Samstag, 30. Dezember 2006

Budel-Seedorf-Akkoord von 1963

[Dies ist ein Text aus dem Jahre 2006; einige Angaben sind überholt]

Die niederländische Brigade in Seedorf bei Brauel ist ein Kind des Kalten Krieges.

Zwischen 1956 und 1959 baute die Bundeswehr zwischen den beiden Dörfern Seedorf und Brauel eine neue Kaserne für 1.500 Soldaten. Seit dem Beginn des Berliner Mauerbaus am 13. August 1961 gab es Aktivitäten der NATO, die als Abschreckung unter anderen eine niederländische Panzerbrigade mit 3.500 Soldaten östlich der Weser in Hohne und Fallingbostel stationierten. Bis zum Ende des Jahres wurde dieser Alarmzustand aufgehoben und 1962 begannen Gespräche, ob und wo niederländische Einheiten einer Panzerbrigade permanent stationiert werden können.

Mit der westdeutschen Regierung wurde vereinbart, dass es einen Tausch von Kasernen geben würde. Der Standort Budel in Brabant südlich von Eindhoven wurde der deutschen Armee im Tausch gegen eine Kaserne ähnlicher Größe mit zusätzlichen Wohnungen außerhalb der Kaserne angeboten.
Für Seedorf sprach, dass es sich östlich der Weser befindet und von hier leichter Zugang zu den drei großen Truppenübungsplätzen in der Lüneburger Heide besteht.
Am 17. Januar 1963 wurde das Budel-Seedorf-Abkommen / Budel-Seedorf-Akkoord über die Stationierung von Streitkräften zwischen den beiden Verteidigungsministerien abgeschlossen. Im August 1963 erreichte das 103. Verkenningsbataljon (Aufklärungsbataillion) als erste Einheit die Kaserne Seedorf. Bereits seit Mai bezog die Bundeswehr mit drei Batallionen den Legerplaats Budel und am 1. Juli 1963 trafen dort die ersten deutschen Rekruten ein.

In Seedorf waren ständig zwischen 2.000 und 3.000 niederländische Soldaten stationiert. Dies waren vor allem Soldaten der 41. Panzerbrigade, die später zur 41. Leichten Brigade wurde. Die Niederländer bezogen eine Kaserne mit Massenunterkünften, die erheblich erweitert werden mussten. Das kleine Städtchen Zeven hatte damals nur 7.000 Einwohner. Zeven war alleiniger Standort der Unterkünfte außerhalb der Kaserne für Berufssoldaten, Zeitsoldaten, zivile Angestellte und deren Familienangehörige. Die Bundeswehr übergab neben der Kaserne Seedorf 54 Wohnungen in einer Reihensiedlung in Zeven an die niederländische Armee. Alleine 1964 wurden weitere 130 neue Wohneinheiten gebaut. Für die Kinder wurde 1965 die Prins Willem Alexanderschool eröffnet.
Es entstanden schließlich vier Siedlungen mit Reihenhäusern in Zeven und in den 70-er Jahren begannen einzelne Niederländer in dem großen Neubaugebiet zwischen Zeven und Brauel neben deutschen Bauherren ihre Träume von einem Einfamilienhaus zu realisieren. 

Doch zurück zur Geschichte der Niederländer in Zeven und Seedorf. Seit 1990 haben sich die Militärverhältnisse in Westeuropa umfassend geändert. Die Niederlande hat wie fast alle Staaten die Wehrpflicht abgeschafft und als eine Konsequenz die Zahl ihrer Soldaten reduziert. Die deutsche Verteidigungspolitik hält immer noch an der ungerechten Wehrpflicht -zur Erinnerung: jeder Kriegsdienstverweigerer muss Zivildienst leisten, aber nur jeder dritte Nicht-Verweigerer muss zum Militär- fest, dennoch hat sich die Zahl der Soldaten erheblich reduziert. Die offensichtlichste Konsequenz ist die Reduzierung der militärischen Standorte. Erst Abzug und Auflösung einer Kaserne machen deutlich, dass diese oftmals der wichtigste lokale Arbeitgeber war.
Am 15. September 2004 wurde ein Gerücht durch ein Abkommen offiziell. Deutschland und die Niederlande hatten entschieden, dass Seedorf-Budel-Abkommen zu kündigen. Die deutschen Einheiten verließen bis Mitte 2005 den niederländischen Standort Budel und die letzten niederländischen Soldaten verließen Seedorf bis Mitte 2006.


Es gebe noch viel zu sagen zu den Niederländern in Zeven und den umliegenden Gemeinden.
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Eine Notiz zu Brauel und Seedorf findet sich hier.

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