Studio Pagol gaben ihr erstes Konzert in Deutschland im Rahmen des Masala-Weltbeat-Festivals im Pavillon in Hannover. Diese Band aus Belgien mit Musikern aus vielen Kulturkreisen führt zur großen Frage: Was ist eigentlich Weltmusik?
Die Musikindustrie fasst unter diesen viel- und gleichzeitig nichtssagenden Label einen Großteil der nicht-westlichen Musik zusammen. Für die westliche Tradition gibt es Labels wie Klassik, Jazz, Pop, Rock, Blues, Reggae, Folk, etc., aber da verbleiben die vielen Klänge aus der Peripherie von Europa, Lateinamerika, Afrika, Asien und Australien, die sich nicht so klar zuordnen lassen. Oftmals ist es Pop mit Anleihen an traditioneller Musik der jeweiligen regionalen Kultur. Doch was ist schon Tradition, seitdem bekannt ist, dass eigentlich alle Traditionen erfunden sind und ständig neue Traditionen eingeführt werden.
Weltmusik ist also erst einmal ein Verkaufslabel und auch das Masala-Weltbeat-Festival präsentiert vor allem Musik außerhalb des westlichen Mainstreams, die aber in ihren Herkunftsgebieten oftmals Mainstream sind (zum Beispiel Mlimani Park Orchestra)
Doch es gibt auch eine andere Definition von Weltmusik, welche die Vermischung und Fusion von unterschiedlichen Musiktraditionen beinhaltet. Wenn zum Beispiel europäische Jazzer mit traditionellen Musikern aus Indien eine gemeinsame Musik suchen und finden oder wenn westafrikanische Musiker aus der Griot-Tradition, die auch als Sahel-Blues bezeichnet wird, zusammen mit Flamenco-Musikern spielen. Das erste Beispiel bezieht sich auf die Münchner Formation Embryo, die sich 1978 auf eine einjährige Fahrt nach Pakistan und Indien begab und das zweite auf das Songhai-Projekt von 1988-1994 mit Toumani Diabate und Ketama. Das würde ich als Weltmusik bezeichnen, denn hier wurden vertraute Klänge (Saxophon und Gitarre) mit fremd klingenden Perkussionsinstrumenten und Gesangstraditionen gemischt.
Studio Pagol spielt Weltmusik! Acht Künstler präsentierten eine ungewöhnliche aber oftmals dennoch tanzbare Mischung aus Hardrockgitarren, Breakbeats, indischen Rhythmen und Gesang in gleich mehreren Sprachen. Eine Frau führte unter ständigen Wechsel der Kostüme Elemente von indischen Tänzen vor und ein Videokünstler zeigte auf einer runden Leinwand im schnellen Wechsel Kollagen. Dabei waren einige Stücke expliziert politisch sowohl im Bild und Text.
Der Mann an Keyboard und Saxophon streute auch immer wieder Loops und Zitate von einem Apple in die Musik. Die sechs Musiker (neben den bereits genannten Leadgitarre/Gesang, Rhythmusgitarre/Bass, Schlagzeug/Perkussion, Gesang/Perkussion und Gesang) zeigten große Spielfreude und haben sich viele neue Freunde gemacht.
Hier geht es zur Website vom Studio Pagol (=verrückt).
Der Mann an den Keyboards und am Apple war Marc van Eyck. Die CD seines Projekts "Technically normal" wird hier beschrieben.
- - - - - Weitere Beobachtungen vom MASALA-Festival 2007 - - - - -
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen