Samstag, 14. Februar 2015

LE MONDE diplomatique - Januar 2015


Der Januar ist vorbei, die monatliche deutsche Ausgabe der diplo ausgelesen und mit der neuen Februar-Ausgabe die vorherigen Texte auch kostenlos im Netz zu lesen.
Hier sind meine Leseempfehlungen und Zusammenfassungen, der Name des jeweiligen Journalisten führt direkt zum Artikel im Archiv der LE MONDE diplomatique:
  • Der Wissenschaftler Quentin Ravelli recherchierte über den französischen Pharmakonzern Sanofi. Er hat dafür dort auch ein Praktikum in der PR-Abteilung absolviert und in der Produktion in Rouen gearbeitet. Die Produktionsbedingungen widersprechen den öffentlich erklärten Ziel, etwas für die Gesundheit der Menschen zu tun. Wichtiger als, die Arbeiter, die die Pillen herstellen, sind die gut bezahlten Personen, die Mediziner manipulieren, mehr Präparate zu verschreiben. Er beschreibt, wie dieses Ziel erreicht wird und damit Sanofi zum viert-größten Pharmakonzern wurde.
  • Urbino mag eine Kleinstadt in Italien sein, aber der Soziologe Peter Kammerer von de dortigen Universität sieht die Stadt als ein Beispiel für gescheiterte Entwicklungsprozesse und wir die Gier nach neuen Projekten zur Modernisierung die Lebensqualität reduziert, wenn weder das Neue fertig gestellt noch das Alte in Stand gehalten wird.
  • Desmond King von der University of Oxford begründet die These, dass die Abgrenzung zwischen Schwarzen und Weißen in den USA seit der Zeit der Bürgerrechtsbewegung verschärft hat.
  • Aus Nigeria berichtet der Schriftsteller Elnathan John wie ein queerer Nigerianer zu einem Sündenbock für ein Bombenattentat wurde. Nigeria ist von Terror verschiedener Prägungen geplagt und die Regierung, die Polizei und Armee reagieren darauf hilflos oder mit Terror. Der Wunsch nach schneller Identifizierung der Täter führt dazu, dass Unschuldige getötet werden in Gegenschlägen oder eben unter Folter im Gefängnis. Das bei diesen staatlichen Aktionen besonders Menschen, die nicht der gesellschaftlichen Norm entsprechen, gefährdet sind, erklärt er mit der auch staatlich unterstützten Homophobie.
  • Der Politologe Rodrigue Nana Ngassam analysiert den Kampf gegen die Terrororganisation Boko Haram und warum diese erfolgreich große Territorien im Nordosten von Nigeria erobern konnten und Rückzuggebiete im Kamerun haben.
  • Baumwolle ist seit mehr als einem Jahrzehnt kein Naturprodukt mehr. Die Journalistin Annette Jensen beschreibt, dass weit mehr als Zweidrittel der weltweiten Produktion mit genmanipulierten Pflanzen erfolgt und etwa ein Zehntel aller Agrochemikalien für diese Pflanze verwendet werden. Da Baumwolle sehr viel Wasser braucht, werden auch noch 6% des jährlichen Wasserverbrauch auf dieses Konto. Die gesamten Produktion von Baumwollprodukten ist von Produktion, der Garnherstellung und der Textilherstellung von unmenschlichen Arbeitsbedingungen geprägt. Öko-Baumwolle ist möglich, aber der beschleunigte Wechsel der Mode, führt zu immer kürzerer Nutzzeiten des weit überwiegenden Teils aller Textilien, die nur mit Gen-Baumwolle zu niedrigen Preisen und hohen Gewinnmargen möglich ist.
  • Der VWL-Professor Marc Humbert von der UNI Rennes I berichtet über die Situation von Zuwanderern nach Japan. Wenn man die Koreaner nicht mit zählt sind weniger als 1% der Menschen in Japan Ausländer. Einbürgerung ist selten und selbst dann ist. man auch für die Verwaltung weiterhin ein Fremder. Japan erlebt radikal wie ein zunehmender Teil der Bevölkerung nicht mehr berufstätig ist und die Gesamtbevölkerungszahl bereits abnimmt. Die Regierungspolitik will keine Einwanderung.
  • Japanische Firmen haben in Indien Produktionsstätten für den indischen Markt errichtet. Eine Lohnspreizung zwischen monatlich umgerechnet 58 Euro und 350 Euro zwischen Grundlohn und Festangestellten hat bei Maruti-Suzuki zu Arbeitskämpfen geführt, berichtet die Journalistin Naike Desquesnes. Freie Gewerkschaften und Tarifverhandlungen waren nicht vorgesehen. Die Konsequenz des Streiks ist eine Lohnerhöhung auf monatlich 140 Euro und das die Arbeitskräfte nicht mehr aus dem Umland der Fabrik stammen und nach sieben Monaten durch neue Arbeitskräfte ausgetauscht werden. Das japanische Management versucht damit jede Solidarisierung unter den Arbeitern zu verhindern, da es genügend arbeitslose Bewerber gibt.
  • Die Aufnahme und Versorgung von Flüchtlingen ist ein großes Geschäft. Der Journalist Stefano Liberti erfuhr, dass Italiens Regierung in einem Jahr 700-800 Millionen Euro hierfür ausgibt. Keiner kontrolliert, ob die Tagessätze für einen Flüchtling, die an die jeweiligen Betreiber einer Unterkunft ausgezahlt werden, überhaupt für Flüchtlinge verwendet werden. Kriminelle Banden und hohen Beamten wird aktuell nachgewiesen, dass sie soviel Geld abzweigen, so dass Flüchtlingsbetreuung bereits ein attraktiveres Geschäft als der Drogenhandel sind.
  • Die falschen oder amüsanten Sätze, die der Google Übersetzer anbietet, sind Thema des Beitrags von Frederic Kaplan und Dana Kianfar. Referenzsprache für das Programm ist Englisch, d.h. wenn die Ausgangs- und Zielsprache nicht Englisch sind, erfolgt eine Doppelübersetzung über das Englische. Wenn es "aus Eimern schüttet", heißt es im Englischen "it rains cats and dogs" und daraus wird im Italienischen "Piove cani e gatti", was aber nicht Italienisch ist. Junge Menschen akzeptieren diesen Sprachimperialismus und es ist zu erwarten, dass dieses Pseudo-Italienisch in deren Sprache integriert wird, so wie das falsche "Sinn machen" (statt "Sinn ergeben") ins Deutsche übernommen wurde.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Die LE MONDE diplomatique ist eine großartige Zeitung. Leider nicht ganz leicht zu bekommen: Im Bremer Hauptbahnhof gibt's die z.B. meist nirgends - und das, obwohl es [muss kurz zählen] vier Zeitungskioske gibt.

Brauel in Ulaya hat gesagt…

Die deutsche Ausgabe der "diplo" liegt jeweils der taz am zweiten Freitag des Monats bei.
Die Februarausgabe erschien entsprechend am Freitag, den 13. Februar und die Märzausgabe folgt dann am 13. März. Im aktuellen Monat sind zunächst nur wenige Artikel frei zugänglich, doch die volle Freischaltung aller Beiträge erfolgt dann mit der jeweiligen Neuausgabe.