Donnerstag, 28. Dezember 2006

Genealogie und Emigration

Was genau der Anlass dafür war, dass vor mehr als 25 Jahren das Hobby Genealogie aufgenommen wurde, wäre nur mit sehr vielen Worten zu erklären.
In Kürze: Geschichte war bereits an der Realschule eines meiner liebsten Fächer (neben Mathematik und Erdkunde!). Wie vermutlich alle Familienforscher suchte ich nicht nur nach Familiendaten, sondern nach einer Verortung von Ereignissen und Prozessen. Die Kriege des 17.-20. Jahrhundert und andere katastrophalen Ereignisse finden sich in allen Kirchenbüchern und Ortschroniken und deshalb natürlich auch in meiner Familie.

Hintergründe und Geschichten haben in Norddeutschland eine natürliche Grenze. Erst nach dem 30-jährige Massenmord begannen die Pfarrer in Büchern Taufen, Kopulationen (= so wurden damals Hochzeiten genannt) und Beerdigungen für ihr Kirchspiel zu dokumentieren. Meine Familiengeschichte setzt auf der väterlichen Seite 1650 in Hachum, 1653 in Evessen und auf der mütterlichen Seite 1655 in Scheeßel und 1661 in Brockel ein.
Nachdem zunächst nur ausgewählte kirchliche Ereignisse niedergeschrieben wurden, werden ab etwa 1700 alle Geburten, also auch die Totgeburten erwähnt. Doch natürlich sind dies nicht alle Personen. Es gab stets Personen außerhalb der von dem Pfarrer kontrollierten Kirchgemeinde. Fremde, Juden und Adelige tauchen wenn überhaupt nur am Rande auf. Und ein großer demographischer Prozess hinterließ fast keine Spuren: Emigration!

Es wurden nun einige Daten zur Auswanderung aus dem Amt Rotenburg aus verschiedenen Quellen zusammengestellt. Hier wie auch in vielen anderen Regionen Deutschlands sind etwa zehn Prozent der Bevölkerung zwischen 1830 und 1930 vor allem in die USA ausgewandert. Wenn es kein besonderes Interesse durch den Pfarrer gab, blieb das Verlassen des Kirchspiels unerwähnt. Auswanderer erscheinen nur als Remigranten und was heute als Heiratsmigration bezeichnet wird, wenn Sie auf Besuch erscheinen und vor Ort ihre Jugendliebe heiraten und mit ihr in die Staaten entschwinden.
Von den mehr als 500 Personendatensätze zu Vorfahren meiner Familie, die bisher gesammelt wurde, gab es bisher keinen Hinweis auf Auswanderung aus einer der Familien.
Nun fand sich beim Abgleich der Daten ein Cousin meines Urururgroßvaters Jacob Heitmann (1824-1877). Sein Großvater mütterlicherseits war Hinrich Meyer (1764-1801), Hofinhaber des einstelligen Vollhofs zu Varel nördlich von Scheeßel. Von diesen Hof stammt Harm Hinrich Meyer, der 1864 über Bremerhaven in die USA auswanderte und 1874 in Manhattan Catharina Maria Hesse aus dem benachbarten Kirchspiel Brockel heiratete.

Endlich habe ich einmal dieses Massenphänomen in meiner Familie lokalisieren können. Hi, hi und jetzt will ich natürlich auch wissen, ob Nachfahren dieses Meyer-Zweiges in den USA leben.

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