Der Film erzählt zunächst von der jungen Alice, wie sie aus den Büchern von Lewis Carroll vertraut ist, Sie erzählt ihrem Vater von ihren Abenteuern in Underland mit ihren sprechenden Tieren und anderen grotesken Wesen und zweifelt an ihren Verstand. Doch der Vater bestärkt Sie, denn nur die Besten haben jemals eine Chance, diesen Wahnsinn auch zu erleben. Dann erfolgt ein Sprung von 13 Jahren und nun ist es klar, dass hier nicht die bekannten Geschichten umgesetzt werden. Wie heißt es so treffend im Artikel in der Wikipedia "... nach Motiven der berühmten Romanklassiker ...".
Alice gelangt nun als junge Frau in die Anderwelt, die sich in der vergangenen Zeit nicht verändert hat. Es war eine erfreuliche Überraschung, dass sich die Visualisierung nah an den Holzschnitten von John Tenniel aus dem Jahr 1865 hält.
Drehbuch (Linda Woolverton) und Regie hatten damit Dutzende von bekannten Charakteren, die nun mit Alice ein neues Abenteuer erleben.
Leider hat diese Produktion für Disney auch verschiedene kitschige, vermeintlich kindgerechte Wesen aufgeblasen und sogar hinzugefügt. Zwei Charaktere sollen wollen süß sein, führen aber nur zu einer Grimasse, die sonst bei stechenden Zahnschmerz entsteht. Auf die kleine Heldin Mallymkun the Dormouse und den treu sorgenden Vater Bayard Hamar the Bloodhound hätte verzichtet werden können.
Alice ist ein Kinderbuch und in der Welt der Kinderbücher von Alice bis zum heutigen Harry Potter oder Tintenherz gibt es auch Grausamkeiten. Als Walt Disney seine Produktionen noch selbst verantwortete, gab es diese Elemente noch (siehe Bambi oder Dumbo), doch seit Jahrzehnten ist alles nur noch angedeutet, weich gezeichnet und verwaschen.
Alice in Wonderland von Tim Burton ist viel zu zarm!
Avatar ist zurzeit noch der bildgewaltigste 3D-Film, der in vielen Szenen eine Tiefenschärfe hat, die 3D nicht nur als ein Trick in der Bildmitte und im Vordergrund zeigt. Alice ist in diesem Fall sogar eine große Enttäuschung, da hier oftmals nur mit dem Trick, das vordergründige Elemente vor der Leinwand erscheinen, gespielt wird. Es gibt Fluchtszenen durch Büsche und Unterholz, die nur den Zweck haben, diese Vegetation vor die Leinwand zu drücken (das ist wahrlich nicht den Zuschlag von 4 bis 5 Euro wert gewesen).
Digitale Technik ist wunderbar und für die letzten Filme von Tim Burton unverzichtbar, aber er hätte es auch dabei belassen sollen. In der Wikipedia konnte ich dann auch nachlesen, dass eine Erklärung für diese schlechten Effekte darin liegt, dass der Film –im Gegensatz zu Avatar- ganz normal als 2D-Film gedreht wurde und dann am Computer 3D-Effekte hinzugefügt wurden.
Die digitale Technik ermöglichte die groteske Verzerrung von Körperproportionen, die bereits in den frühen Illustrationen von John Tenniel zu sehen sind. Riesige Köpfe auf kleinen Körpern, die mondgesichtigen Tweedledee und Tweedledum und andere menschliche Charaktere sind wunderbare Kreationen.
Doch zurück zum Film. Es wird eine interessante Geschichte erzählt. Es gibt leider wenig Zwischentöne und Seitenhandlungen. Alice in Wonderland ist nicht unbedingt ein Film den man mit den Gefühl verlässt, dass man ihn bald noch einmal anschauen möchte, um alle Details auf sich wirken zu lassen.
Herausragend ist einmal mehr Johnny Depp (als Mad Hatter). Vor allem, wenn er wirklich verrückt agiert. Im Original hat seine Stimme eine große Verspieltheit zwischen verängstigt und offensiv. Und die Auftritte und das Verschwinden der Cheshire Cat (gesprochen von Stephen Fry) gefiel mir besonders gut.
Alice in Wonderland (USA 2010, 109 Minuten)
Auf meiner Skala der Filmbewertung würde ich diesem Film nur 6 bis 7 von maximal 10 Punkten geben.
Nachtrag 18. April 2012:
Nun habe ich den Film auf den flachen Schirm also in 2D gesehen. Es bleibt die Einschätzung, das es nur frei nach den Motiven des Buches ist, aber die minderwertigen 3D-Effekte steigern nicht die Enttäuschung. Wenn es nicht eine so bekannte Geschichte wäre, dann würde ich diesen Tim Burton Film sogar 8 Punkte geben, auch wenn die Musik von Danny Elfman manchmal einfach nervt.
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Drei Zitate aus der Anderwelt von Alice in den Büchern von Lewis Carroll. Die Links führen zu den vollständigen Zitaten:
- „Begin at the beginning," (...)
- „Speak when you're spoken to" (...)
- Be what you would seem to be / Scheine, was du bist (...)
Siehe auch meine Kategorie Zitate mit kurzen Auszügen aus den Werken von Arno Schmidt, Douglas Adams, Doris Lessing, Peter Licht, Monty Python, Tom Robbins, Adolf Muschg, Jewgeni Samjatin, Max Goldt, u.a.
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