17.11.2015. Beobachtungen auf dem Weg zu einem Spiel der deutschen Fußballnationalmannschaft gegen die niederländische Elftal im Niedersachsenstadion.
Kurzfristig hatte ich eine Freikarte geschenkt bekommen und mit einem Freund und seinen Kollegen trafen wir uns in einer Gastwirtschaft, um dann als größere Gruppe zum Spiel zu gehen. In den vier Tagen seit dem Terroranschlägen in Paris war es zunächst nicht sicher, ob das Spiel stattfinden soll. Eine Absage des Spiels wäre im Interesse der Terroristen, da damit die Angst vor dem Terror offensichtlich auch uns erreicht hätte.
In der Stunde in der Gastwirtschaft blickte ich durch die großen Fenster auf den Friedrichswall, auf dem sich langsam das Verkehrschaos der unbelehrbaren Autofahrer entfaltete. Unterbrochen wurde dieses Stop+Go alle paar Minuten durch Blaulicht, wenn wieder mal eine Kolonne von kleinen Polizei-Mannschaftswagen sich ihren Weg Richtung Stadion bahnten.
Anderthalb Stunden vor dem Anpfiff machten wir uns auf den etwa einen Kilometer langen Fußweg zum Stadion. Vor der Gastwirtschaft stand auf ein Busspur ein Sonderbus mit dem Ziel Stadion, der aber leer war. Als wir als Gruppe losgehen wollten sprach uns ein Mann an, der sagte, dass das Spiel abgesagt sei. Er sei gerade mit diesem Bus gekommen und der Busfahrer hatte dies gesagt und alle Passagiere zum Verlassen des Busses aufgefordert.
Keiner mochte dem Mann glauben und die Mehrheit zückte ihr Smartphone und suchte nach weiteren Informationen im Internet. Es fand sich zunächst keine Bestätigung. Eine Seite berichtete über einen leeren Koffer, dessen Harmlosigkeit aber bereits wenige Minuten später festgestellt wurde.
Wir brachen auf. Auf der anderen Straßenseite kamen wenige Menschen aus der Richtung vom Stadion. Kurz bevor wir den Maschteich sehen konnte versperrte ein Pulk von Menschen unseren Weg. Aus dieser Gruppe kamen immer wieder Menschen, die an uns vorbeigingen und nüchtern sagten, das Spiel ist abgesagt. Die Polizei versperrte weiträumig den Zugang und forderte zur Rückkehr auf.
Wir standen zusammen, die Mehrheit konsultierte ihre Smartphones und widersprüchliche Informationen wurden halblaut vorgelesen.
Dann eben kein Fußball. Mir fiel auf, dass alle, aber auch wirklich alle ruhig blieben. Nicht nur in unserer Gruppe, sondern auch die Menschen, die an uns vorbei sich vom Stadion entfernten. Es war kein Fluchen zu hören oder irgendein Zeichen von Sorge oder Angst. Ich sah einige telefonieren und aus den Gesprächsfetzen war zu erahnen, dass die vorzeitige Heimkehr angekündigt wurde.
Wir gingen zurück in die Gastwirtschaft. Dort wurde nach kurzer Zeit eine Leinwand heruntergefahren und eine Live-Schaltung eines TV-Senders von der Pressekonferenz mit unseren Innenministern (Bund und Niedersachsen) und dem Polizeipräsidenten gezeigt. Da hörte ich die merkwürdige Worte von T.d.M., der uns beruhigen wollte, aber nichts sagen wollte. Erst sein Nachsatz "Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern" förderte die Verunsicherung.
Hoffentlich wird das Freundschaftsspiel gegen die Niederlande auch im zweiten Versuch in Hannover stattfinden. Ich würde mich freuen, ins Stadion zu gehen.
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