gruppe der Dissidenten hat.
Der letzte Eintrag im ersten Buch vom 26. März 2021 berichtet von einer zufälligen Begegnung mit Julian auf dem Wochenmarkt. Er warnt sie vor der SSP, die ihnen auf den Fersen sei. Theo beschließt noch einmal alle ihn bekannten Orte auf dem Festland von Europa zu bereisen.

2. Buch Alpha Oktober 2021
Theo kehrt nach Oxford zurück. Er beschreibt in seinem Tagebuch die besuchten Reiseziele auf dem Festland. Er ruft seine Ex-Frau an, um zu erfahren, ob irgendetwas in den letzten sechs Monaten in England passiert ist. Er beschreibt einen Alptraum, in dem er die Dissidentin Julian mit den Auto tötet.
Miriam aus der Gruppe der Dissidenten besucht ihn und spricht von der ersten Verhaftung. Die Gruppe befindet sich seitdem auf der Flucht und benötigt seine Hilfe. Die Flüchtlinge der Gruppe Five Fishes werden vorgestellt. Julian ist hoch schwanger, doch Theo glaubt, dass dies einer der üblichen Selbstbetrügereien sei, also eine Scheinschwangerschaft.
Er trifft Julian an einem Ort, an dem er in seiner Jugend sich mit heutigen Diktator Xan getroffen hat. Erinnerungen an Gespräche mit Xan, an diesen Ort werden mit den aktuellen Gesprächen verwoben. Er meint, Julian sollte ihre Schwangerschaft melden. Doch für sie ist der Warden und seine Diktatur das Böse, dem sie nicht trauen kann.
Die gemeinsame Flucht beginnt mit einem Besuch im Haus seines Doktorvater Jaspar, sie wollen sich dort verstecken. Das Haus ist totenstill, Jaspar hat Selbstmord mit einem Revolver gemacht und einen Nachricht für Theo hinterlassen. Sie rüsten sich im Haus für Flucht und die Geburt aus und reisen mit den Wagen von Jaspar ab.
Ein Mann aus der Gruppe pocht darauf, dass er der Führer der Gruppe ist, dass seine Fruchtbarkeit ist, die das erste Kind zeugte. Er will den Warden ablösen, um selbst Warden zu werden. Ein Schlagloch unterbricht ihre Flucht. Das beschädigte Auto wird von der Straße entfernt und in einem Wäldchen versteckt, wo es am nächsten Tag repariert wird.
Ihre Weiterfahrt endet an einer Straßensperre einer Omega-Gruppe. Sie zwingen sie an ihren Ritualen teil zu nehmen und verlangen einen von ihnen als Menschenopfer zu töten. Ihr Auto mit all seinen Vorräten wird als Teil des Rituals abgefackelt. Den vier Überlebenden gelingt die Flucht von den Omegas. Julian gesteht dem Anführer, das er nicht der Vater ist, sondern das das Kind von den soeben Geopferten stammt. Ohne Vorräte müssen sich von Früchten aus dem Wald ernähren.
Am nächsten Morgen ist der Anführer verschwunden. Die drei anderen machen Pläne für die weitere Flucht. In einem Ort überfallen sie ein Seniorenpaar in deren Haus. Deren Auto und Materialien für die Geburt werden gestohlen und das Paar gefesselt zurückgelassen.
Ihr neues Ziel ist ein Schlosspark des Warden. Theo kennt in umliegenden Wald eine Hütte. Aus den  Nachrichten erfahren sie, dass die Seniorin tot aufgefunden wurde und das nun drei Personen gesucht werden. Ihr Anführer hat offensichtlich Informationen über die Gruppe weiter gegeben. Die Flucht ist zu Ende, das Auto wird in einem Teich versenkt, Theo wirft sein Tagebuch hinterher und ein Hubschrauber erinnert sie daran, dass die Verfolger nahe sind.
In der Hütte wird alles für die Geburt vorbereitet. Ein Junge wird geboren und die Hebamme Miriam geht los, um Vorräte für die Gruppe zu besorgen. Sie kommt nicht zurück. Theo verlässt die junge Mutter und findet Miriam außerhalb des Waldes ermordet. Er kehrt zur Hütte zurück.
Der Warden Xan erscheint vor der Hütte. Theo spricht mit ihn, erschießt ihn mit einer Kugel seines Freunds Jasper. Theo nimmt den Ring des Warden von der Leiche. Der Staatsrat erscheint und wird kurz zum Baby vorgelassen. Die Mutter bittet darum, dass das Baby getauft wird, was Theo dann auch vollzieht.

