Montag, 28. September 2009

Konsequenz vor Melilla

Dann waren wir doch nur zu fünft, die sich am Abend zum Hafen aufmachten, um die Nachtfähre nach Melilla zu nehmen. Einige Stunden vor Abfahrt gingen wir an dem Schiff vorbei, um am Fahrkartenschalter unsere telefonischen Reservierungen in reale, bezahlte Fahrkarten zu verwandeln. Von außen gab es keinen schriftlichen Hinweis darauf, dass das Gebäude, was wir ansteuerten, auch das richtige war, doch wie Reisende Aussehende standen vor der Längsseite mit Gepäck und es war dann auch die Halle mit zwei unterschiedlichen Schaltern mit Wartenden.
Am Schalter war es die gleiche verschnarchte Geschwindigkeit wie ich sie an Schaltern in Dar es Salaam oder Accra erlebt hatte. Wir waren wirklich kurz vor Afrika, nur hatten die hier Computer, die offensichtlich nichts vereinfachten oder beschleunigten. Doch mit einer Gruppe vergeht jedes Warten angenehm. Wir kamen dran, nur um zu erfahren, dass wir in der falschen Schlange standen und wechselten zum Ende der anderen Schlange.
Die neue Wartezeit verbrachte ich mit dem Lesen der verschiedenen bi- und trilingualen Hinweistafeln und –texte, aber entweder gab es eine Hafengeheimsprache oder ich fand einfach nicht den Hinweis, dass wir nun in der richtigen Schlange standen. Wissens, das für Residents Spezialtarife gelten, ging ich interessiert die Liste aller Tarife durch und fand dann auch die Spalte, die anzeigte, dass diese Gruppe mehr als 30 Euro für einen Rückfahrschein bezahlen muss. Ich war irritiert, dass neben den Transportkosten noch drei weitere Spalten (Hafengebühr, Servicepauschale, BAF) zu finden war. Das Internet hatte uns Kosten von 59,40 bis 82,40 für eine normale Reise oder für eine Kombination von Normal- und Expressfähre genannt. Letzteres war so schon bitter. 82 Euro für einen Aufenthalt von etwa acht Stunden, um nach der Rückkehr nach Málaga auch den Rückflug zu erreichen.
Zweifel kamen auf. Standen Zeit, Neugier und Spaß in einem vernünftigen Verhältnis zu den erwarteten Ausgaben? Ich schlug vor, dass wir eine Kostenobergrenze definieren. Es wurden Zahlen genannt und als wir schließlich am Schalter dran waren, Reservierungsnummer und Pässe durchgereicht hatten, erfuhren wir, dass die Grenze überschritten wurde und ließen uns die Ausweise zurückgeben und standen wieder auf der Straße.
Ein Fehler? Vielleicht!

Heute beim Schreiben diese Zeilen fällt mir ein, dass wir keinen Solidaritätspakt abgeschlossen hatten, wie damals für die Fähre HEL-TLN-HEL oder zwei Tage später im Real Alcazar in Sevilla. Wir hätten 66,60 bzw. 89 Euro gezahlt. Wenn wir 68-70 Euro in den Topf geworfen hätten, wären es nur 73-81 Euro für die Expressversion gewesen.

Das ist zwar bitter, aber nicht so bitter. Was macht man mit so einer angefangenen Nacht und dem gesparten Geld?


Wir gingen sehr gut Essen, danach durch die spätabendliche Stadt zur Kathedrale, wo es noch einen Nachtisch gab und hörten schließlich das doppelte Signal der abfahrenden Fä
hre. Erst jetzt riefen in der Casa an, um unsere unerwartete Rückkehr anzukündigen.


Es war ein schöner Abend!

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