Freitag, 17. Juni 2011

Gangbé Brass Band und Hazmat Modine beim Masala 2011

Doppelkonzert: Gangbé Brass Band aus Benin und Hazmat Modine aus den USA (27. Mai 2011, 21 Uhr im Pavillon Hannover

Ein unbestuhlter Saal und viele Menschen vor dem Pavillon und im Foyer ließen auf ein tanzbares Konzert hoffen. Die Menschen kamen - ungewöhnlich für 's Pavillon - aus drei Generationen von jungen Erwachsenen bis Senioren. Diese Alterszusammensetzung führte im Konzert leider zu Problemen und bösem Blut.
Auf der Bühne waren drei von Hand gefertigte Trommeln zu sehen. Daneben waren zwei der für Westafrika typischen Glocken und ein wie eine große Calabash aussehender Klangkörper aufgebaut. Das war neben der Basstuba die Rhythmus-Abteilung der Gangbé Brass Band.
Die Wochenendkonzerte fangen immer relativ spät an und ab 21 Uhr gab es mehrmals einen mehrstimmigen Chor, der "Anfangen" rief und nach einer Viertelstunde und Hinweisen der beiden Veranstalter begann das drei(!)teilige Konzert.

Im einheitlichen bedruckten Stoff, aber in verschiedenen Varianten der Oberbekleidung kamen die acht Musiker der Gangbé Brass Band auf die Bühne und wurden sehr lautstark begrüßt. Es fiel sofort auf, dass alle barfuß auf der Bühne standen. Brass bedeutete in diesem Fall eine bemalte Basstuba, eine Posaune, ein Flügelhorn, zwei Trompeten und als Nicht-Blechblasinstrument ein Saxophon.
Es war treibende Musik, die sowohl afrikanische, brasilianische als auch allgemeine Jazzelemente mit ausgeprägten Soli von Posaune und den beiden Trompetern beinhaltete. Ja, das war Musik zum Tanzen!
Die Wermutstropfen dieser guten Laune standen wie ich direkt vor der Bühne und in der Mitte der Tanzfläche. Öffentlichkeitsarbeit ist sehr wichtig, aber es waren neben einem Kamerateam auch noch mindestens acht Fotografen anwesend, die sich immer wieder an verschiedenen Stellen vor der Bühne drängten. Die großen Displays der Kameras lenkten mich als visuellen Menschen immer wieder ab und ich hatte den Eindruck, dass jedeR Einzelne hunderte von Bildern aufnahm. Hier muss das Team vom Pavillon endlich einmal eine Einschränkung vornehmen. Einige dieser Fotografen sah ich auch im Schauspielhaus und im Schloss Landestrost. Dort waren sie aber auf ihre Sitzplätze eingeschränkt und damit für andere Besucher außer ihren unmittelbaren Sitznachbarn nicht als Störung des Konzerts wahrzunehmen.
Das andere tatsächliche Ärgernis war eine Gruppe von Jungmännern, die lautstark ihre eigene Party im Konzert feierten. Aus der ersten Reihe bemerkte ich diese Störung immer wieder, denn die waren so laut am Reden, das sie auch bei nicht ruhigen Stellen eines Songs klar zu hören waren. Ich schaute immer wieder verärgert zu dieser Gruppe und erkannte Musiker, die am Creole Wettbewerb teilgenommen hatten. Ich sah bei diesen verärgerten Rückblicken zweimal wie Umstehende diese Gruppe mit Gestik und verärgerten Gesicht um Ruhe baten, doch denen war das egal. Es war eine zunehmende Aggressivität zu spüren und zu verzichtete ich auf den guten Sichtplatz direkt vor der Bühne und sucht mir einen Platz wo ich nun die Musik statt direkt und über die Monitor-Lautsprecher über die großen Verstärker anhörte.

Besonders gefiel mir die Musik, wenn die Gangbé Brass Band Klassiker zitierte. "Pais Tropical" von Jorge Ben war in ihrer Version mit neuem Text herausragend. Wie angekündigt, hatte die Band nur eine Stunde für ihren Auftritt. Leider! Das Konzert machte wirklich Spaß.

Bei YouTube ist ein Video zu sehen, dass ein wenig die Energie dieser Band wieder gibt. Leider ist der Sound hier nicht so gut. Bei MySpace finden sich einige Studioaufnahmen

Nach einer Pause betrat die Band Hazmat Modine die Bühne. Wieder kamen acht Musiker und wieder waren es vor allem Blasinstrumente. Hier Saxophon, Trompete, Basstuba, zwei Mundharmonikas neben Schlagzeug und zwei Gitarren. Die Lead-Harmonika wurde zu Beginn elektrisch verändert und klang ein wenig wie eine Orgel. Es war eine schnelle mitreißende Mischung aus R&B, Country, Blues und Jazz, wie sie von den Blues Brothers bekannt ist. Es muss nicht unbedingt eine Referenz daran gewesen sein, aber der eine Harmonikaspieler in Schwarz gekleidet, bullig und mit Sonnenbrille erinnerte stark an die genannten Filmfiguren.

Bei YouTube gibt es eine sehr gute Liveaufnahme und das lustige Musikvideo zum Titelsong ihrer neuen CD Cicada


Auch diese Band hatte etwa eine Stunde für ihren Auftritt und dann wurde die Gangbè Brass Band auf die Bühne gebeten, beide Band vereinigten sich und spielten etwa eine weitere Stunde ein Set. Und das war Brass vom Feinsten. Das Programm, das die Lead-Harmonika veränderte wurde auch einmal mit einer Trompete gekoppelt. Wieder war ein Klang wie bei einer Orgel - und ich meine hier die große Kirchenorgel mit ihren Pfeifen wenn auch mit anderen Klangfarben zu hören.
Es war nach Mitternacht, als das Konzert zu Ende ging und die Musik hat scheinbar so viele begeistert, dass der CD-Stand zum Teil ausverkauft war. Schön für die Band. So musste ich einige Tage warten bis sich die aktuelle CD von Hazmat Modine (zum Teil in Kooperation mit der Gangbé Brass Band) bei mir im CD-Spieler drehte.

Nachtrag: Bei YouTube ist nun auch ein 9-Minuten-Video vom zweiten Teil des Konzerts aufgetaucht, wo beide Bands gleichzeitig auf der Bühne spielen
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