Es ist eine Dystopie mit einem offenen Ende. Es wurde ein Kind geboren und damit könnte die Ursache der Dystopie beendet sein. Der Warden of England, als Repräsentant einer Diktatur ist tot. Doch es bleibt unklar, ob sich das politische System ändern wird und die Menschheit überlebt.

Freitag, 20. November 2015

Deutschland - Niederlande 0 : 0

17.11.2015. Beobachtungen auf dem Weg zu einem Spiel der deutschen Fußballnationalmannschaft gegen die niederländische Elftal im Niedersachsenstadion.

Kurzfristig hatte ich eine Freikarte geschenkt bekommen und mit einem Freund und seinen Kollegen trafen wir uns in einer Gastwirtschaft, um dann als größere Gruppe zum Spiel zu gehen. In den vier Tagen seit dem Terroranschlägen in Paris war es zunächst nicht sicher, ob das Spiel stattfinden soll. Eine Absage des Spiels wäre im Interesse der Terroristen, da damit die Angst vor dem Terror offensichtlich auch uns erreicht hätte.
In der Stunde in der Gastwirtschaft blickte ich durch die großen Fenster auf den Friedrichswall, auf dem sich langsam das Verkehrschaos der unbelehrbaren Autofahrer entfaltete. Unterbrochen wurde dieses Stop+Go alle paar Minuten durch Blaulicht, wenn wieder mal eine Kolonne von kleinen Polizei-Mannschaftswagen sich ihren Weg Richtung Stadion bahnten.
Anderthalb Stunden vor dem Anpfiff machten wir uns auf den etwa einen Kilometer langen Fußweg zum Stadion. Vor der Gastwirtschaft stand auf ein Busspur ein Sonderbus mit dem Ziel Stadion, der aber leer war. Als wir als Gruppe losgehen wollten sprach uns ein Mann an, der sagte, dass das Spiel abgesagt sei. Er sei gerade mit diesem Bus gekommen und der Busfahrer hatte dies gesagt und alle Passagiere zum Verlassen des Busses aufgefordert.
Keiner mochte dem Mann glauben und die Mehrheit zückte ihr Smartphone und suchte nach weiteren Informationen im Internet. Es fand sich zunächst keine Bestätigung. Eine Seite berichtete über einen leeren Koffer, dessen Harmlosigkeit aber bereits wenige Minuten später festgestellt wurde.
Wir brachen auf. Auf der anderen Straßenseite kamen wenige Menschen aus der Richtung vom Stadion. Kurz bevor wir den Maschteich sehen konnte versperrte ein Pulk von Menschen unseren Weg. Aus dieser Gruppe kamen immer wieder Menschen, die an uns vorbeigingen und nüchtern sagten, das Spiel ist abgesagt. Die Polizei versperrte weiträumig den Zugang und forderte zur Rückkehr auf.
Wir standen zusammen, die Mehrheit konsultierte ihre Smartphones und widersprüchliche Informationen wurden halblaut vorgelesen.
Dann eben kein Fußball. Mir fiel auf, dass alle, aber auch wirklich alle ruhig blieben. Nicht nur in unserer Gruppe, sondern auch die Menschen, die an uns vorbei sich vom Stadion entfernten. Es war kein Fluchen zu hören oder irgendein Zeichen von Sorge oder Angst. Ich sah einige telefonieren und aus den Gesprächsfetzen war zu erahnen, dass die vorzeitige Heimkehr angekündigt wurde.
Wir gingen zurück in die Gastwirtschaft. Dort wurde nach kurzer Zeit eine Leinwand heruntergefahren und eine Live-Schaltung eines TV-Senders von der Pressekonferenz mit unseren Innenministern (Bund und Niedersachsen) und dem Polizeipräsidenten gezeigt. Da hörte ich die merkwürdige Worte von T.d.M., der uns beruhigen wollte, aber nichts sagen wollte. Erst sein Nachsatz "Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern" förderte die Verunsicherung.

Hoffentlich wird das Freundschaftsspiel gegen die Niederlande auch im zweiten Versuch in Hannover stattfinden. Ich würde mich freuen, ins Stadion zu gehen.

