Die Ev.-luth Kirchgemeinden in der List (Apostel, Dreifaltigkeit, Markus) geben viermal im Jahr den Blickpunkt heraus, der dann in meinem Briefkasten landet.
Die Kirchennachrichten interessieren mich trotz meiner Mitgliedschaft nur wenig, aber ich schaue immer wieder mit Befremden und Amusement auf das Verzeichnis der Taufen. Der unbedingte Wille vieler Eltern ihren Kindern ihre Individualität im Namen mitzugeben ist dabei offensichtlich.
Schon als Jugendlicher hörte ich die Geschichte, wie man überprüfen kann, ob ein gewünschter Name oder der sich daraus ableitende Spitzname in der Realität verwendet werden kann. Es hieß damals, man sollte ich folgende Situation vorstellen. Als Elternteil reagiert man auf das Klingeln, öffnet die Haustür und schaut auf Freunde des eigenen Kindes. Sie Fragen, "kann xxxxx zum Spielen rauskommen". In der Liste sind gleich mehrere Namen, wo das xxxxx nicht durch diesen ausgewechselt werden kann, wo Eltern sich ein Denkmal gesetzt und ihren Kindern ein Bärendienst erwiesen haben.
Habe mal die Namen der letzten drei Jahre der Tauflisten der oben genannten Kirchgemeinden betrachtet.
Es sind sicherlich nicht nur die 15% Menschen mit Migrationshintergrund, die ihren Kindern Namen ihrer Heimatländer geben. Ein schöner Urlaub, die große Liebe, etc. wird im Namen eines Kindes dokumentiert.
Bei der Namensgebung spielt sicherlich auch die Kindheit der Eltern eine Rolle. Wenn ich an die Kinderbücher von Astrid Lindgren denke, dann denke ich auch an Lotta (aus der Krachmacherstraße), Annika (die Freundin von Pippi Langstrumpf), Ronja (Räubertochter), Ole (aus Bullerbü), Namen, die sich in der Liste finden lassen.
Sicherlich finden sich auch Namen von populären Personen des öffentlichen Lebens (Musik, Film, TV) in der Liste. Mitte bis Ende der 80-er Jahre gab es tatsächlich Eltern, die ihre Kinder Boris (Becker) oder Stefanie (Graf) nannten. Und die Generation der Hogwarts-Kinder steckt nun in der Pubertät.
Interessant ist auch die Verschreibkunst und kreative Variationsfreude. Es gibt viele Möglichkeiten den Namen Matthäus (Matthias) zu schreiben, und mit Matheo, Mathis, Mats, Matthes, Matthias, Matthis, Matti, Mattis finden sich gleich acht Varianten bei den Taufen der letzten drei Jahren. Bei den Mädchen ist eine Variation bei Amalia, Amelie, Emilia, Emilie, Emily oder auch bei Elena, Helen, Helena, Helene und besonders schön bei Josefine, Josephin, Josephine zu finden.
Natürlich gab und gibt es Moden bei der Namensgebung. Aus der Genealogie ist mir die Übername von Namen der Regierenden bekannt (zum Beispiel Georg, als die Welfen den britischen Thron bestiegen). Sehr populäre Namen der 1970-er Jahre wie Andreas oder Stefan fehlen in aktuellen Listen. In der List sind Emma (5x), Ida (5x), Katharina (6x), Marie (11x), Sophie (10x) bei den lutherischen Eltern als Mädchennamen und Alexander (6), Benjamin (5x), Johann (5x), Maximilian (5), Moritz (6x) und Tim (5x) als Jungennamen beliebt.
Das ist dann aber auch die wichtige Einschränkung die Auflistung ist eine Auflistung der Taufnamen der Ev.-luth. Kirchen in der List. Die drei Kirchen haben aktuell rund 8.100 Mitglieder. Für ganz Hannover ist bekannt, dass die Mitglieder der Ev.-luth Kirche nur noch etwa ein Drittel der Bevölkerung ausmachen.
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