Donnerstag, 1. September 2011

Filmkritik Super 8 von 2011

Super 8
Regie: J.J. Abrams (USA 2011, 112 Minuten)

Super 8 ist ein Film aus dem Hause Amblin (=Steven Spielberg), der das Thema »Ende der Kindheit« ("coming-of-age") unterhaltsam darstellt. Zuletzt wurde mit Donnie Darko (2001) dieses Subgenre für ein größeres Publikum treffend umgesetzt.

Der Film handelt 1979 und die Ausstatter scheinen auch sehr sorgfältig Kleidung, Frisuren, Gizmo, Sprache und Setting rekonstruiert zu haben. Doch es ist auch ein Science Fiction Film, der in den Szenen mit dem Alien, futuristische Spezialeffekte zeigt.

Erzählt wird die Geschichte einer Gruppe von Kindern oder besser jungen Teenagern, die in ihrer Welt der Freundschaft leben und damit die Wirklichkeit von Schule, Eltern und Umwelt verdrängen. Als Gruppe arbeiten sie zusammen, um mit der ihnen zur Verfügung stehenden Super 8-Technik einen Zombie-Film zu machen, der bei einem Film-Festival eingereicht werden soll.
Es ist für diese Gruppe die Übergangszeit zwischen Kindheit und Jugend. Dies zeigt sich wunderbar als der Regisseur und Autor des Film im Film vorschlägt, eine Frauenrolle in den Film einzuführen. Darauf gibt es die Frage aus dem bis dahin nur aus Jungen bestehenden Filmteam "warum?". Der Regisseur erzählt, dass er gelesen hat, dass eine Frau eine emotionale Ebene einbringen würde, welche die Zuschauer ansprechen würde. Auch wenn er nicht versteht wieso.

Es wird konsequent aus der Perspektive der Teenager erzählt. Sie erleben eine Eisenbahnkatastrophe, Einschränkungen durch Eltern und schließlich den Einsatz einer Spezialabteilung der Air Force, welche die Heimatstadt besetzt (das Militär nennt es euphemistisch "evakuiert"), doch dies ist nicht die Welt der Jugendlichen. Dies ist die Welt der Anderen, der Erwachsenen, die einen nicht verstehen und stattdessen behindern und bestrafen. Damit erinnert Super 8 an den Film E.T. von Steven Spielberg. Ehrlichkeit gegenüber den Eltern und anderen Erwachsenen ist deshalb nicht notwendig. Die Welt der Jugendlichen wird von ihren Hobbys wie Masken- und Modellbau, Waffen und Knallkörper und generell Film bestimmt und in diesen Hobbys wollen sie sich verbessern.

Das neu in die Gruppe aufgenommene Mädchen führt zu Irritationen und Begehrlichkeiten. Sie wird gleichzeitig von drei der vier Jungs angehimmelt und dies erschüttert die Clique und ihre bisherige Welt. Doch trotz dieser Krise wird von der Gruppe trotz aller Aktivitäten um ihnen herum der Film im Film weiter gedreht.
Das Ende der Kindheit bzw. das Hineinwachsen in die Jugend wird auch mehrmals symbolisch gezeigt. In einer Verfolgungsszene walzt ein Panzer Zaun und Geräte eines Kinderspielplatzes nieder. Und der Hauptdarsteller lässt zum Schluss eine Medaillon seine verstorbene Mutter und damit eine Erinnerung an seine frühe Kindheit los. Das Medaillon entschwindet mit vielen anderen Objekten mit dem Alien.
Ähnlich könnte die Suche nach den verschwundenen Hunden interpretiert werden.

Der Regisseur J.J. Abrams (zuletzt 2009 Prequel Star Trek) scheint aber selbst auch einen Film im Film zu drehen. Und das ist ein merkwürdiges Manko. Relativ zu Beginn möchte die Gruppe an einer Bahnstation die erste Szene mit dem Mädchen drehen und es sind ständig im oberen Bereich des Bildes und auch in der Mitte des Bildes längliche, bläuliche Reflexionen zu sehen. Hierfür gibt es im dargestellten Bereich der Bahnstation und seiner Beleuchtung und der einfachen zusätzlichen Lampe, die das Filmteam für diese Szene aufbaut, keine Entsprechung. Es ist dies auch keine Szene, welche fiktiv aus der Perspektive der Kamera des Teams erzählt. Ich kann nur vermuten, dass dies Reflexionen der Großscheinwerfer auf der Schutzscheibe vor der Kino-Kamera sind.
Dies ist so störend, wie sichtbare Tonangeln mit ihrem Mikrofon oder Anachronismen in der Ausstattung in anderen Filmen. Was will J.J. Abrams damit erreichen? Ein ähnlicher ästhetischer Störfaktor ist der sprunghafte Wechsel in der Qualität der Nacht und Dunkelszenen. In einer Sequenz kommt es zum wiederholten Wechsel zwischen ausgeleuchteten, dunklen Szenen mit scharfen Bildern und grobkörnigen sehr dunklen Bildern. Was soll das?
Ist J.J. Abrams am Ende das Geld ausgegangen und wir sehen hier einen unfertigen Film, wo die bläulichen Reflexionen digital noch nicht beseitigt sind und die grobkörnigen Bilder von Probeaufnahmen mit einfacher Kameratechnik stammen. Oder soll das eine Reminiszenz an die Technik des Jahres 1979 sein, wo beim Film noch Kompromisse zwischen der Idee und der Umsetzung gemacht werden mussten.

Dennoch bleibe ich dabei. Der Film ist unterhaltsam und zu empfehlen.

Wenn der Abspann beginnt, sollte auf keinen Fall gehen. CDs haben manchmal am Ende ein verstecktes Stück. Dieser Film hat auch einen Leckerbissen. Also nicht einfach die DVD ausschalten.

Der Film erhält von mir 8 von 10 möglichen Punkten.

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