Montag, 9. November 2015

Fremd in Warschau


(Bischof Marianos, 1005-1036)
Nach wenigen Tagen entfaltete sich eine mental map der Innenstadt. Markante Gebäude wurden erkannt und beim wiederholten Gang entlang einiger Straßen konnte nun in Muße Details entdeckt werden.
Das große Kino des Lebens spielte für mich. Doch etwas war befremdlich.

Seit meinen Kindheitstagen in Norddeutschland heißt städtisch hier ist der Fremde zu sehen. Das waren die dunkelhaarigen, angeworbenen Arbeitskräfte ("Gastarbeiter") und ihre Familien oder Menschen mit dunkler Hautfarbe unter den Besatzungssoldaten.

Das fehlte in Warschau! Es waren Unterschiede in der Kleidung zu sehen, die auf die wirtschaftliche Situation verwiesen, aber keine Differenz in Haut- und Haarfarbe. Letzteres gilt auch für junge Frauen in Warschau (selbst im Bereich der Universität), die nicht über ungewöhnliche Haarfarbe ihre Individualität betonen.
An beworbenen Orten waren natürlich Touristen wie ich, doch in vielen Straßen waren keine Fremden zu sehen.
(Bischof Petros I., 975-999)


Und dann kam sie. Eine Frau von etwa 25-35 Jahren, teuer gekleidet, groß, schlank mit einer langhaarigen Flechtfrisur, wie sie mir von Westafrikanerinnen vertraut ist. Die Frau wusste, wo sie hin will, kam mir zügig entgegen und Sekunden später verschwand sie hinter mir. Was für ein schöner Anblick.
Ich hatte den Eindruck, dass sich alle Männer nach dieser Frau aus einem afrikanischen Land umdrehten. Einige glotzten sekundenlang, als wenn sie so etwas noch nie gesehen hatten. Einer glotzte und ich sah in seinem Gesicht Abscheu.

Es wird noch lange dauern, bis auch in Polen in den Städten ein Querschnitt der Weltbevölkerung leben wird.
Nach der aktuellen Statistik von EUROSTAT für 2014 sind weniger als 0,3% der Menschen in Polen Ausländer und nur 0,01% stammen aus einem Land in Afrika.

Zu den beiden Bildern: Seit den 1960-er Jahren gibt es im Polnischen Nationalmuseum eine Dauerausstellung zu einer Kathedrale in Faras, Sudan. Bevor die Stadt durch den Assuan-Staudamm in den Nilfluten versank, wurden Wandmalereien und architektonische Besonderheiten gerettet, die heute in Khartoum und in Warschau zu bewundern sind.

Neue Straßennamen in Hannover

In Hannover werden in den nächsten Jahren verschiedene Straßen umbenannt. Den Namen einer Person auf einen Straßenschild zu „verewigen“ ist eine der größten Ehrungen, die eine Gemeinde vergeben kann. Doch hat es Fehler in der Beurteilung einer zu würdigenden Person gegeben.

Prominentes Beispiel ist der 1. Niedersächsische Ministerpräsident Hinrich Wilhelm Kopf, dessen Name für den Platz vor dem Landtag gewählt wurde. H. W. Kopf hat wie fast alle Mitglieder der wirtschaftlichen, juristischen, administrativen und politischen Elite nach 1945 einen Persilschein bekommen. Er war angeblich „sauber“ und in keiner Weise an den Verbrechen gegen die Menschlichkeit in den 12 Jahren zuvor beteiligt.
Als Ministerpräsident machte er große Politik in dem neu gegründeten Bundesland. Doch er hatte gelogen, was seine Mitwirkung und Teilhabe an Verbrechen in der Nazi-Zeit betrifft. Seine weiße Weste ist verschmutzt und der Platz heißt seit diesem Frühjahr Hannah-Arendt-Platz.

