Habe für eine Analyse, die ich der Stadtteilgruppe Vahrenwald-List der Grünen vorstellte, einige Graphiken zur Europawahl erstellt.
Alle Zahlen für Hannover und dem Stadtbezirk Vahrenwald-List sind offizielle Wahlergebnisse, wie sie auf den Seiten der Stadt Hannover für jedes Wahllokale abgerufen werden können.
1. Die bundesweiten Wahlumfragen der verschiedenen Umfrageinstitute sahen Die GRÜNEN bis kurz vor der Wahl bei 18-19%. Es wurden schließlich 20.5% der gültigen Stimmen und 21 Sitze im Europaparlament.
2. Die Zahl der Einwohner von Hannover nahm zwischen dem 1.1.2014 und dem 1.1.2018 um 17.000 zu. Die Zahl der Wahlberechtigten nahm 3.200 ab.
Die Zahl der gültigen Stimmen nahm um 62.500 zu.
73.600 Wähler setzten ihr Kreuz bei den Grünen (+42.300). Dies entspricht 31.1% der gültigen Stimmen.
3. Es gibt ausgeprägte Hochburgen der Grünen. In Linden (Nord-Mitte-Süd), Calenberger Neustadt, Neustadt und Oststadt waren es jeweils mehr als 38,5%. In diesen Stadtteilen plus Mitte, Südstadt, List und Limmer sind die Grünen die dominante Partei, d.h. hier, dass sie mehr Stimmen erhalten haben als CDU und SPD zusammen.
In der Peripherie haben die Grünen unterdurchschnittliche Ergebnisse erzielt.
4. Grüne Hochburgen zeichnen sich durch eine durchschnittliche bis überdurchschnittliche Wahlbeteiligung aus. Außer im großbürgerlichen Isernhagen-Süd (die letzte echte CDU-Hochburg!) sind Stadtteile mit hoher Wahlbeteiligung auch gleich Bereiche mit hohen Grünen Stimmenanteil.
5. Es gibt eine signifikante Korrelation zwischen der Wahlbeteiligung und dem grünen Stimmenanteil. Um so höher die Wahlbeteiligung, um so höher der Anteil der Grünen.
Eine ähnliche klare Korrelation gibt es bei der AfD. Um so höher die Wahlbeteiligung, um so niedriger deren Stimmenanteil.
6. Nun beginnt der Blick auf den Stadtbezirk Vahrenwald-List. Hierzu muss eine Einschränkung gemacht werden. Die Ergebnisse der Wahllokale repräsentieren nur 72,2% der abgegebenen Stimmen. 27,8% der gültigen Stimmen wurden vorab als Briefwahl abgegeben.
Die Grünen sind stärker im Ergebnis der Wahllokale als bei der Briefwahl.
2014 stimmten 19,6% der Briefwähler*innen für die Grünen und 22,1% der Wählenden in den Wahlokalen.
Es gab 2014 sehr ausgeprägte Hochburgen um den Bonifatiusplatz bis hin zur Röntgenstr. Im Norden von Vahrenwald erreichten die Grünen nur wenige Wählende.
7. Der Stadtbezirk hat sich zwischen 2014 und 2019 deutlich verändert. Insbesondere Neubaugebiete haben die Zahl der Wahlberechtigten deutlich erhöht.
8. Die Grünen haben ihren Stimmanteil um 14% gesteigert. In drei Wahllokalen der List erreichten die Grünen mehr als 50% der Stimmen. in 25 von 33 Wahlokalen in der List und in 6 von 18 Wahllokalen in Vahrenwald waren die Grünen die dominante Partei, d.h. sie erhielten mehr Stimmen als CDU und SPD zusammen.
9. Selbst in einigen Hochburgen kam es zu einer überdurchschnittlichen Verbesserung des grünen Stimmenanteils. Einige Wahllokale in Vahrenwald, wo die Grünen 2014 noch niedrige Stimmanteile hatten, gehören zu den Bereichen mit überdurchschnittlichen Zuwachs.
10. Die letzte Abbildung ist der AfD gewidmet. Mit der Ausnahme des Wahllokals 1008 (eines von sieben Lokalen im Freizeitzentrum Vahrenwald) gilt, dass dort wo die Grünen stark vertreten sind, die AfD unterdurchschnittlich vertreten ist.
11. Eine abschließende Bemerkung zu Briefwahl und Stimmabgabe in einem Wahllokal:
2014 gaben im Stadtbezirk Vahrenwald-List 77,6% der Wählenden ihre Stimme im Wahllokal ab. 2019 waren dies nur noch 73,8%. Der Trend zur vorzeitigen Stimmabgabe nimmt zu. In absoluten Zahlen nahem die Zahl der Briefwählenden von 5.378 auf 8.709 zu.
Es gibt deutliche Unterschiede im Wahlergebnis zwischen den ausgezählten Briefwahlstimmen und den Stimmen in den Wahllokalen. Die Grünen und die AfD mobilisieren ihre Wählenden stärker für eine direkte Stimmabgabe. Der höhere Anteil der Stimmanteile für die "Große" Koalition hat sicherlich mit deren höheren Stimmanteil bei den Wählenden über 60 Jahren zu tun.