Zwei vom Abi’82 waren so rührig, dass sie mit einem Vorlauf von mehr als einem halben Jahr eine Wiedersehensfeier im türkischen Restaurant Ali Baba in Delmenhorst organisierten. Diejenigen von uns, die sich auf den Weg machten, waren bestimmt genauso dankbar für diesen Einsatz wie ich.
25 Jahre sind eine lange Zeit und ich war gespannt wer erscheinen würde und ob meine Erinnerungsbilder ein Wiedererkennen ermöglichten.
Ich war bewusst früher nach Delmenhorst gefahren, zum einen konnte ich nun mit einem direkten und leider total überfüllten RE fahren und damit erstmals das Niedersachsen-Single-Ticket nutzen und zum anderen hatte ich damit mehr als eine Stunde Zeit, durch Delmenhorst zu bummeln. Wann war ich zuletzt in dieser Stadt gewesen? Ob es nun 1984 oder 1985 war, ist dabei egal, denn es waren auf jeden Fall mindestens zwanzig Jahre vergangen.
Ich glaube es war eine von diesen Geschichten mit Herrn Keuner von Bert Brecht, die wir im Deutschunterricht kennen lernte: „Das Wiedersehen. Ein Mann, der Herrn K. lange nicht gesehen hatte, begrüßte ihn mit den Worten: „Sie haben sich gar nicht verändert." „Oh!" sagte Herr Keuner und erbleichte." Für Delmenhorst kann ich sagen, dass ich mehr als einen Kilometer spazieren musste bis die Ahnung einer Erinnerung von etwas Vertrauten aufkam.
Ich ging durch die Fußgängerzone und mein Blick suchte das Steh-Café, in dem wir so viel Zeit in den Freistunden verbrachten. Das Café konnte es in dieser Form nicht mehr geben, da Eduscho nicht mehr existierte. Gegenüber von dem Café gab es einen der ersten McDoof, den ich auch an denselben Standort nur in einem neuen Gebäude wiederfand. Das Café war verschwunden, wie auch der Buchladen, wo ich erstmals dieses angenehme Kribbeln spürte, beim Blättern und Anlesen von Literatur. Ich meine mich zu erinnern, dass der Buchladen zwei Etagen hatte und die Literatur in der 2. Etage zu finden war mit Blick auf die Fußgängerzone.
Ich passierte das Ali Baba und ging schließlich nach rechts, wo ich auf vertraute Straßennamen und Häuser im Umfeld meiner Schule hoffte. Als ich den Straßennamen Cramerstr. las, klang dies bekannt.
Ich ging bereits einen Kilometer entlang dieser Straße und hatte das wachsende Gefühl, dass ich auf dem falschen Weg war. An der nächsten Ampelkreuzung bog ich in die Bismarckstr. ab und lächelte. Hier wies ein Schild auf das Theater „Kleines Haus“. Dies war der Name des Gebäudes, das auch als Aula der Maxe genutzt wurde.
Kolossale Villen säumen die Straße und dann sah ich einen vertrauten Zebrastreifen, der in diesen Fall die Nähe einer Schule signalisierte. Die vorher passierte Bushaltestelle hieß bereits Max-Planck-Str.
Direkt am Beginn der Straße war meine ehemalige Schule zu sehen. Ich fingerte einen neuen Film in die Kamera und machte ein erstes Bild. Ich war Tourist und hängte deshalb meinen Apparat um den Hals.
Vor der Schule standen drei Mädchen und warteten auf jemand. Sie baten mich, doch von ihnen ein Foto zu machen. Lächelnd sagte ich ab, da ich zwar die Schule kenne, sie aber nicht. Hier schien sich nicht viel verändert zu haben.
OK, die Maxe hatte ein Logo bekommen, das auf einem Metallschild vor der Schule zu finden ist und eine Kamera kontrollierte den Fahrradhof. Ich ging einmal um das Gebäude und machte einige Fotos
Diese Zeilen schrieb ich schließlich auf der Burginsel. Dies war für mich einer der Rückzugspunkte, wenn ich alleine in einer Freistunde sein wollte. Es ist immer noch ein ruhiger Ort. Eine junge Bäume mit hellem grün filen mir auf, da waren Mammutbäume oder eine ähnlich stark abholzende Baumart gepflanzt wurden.(Das ist der Schulhof für die Sek-II, wo damals auch geraucht werden durfte. Hier hat sich doch etwas verändert, denn in meiner Erinnerung waren hier auch hohe Büsche, die eine Beobachtung erschwerten und ich habe klare Erinnerung daran, dass es Mitschüler gab, die auf diesen Hof in der Pause einen Joint geraucht haben)
Hier auf der Insel war etwas Vertrautes in einer Stadt, die sich stark verändert hat.
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