Eine Kommission der Stadt überprüfte eine Vielzahl von Straßennamen. Kritische Historiker und Heimatforscher hatten in den letzten Jahrzehnten bereits Vorarbeit geleistet und Namen genannt, die keine Ehrung im Stadtbild verdienen (Beitrag zum Thema von 2012).
Im Stadtteil List soll die Fritz-Beindorff-Allee umbenannt werden. Fritz Beindorff war der Besitzer der Pelikan-Werke, deren Produkte den meisten durch ihre ersten Füller und Tintenpatronen wohl bekannt sein sollten. Fritz Beindorff gehört zu den zwanzig deutschen Unternehmern, welche Ende 1932 den Reichspräsidenten aufforderten, Adolf Hitler zum Reichskanzler zu ernennen. Im Krieg arbeiten bei Pelikan Zwangsarbeiter und seit mindestens 1942 gab es direkt auf dem Fabrikgelände ein Zwangsarbeiter-Lager der GESTAPO. Die Pelikan-Werke gehörten zur NS-Kriegswirtschaft mit Arbeitskräften, deren Leben täglich gewaltsam enden konnte.

Die Umbenennung sollte kein Problem sein, denn es handelt sich um eine sehr kurze Straße (weniger als 20 Häuser) und das Namensrecht liegt bei der Stadt, die Vorschläge der Stadtbezirke aufgreifen kann. Es ist keine Bürgerbeteiligung vorgesehen. Mitglieder des Bezirksrat Vahrenwald-List äußerten die Sorge, dass diese Umbenennung einmal mehr zu Unmut über „die da oben“ führen kann. Eine gute Information über die Unwürdigkeit von Fritz Beindorff und vor allem über die neu zu ehrende Person kann dies verhindern. Und die Kritiker seien nur daran erinnert, dass Namensänderungen sehr häufig sind und das es dafür viele Gründe geben kann. Das Haus, in dem ich wohne, wurde in der Edenstraße errichtet. Eine neue Verkehrsführung der Ferdinand-Wallbrecht-Straße teilte die Edenstraße, das Drittel im abgetrennten Bereich wurde der Göbelstraße zugeschlagen.

Es gibt bei den Umbenennungen nur ein hannöversches Problem. Neue Straßennamen soll bevorzugt nach bedeutenden Frauen benannt werden und angeblich fehlt es an verstorbenen Würdenträgerinnen, die noch nicht in den letzten Jahrzehnten geehrt wurden.
Lächerlich! Wie sieht es aus mit den ersten Professorinnen der damaligen TH Hannover. Oder Politikerinnen, die das Wahlrecht für Frauen in Hannover propagierten oder nach 1945 in der Stadt, im Stadtrat oder Landtag ein neues Bild einer aktiven Frau repräsentierten. Oder wie wäre es mit einer der ersten Schauspielerinnen, welche fest am städtischen Theater engagiert wurde oder einer der ersten Solomusikerinnen in einem städtischen Orchester.

Diese Namen sind zur Zeit in der Öffentlichkeit nicht bekannt. Mit der Ehrung auf einem Straßenschild würde der Wandel des Frauenbildes an einzelnen Personen dokumentiert. Es sollte kein Problem sein, eine bisher nicht geehrte Frau zu finden.
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Die Verknüpfungen führen zu zwei Artikeln in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (2.4.2015, 1.10.2015), zu Wikipedia-Einträgen und anderen Beiträgen von mir. 2012 habe ich erstmals über Straßenanmen als Ehrung für Jahrhunderte geschrieben und dies vor allem am Beispiel der Deutschen (blutigen) Kolonialgeschichte erläutert (Lettow-Vorbeck, Wissmann, Peters).

Sonntag, 8. November 2015

Hannover Wetter Oktober 2015


Der Oktober 2015 fing angenehm an, doch trotz seiner zwei weiteren sonnigen Episoden war der Monat zu feucht und zu kühl. Die vom Deutschen Wetterdienst berechnete Monatstemperatur lag mit 8,8° um 0,9° unter dem langjährigen Mittelwert der Jahre 1961-1990 (Klimanormalwert oder CLINO).
-Vergleiche den Bericht des Vormonats und des Folgemonats-
Zu sehen sind die täglichen Messwerte der höchsten und tiefsten Temperatur (linke Skala) sowie der Sonnenstunden und des Niederschlags. Die Werte stammen von der Webseite des Deutschen Wetterdienstes und sind für die Station Hannover-Langenhagen.
Nach einer Woche kam es zu einer merklichen Abkühlung, die zum ersten Frosttag der dunklen Jahreszeit 2015-2016 führte. Die höchste Temperatur wurde am 3. Oktober mit 19,1° gemessen und die tiefste Temperatur am 12. Oktober mit -1,4°. Dies blieb der einzige Frosttage. Im langjährigen Mittel wurden 2 Frosttage im Oktober beobachtet. Es gab 6 Tage mit Bodenfrost (CLINO 1 bis 8 Tage).

