Mittwoch, 15. April 2015

Filmnotiz: Whistle von Duncan Jones

Der Einsatz von Drohen, um Menschen im Jemen oder Pakistan zu töten, ist nur noch eine kurze Nachricht. Selten wird der staatliche Mord per Fernbedienung thematisiert. Da sitzt jemand vor verschiedenen Bildschirmen in einem westlichen Land (zum Beispiel Deutschland) und vollstreckt mit einem Knopfdruck auf einem Joystick ein extralegales Todesurteil gegen eine Gruppe von Menschen.

Der Kurzfilm Whistle zeigt so einen Henker. Seine Arbeit ist für ihn ein Job. Er bekommt Unterlagen über eine Person, deren Aufenthaltsorte und Wege und lässt vor Ort durch andere Mitarbeiter Details klären, um jeweils nur die Zielperson zu töten. Die Aufträge sind kein Problem und wenn sie eins sind, dann werden dies mit viel Rotwein ertragen.
Der Job wird zum Problem, als bei einem Einsatz nicht nur die geplante Zielperson getötet wird. Das Gewissen meldet sich, obwohl bei diesem Job kein Gewissen vorgesehen ist.

Dies ist der erste Film von Duncan Jones. Bereits hier zeigt er seine Konzentration auf das Wesentliche, das hier die unmenschliche Absurdität dieses "Berufs" ist.
Der Mann am Joystick ist Familienvater, der im Erdgeschoss mit seinem Sohn Computerspiele am Bildschirm spielt und im Dachgeschoss vor seinen Bildschirmen seine Arbeit macht. Dieser Gegensatz zwischen Spielfreude auf der einen Ebene und Hinrichtungen auf einer anderen Ebene bringt es auf den Punkt. Die Fernsteuerung lässt die Brutalität des Todes nicht an den Akteur heran.
Dieser Gegensatz wird auch im Setting betont. Die Familie lebt in einer schweizer Idylle und die Morde finden in westlichen Großstädten statt. Der staatliche Auftraggeber lässt nicht irgendwo in Jemen oder Pakistan töten, sondern hier bei "uns".

Ich empfehle diesen Film, denn er ist trotz seiner Veröffentlichung im Jahre 2002 weiterhin aktuell. In seinem darauf folgenden ersten langen Spielfilm Moon (2009) schuf er mit seiner Konzentration auf ein Thema einen der besten Science Fiction Filme der letzten Jahre.

Whistle (Großbritannien 2002, 29 Minuten)
Regie und Drehbuch: Duncan Jones
Der Film ist ein Extra der DVD-Veröffentlichung von Moon (2009)

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