Samstag, 15. Mai 2010
Es gibt keine Eisheilige in Hannover
In der Zeit zwischen dem 11. und 15. Mai nerven einen die Flachfunker der öffentlichen und privaten Rundfunkstationen mit ihren Behauptungen, dass die kühlen Nächte oder Tage ein Zeichen für die legendären Eisheiligen sind. Aha, dummes Geplapper (zum Beispiel auf Leinehertz) scheint dort eine Einstellungsvoraussetzung zu sein.
Ja, es gibt im Mai und Juni in Norddeutschland kühle Phasen, wenn der Wind über Tage aus dem Norden weht. Ja, es kann dann auch einmal Bodenfrost geben, aber dies ist aus historischen Gründen (Kalenderreform im 18. Jahrhundert) nicht an die katholischen Namenstage Mamertus (11. Mai), Pankratius, Servatius, Bonifatius und (kalte) Sophie (15. Mai) gebunden.
Diese bäuerlich-klösterlichen Langzeitbeobachtungen von Wetterphänomen wurden vor mehr als 300 Jahren formuliert (siehe den Hinweis in der Wikipedia). Das Klima hat sich seitdem grundsätzlich verändert (Ende der kleinen Eiszeit vor etwa 200 Jahren) und dann haben wir den von uns zu verantwortenden Klimawandel mit seinen erhöhten Temperaturen.
Im folgenden suche ich mal kalte Tage in Hannover im Mai. Datenbasis sind hierfür die täglichen niedrigsten Bodentemperaturen der Wetterstation Hannover-Langenhagen des Deutschen Wetterdienstes zwischen 1979 und 2009 (31 Jahre)
1. Bodenfrost Es gab im Mai an einem fixen Tag bisher maximal 4 Tage mit Bodenfrost. In 31 Jahren gab es insgesamt 51 Tage mit Bodenfrost, also in 5% aller Nächte. Die Wahrscheinlichkeit von Bodenfrost nimmt vom Monatsanfang zum Monatsende ab.
2. Bodenfrost und sehr kalte Bodentemperaturen (weniger als 1° Celsius) Selbst die Ausweitung auf die Tage mit einem Minimum von weniger als 1° Celsius Bodentemperatur erhöht die Zahl der Ereignisse erst auf 113 (=12% aller Werte). Das Maximum verbleibt am Monatsanfang.
3. Bodenfrost und kalte Bodentemperaturen (weniger als 3° Celsius) Die Ausweitung auf die Tage mit einem Minimum von weniger als 3° Celsius Bodentemperatur erhöht die Zahl der Ereignisse auf 225 (=23% aller Werte). Für fünf Tage (1./3.-4./6./11. Mai) gibt es nun in jedem dritten Jahr eine kalte Nacht.
4. Bodenfrost und kühle Bodentemperaturen (weniger als 5° Celsius) Erst die Ausweitung auf alle Nächte die ein Minimum von weniger als 5° Celsius haben, führt zu Nächten in denen in mindestens jedem zweiten Jahr ein kühle oder kalte Nacht beobachtet wurde. Es handelt sich hierbei um den 1.-4. Mai, sowie den 9., 11. und 16. Mai.
Zusammengefasst kann deshalb gesagt werden:
Es gibt keine Eisheiligen in Hannover!
Ob früher (vor 1970 oder vor 1940) die kalte Luft, die im Mai in ein oder zwei Schüben noch einmal Norddeutschland erreicht, damals regelmäßig zu Bodenfrost und Frost führte, ist ein anderes Thema. Für die letzten Jahrzehnten ist dieses Phänomen nur noch in den Lexika und aktuellen Medien zu finden.
Ein Blick auf die Werte für das Jahr 2010 zeigt, dass wir nun bereits deutlich länger als fünf Tage in einer kühlen Wetterlage stecken. Vom 12.-23. April gab es in jeder Nacht Bodenfrost, seitdem nur noch am 28. April und am 4.-5. Mai.
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