Sonntag, 31. Dezember 2006

Georg Engelhard von Loehneyss 1617

Für meine Arbeit habe ich einen langen Auszug aus dem Bericht vom Bergkwerck von Georg Engelhard von Löhneyß (1552-1622) transkribiert. Der Autor war Braunschweigischer Berghauptmann und beschrieb in seinem Werk alle wesentlichen Erkenntnisse über den Bergbau und seine rechtlichen Grundlagen. Wie 61 Jahre vor ihm bereits Georgius Agricola wird zu Beginn des Buches begründet, warum Bergbau nützlich und nötig sei. Dieser Diskurs verweist u.a. auf die vormoderne Weltsicht, dass der Mensch nur das nutzen darf, was offensichtlich ist. Es werden insgesamt 10 Argumente von Kritikern aufgeführt (Pro), denen dann in einem zweiten Schritt widersprochen wird (Contra).

Das Argument gegen die Umweltzerstörung durch Bergbau und Erzverarbeitung wurde zwar 1617 gedruckt, ist aber in ähnlicher Logik auch heute noch im Umlauf im Bereich von Atomkraft, Bergbau und chemischer Industrie.

Pro
Zum siebenden geben sie für, daß durch das Bergkwerck bawen, gantze Flor und Felder umbgraben und verderbt, die Wälde und Gehöltze verwüstet und abgehawen werden, dieweil man zu denselbigen täglich ein unzehlich Holtz haben mus, die Wasser durch die Puchwerck und Ertzwaschen vergifftet, das sie von Fischen öde und wüste werden, dahero die Einwohner der Felder, Wälden, Höltzern und Fischwassern, in mangel und schaden kommen, das man augenscheinlich der Bergkwercke mehr verlust und schaden, dann nutz habe.


Contra
Sage ich hinwiederumb, das sie es viel mehr bawen, bessern, und zu des Menschen Nutz bringen, als verderben, dann sie ja die höchsten, unfruchtbarsten Berge, auch tiefe und finstere Thäler durchgraben, deren niemandt mit Holtz oder Gräserey gebessert, viel weniger nützet. Unnd da sie an solchen wüsten und weit abgelegenen örtern, Bergkwerck zu bawen anfangen, machen sie auch zu gleich Wohnung da, richten Häuser, Flecken unnd Städte auff, bawem Kirchen unnd Schulen, und da sonsten allerley wilde Thiere, als Bären, Wölffe etc. ihr Wohnung gehabt, wird jetzo Gottes Wort gelehret und geprediget.
Item, Sie fangen zu gleich an zu Säen und zu pflantzen, haben stattliche Viehzucht, dan sie Jährliches zur Haußhaltung, ein ziemliches an Keese unnd Butter machen, Verkauffen, und sich Winterß und Sommerßzeit davon erhalten können, geschweige des schönen Goldes, Silber, Kupffer, Eisen, Bley, und anderen Metallen, die Jährlichen etliche viel tausent Thaler bringen, davon solche Gebirge nicht allein wol bezahlet, sondern auch der Landeßfürst, und das gantze Landt, desselben Bergkwercks geniessen und gebrauchen können.
(LÖHNEYß, Georg Engelhard von (1617) Bericht Vom Bergkwerck, Wie man dieselben Bawen und in guten Wolstandt bringen soll, sampt allen dazu gehörigen Arbeiten, Ordnung und rechtlichen Proceß. Zellerfeldt.
Nach dem Exemplar in der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Signatur A 18 Phys. 2°)

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