Dienstag, 19. Dezember 2006

Andrea Barrett 1996 Schiffsfieber

Andrea Barrett "Schiffsfieber" - Erzählungen. Aus dem Englischen von Karen Nölle-Fischer. Claassen Verlag, München, 1996 (Original: "Ship Fever and other stories", W.W. Norton + Company, New York, 1996)

Das Buch fiel mir aus zwei Gründen in die Hände. Zum einen der Hinweis auf naturwissenschaftliche Forscher und Anekdoten um ihr Leben und zum anderen der Verweis auf den US National Book Award für diese Geschichtensammlung. Andrea Barrett studierte Biologie.

Es handelt sich um acht Geschichten, die in fünf Fällen vor 150-300 Jahren handeln. Die drei aktuelleren Geschichten ("In der Gezeitenzone", "Schwesternbande" und "Höhenkoller") sind keine weitere Anmerkung wert.

(Wenn eine Kurzgeschichte eine historische Personen behandelt, wurde eine Verknüpfung zur Kurzbiographie gelegt)
  • Habichtskraut spekuliert darüber warum Gregor Mendel nach der wenig erfolgreichen Veröffentlichung seiner Vererbungslehre als Aufsatz nach einer Zeit alle Versuche eingestellt hat und bis zu seinem Lebensende nichts zu diesen Thema mehr schrieb.
  • Der englische Schüler schildert den Lebensabschluss von Carl von Linné.
  • Seltener Vogel denkt sich sehr feinfühlig in die wissenschaftliche Debatte vor der Erkenntnis, dass auch kleinere Vögel Zugvögel sein können, ein.
  • Paradiesvogel handelt von einem jungen Artensammler, der die kuriosen Sponsoren von wissenschaftlichen Expeditionen mit Neuheiten versorgt und nur sehr langsam bemerkt, dass er eigentlich Tiere tötet, um sie besser zu beschreiben.
  • Die namensgebende Geschichte Schiffsfieber ist herausragend! Es ist dies eine Geschichte über Irische Emigranten, die dem Hungertod in ihrer Heimat entfliehen und in einer Kanadischen Quarantänestation ankommen. "There was no famine!" sang bereits Sinead O´Connor auf ihrer CD "Universal Mother (1994) und auch hier wird darauf verwiesen, dass dieser Hungertod ein "man-made desaster" der englischen Kolonialmacht war. Das es eine bewusste politische Entscheidung war, keine Hungerhilfe zu leisten und gleichzeitig Überschüsse aus anderen irischen Gebieten nach England zu schiffen. Doch dies ist die Geschichte eines Arztes, der in der Quarantänestation Dienst tut. Das ganze Elend wird sehr impulsiv beschreiben. Wer noch kein Zwischendeck kennt, sollte ins Deutsche Auswandererhaus nach Bremerhaven gehen oder dieses Buch lesen.
Ein Buch das ich wirklich empfehle!

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