Aus den verschiedenen Messwerten berechnet der DWD die Tagesmitteltemperatur.  
Deutlich ist der Abschwung der Temperatur vom wärmsten Tag (7. Oktober 15,4°) zum kältesten Tag (12. Oktober 3,2°) zu sehen. Der von mir berechnete gleitende 5-Tage-Durchschnittswert zeigt nur geringe Abweichungen.

Im Vergleich mit der langjährigen Monatsdurchschnittstemperatur wird deutlich, warum der Monat zu kühl war.
9 Tagen, die mindestens 1° wärmer als der Durchschnittswert von 9,7° waren, stehen 15 Tage gegenüber, an denen es mindesten 1° zu kühl war.

Im zweiten Vergleich betrachte ich die Tagestemperatur mit von mir berechneten langjährigen Mittelwerten und Extremwerten für jeden Tag.
Im Oktober sinkt in Hannover die Tagesmitteltemperatur von 11-12° auf 7-8°, wie die langjährigen Mittelwerte für 1951-1980 (rote Linie) und 1981-2010 (grüne Linie) zeigen. Keiner von den warmen Tagen am Monatsanfang überschritt die Grenze zur extremen Wärme (obere 10% der täglichen Werte der Jahre 1951-2010. Dagegen waren die Tage zwischen dem 11. und 14. Oktober extrem kühl.

Es gab 8 sonnige Tage, an denen die Sonne mehr als die Hälfte der Tageszeit nicht von Wolken verdeckt war. Gleichzeitig gab es 13 Tage an denen die Sonne weniger als eine halbe Stunde zu sehen war. In der Summe waren es dann 95,4 Sonnenstunden oder 92% des langjährigen Mittelwerts für Oktober.

An 13 Tagen wurde Niederschlag registriert, davon aber an drei Tagen nur 0,1-0,2 mm. Am 16. Oktober fielen 12,9 mm. Zusammen mit den anderen Tagen waren es 48,7 mm oder 116% des langjährigen Mittelwerts für Oktober.
Dies ist nur eine kleine Abweichung, aber stabilisiert einen Trend.
Klimawandel, Niederschlag, Hannover, Oktober Der Klimanormalwert liegt bei 42,0 mm. Im gleitenden 30-Jahresdurchschnitt (gelbe Fläche) ist dieser Wert um 28% auf 53,6 mm gestiegen.
Dies könnte ein weiteres Element des regionalen Klimawandels sein (siehe auch hier und hier). Nur der Niederschlag zeigt eine signifikante Abweichung vom CLINO. Die Veränderung der Sonnenstunden und der Monatstemperatur zeigen keinen klaren Trend.

Im Oktober 2015 gab es kein Windereignis in Hannover.

Alle Messwerte stammen wie jeden Monat vom Deutschen Wetterdienstes.
Berechnungen, Abbildungen und Vergleiche stammen vom Blogautor.

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Die folgenden Symbole führen jeweils direkt zum genannten Monatsbericht:
2016
2015
2014
2013

2012

2011

2010

Der Jahresbericht 2009 ist hier zu finden und hier sind die Monatsberichte 2009:

Der Jahresbericht 2008 ist hier zu finden und hier sind die Monatsberichte 2008:

Neben diesen monatlichen Berichten habe ich bisher dreimal zum Klimawandel am Beispiel von Hannover gebloggt: 2007 schaute ich auf Monatswerte der 2000-er Jahre, 2013 untersuchte ich speziell den Monat April, der langfristig immer sonniger, trockener und wärmer wird, und nochmals 2013 in langen Zeitreihen den Temperaturanstieg seit dem Ende des 19. Jahrhunderts.
Es gibt außerdem noch ein Blick auf das Wetter in Hannover im Jahre 2007, speziell den Sommer 2007. Es gibt einen langen Beitrag zum sehr kalten Winter 2009-2010 mit Vergleichen zu anderen Wintern, ein Vergleich zwischen den Winter 1985/86 und 2011/12 und aktueller zum langen Winter 2012-2013.
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Siehe auch die frühsten, noch sehr einfach gehaltenen Wetter-Darstellungen: