Gestern eröffnete das Mlimani Park Orchestra aus Dar es Salaam das 13. Masala Welt-Beat Festival im Pavillon Hannover. Zehn Herren zwischen vielleicht 25 und deutlich über 50 Jahren standen auf der Bühne und spielten ostafrikanische Tanzmusik (Kiswahili: muzika wa dansi).
Das war keine anspruchsvolle Musik, einfach gute Tanzmusik, die noch viel besser angekommen wäre, wenn der Pavillon nicht wieder die gesamte Tanzfläche bestuhlt hätte. Wer immer dafür zuständig ist, zeugt von einer ausgesprochenen Ignoranz gegenüber den Künstlern des Abends und einem Großteil des Publikums.
Die Musik des Mlimani Park Orchestra ist ungewöhnlich. Ich kenne diese Musik ja von Konzerten in Dar es Salaam. Stücke sind in der Regel zweigeteilt mit einer ruhigen Passage im Stil einer Ballade und einen folgenden schnellen, treibenden Rhythmus. Wesentlich sind hierbei die kurzen Bläsersätze (eine Trompete und ein Alt-Saxophon) und zwei Gitarren. Letztere spielen diese hohen Töne in einem Rhythmus, der charakteristisch für Soukous aus dem Kongo ist. Remmy Ongala soll diesen Musikstil aus dem Kongo mitgebracht haben, als er sich in Dar es Salaam niederließ und sein Orchestre Super Matimila gründete.
Mlimani Park Orchestra ist eine von den Bands aus Dar es Salaam, die nach einem Club benannt ist. Viele dieser Musikclubs haben Hausbands, die regelmäßig in diesen Open Air Restaurant und Bars für zahlendes Publikum spielen. Diese Musik kann entsprechend auch vor diesen Bars ohne Bezahlung genossen werden.
In der Anfangszeit dieser Tanzkapellen waren die Musiker nur Angestellte, die auf Instrumenten der Musikclubs spielten. Diese Angestellten wechselten dann auch schon einmal die Bands. So standen nun im Pavillon Muhiddin Maalim und Hassani Bitchuka (beide Gesang), Kassim Rashid (Gitarre), Charles John Ngosha (Bass) auf der Bühne, die auch zwischenzeitlich für International Orchestra Safari Sound gespielt hatten.
Das Mlimani Park Orchestra (hier findet sich eine gute Bandgeschichte) und andere Bands singen auf Kiswahili über Alltagsprobleme und –freuden. Viele Lieder sind im bestens Sinne stadtbekannt und werden zum Teil mitgesungen. Der Gesang ist dabei oftmals zweigeteilt. Ein Leadsänger und die beiden anderen Sänger singen im Refrain mit.
Der Gesang wechselt bei den einzelnen Stücken zwischen den Sängern. Begeisterungstürme gab es für die Tanzeinlagen, wenn drei bis fünf Musiker synchron Mtingo mit seinen immer wieder abgestoppten Bewegungen tanzten. Auch wenn der alte Herr am Mikrophon (Hassani Bitchuka) aufreizend tanzte oder besonders gut mit seiner Stimme spielte, gab es Szenenapplaus. Einer der jüngeren Sänger übernahm die Aufgabe des Animateurs und tanzte eigentlich das ganze Konzert durch und dabei immer wieder an der Bühnenkante mit aufmunternden Armbewegungen für die Tanzenden links und rechts von der Bühne.
Der Bassist zeigte die größte Spielfreude und baute immer wieder neue Strukturen über das Schlagzeug und die Gitarren. Für solche Eskapaden bietet die Musik viel Platz, denn im treibenden zweiten Teil eines Stücks gibt es eine Grundlinie, die von Schlagzeug, Rhythmusgitarre und Congas gespielt wird und zu der die Bläser, Leadgitarre und Bass phrasieren.
Ungewöhnlich ist das Ende vieler Stücke. Nachdem eine Grundidee über viele Minuten in hoher Geschwindigkeit variiert wurde und Soli gespielt wurden, endet das Stück einfach so.
Es sind lange Stücke und so hat man als Tänzer, der ich nun einmal bin, einen Moment zum Verschnaufen und dann geht das nächste Lied langsam los. Ich war total durchgeschwitzt. Mit einem Grinsen sah ich nach meiner Rückkehr, dass vom Rücken so viel Wasser heruntergelaufen war, dass ein nasses Dreieck vom Hosenbund nach unten lief.
Die Konzerte mit Bands aus afrikanischen Staaten sind auch jeweils ein großes Hallo. „Du auch hier?“ wird rhetorisch gefragt: „Natürlich!“ Einige Personen vermisste ich dann doch, vielleicht hätte ich auch noch mal persönlich die Werbetrommel rühren sollen, wie es vor zehn Jahren noch selbstverständlich war.
- - - - - Weitere Beobachtungen vom MASALA-Festival 2007 - - - - -
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