Mittwoch, 17. Februar 2010

James Cameron 2009 Avatar 3D

Noch bevor die ersten Bilder zu sehen waren, erinnerten die Produktionsnotizen an die Bemühungen von Steven Spielberg für seinen Film Jurassic Park (1993), den Wachowski-Brüdern bei der Entwicklung von Matrix (1999) und natürlich auch George Lucas und Star Wars (1977-83 und 1999-2005). Es sollte etwas bisher nicht zu Sehendes auf die Leinwand gebracht werden und dies sollte mehr als ein Gadget sein. Realistisch sollte es sein und damit eine Negation des Kopfkinos, in der die Regie etwas zeigt und uns auffordert unsere Phantasie zu gebrauchen und den gebotenen Faden weiter zu spinnen. Es ist diese Andeutung und Nicht-Eindeutigkeit die Emotionen von Angst bis Freude erzeugt. Filme, die alles zeigen sind oftmals kalt und erzeugen dann nur Ekel.

Avatar zeigt alles, ist aber ein Film, der Gefühle frei setzt.

Die neue 3D-Projektion (siehe meinen vorherigen Beitrag) erlaubt einem als distanzierter Beobachter der Geschichte zu folgen und dies gibt viel Freude. Es ist zunächst verwirrend, wie gut dem Gehirn eine Dreidimensionalität vorgespielt wird. Es sind natürliche Farben; soweit von Natürlichkeit auf einem imaginären Planeten gesprochen werden kann.
Bis in die Tiefe der Bilder ist die Liebe zum Detail zu sehen. Seit Star Wars IV (1977) und wieder Jurassic Park (1993) habe ich keine solche Vielfalt von neuen Tieren und Pflanzen auf der Leinwand gesehen. Besonders schön sind die mimosenhaften Wesen gelungen.
Der Ausdruck "auf der Leinwand" ist trügerisch, da es bei Avatar korrekt zwischen 3D-Brille und Auge heißen müsste. Es ist ein einziges Entdecken, dass wir als Zuschauende mit dem Menschen Jake Sully (gespielt von Sam Worthington) kognitiv als ein Avatar eines heimischen Na'vi sehen (übrigens eine gute Entscheidung, dass außer Sigourney Weaver nur weniger bekannte Gesichter für die Besetzung ausgewählt wurden). Und es gibt neben den zentralen Bildfeld mit den jeweiligen Akteuren auch links und rechts, davor (!) und dahinter (!) so viel zu entdecken, dass oftmals das Sichtfeld abgesucht wird.

Besonders gelungen ist die Dreidimensionalität bei den Insekten, die zu hören und räumlich um die Hauptperson schwirren.
Diese Art des Sehens, es ist ja kein natürliches Sehen und ein Bilderrausch, in dem fast alles fremd ist und betrachtet werden will, ist anstrengend. Nach etwa neunzig Minuten gab es eine unnötige Pause (damit wir auch schön brav noch einige Getränke und Snacks kaufen, die dann schon mal, wie mir ein Mitarbeiter einmal erzählte, die Hälfte des Umsatz ausmachen) in der 3D-Brille und die echte Brille abgenommen wurden und die Überanstrengung der Augen zu spüren war. Das es auch ohne Pause geht, konnte ich in einer zweiten Vorstellung etwa acht Wochen später erleben.
Der Film hat nur ein Makel. Zum Schluss verliert James Cameron sein Vertrauen in die Bilder und lässt die Musik von James Horner ganze Szenen des Show Down dominieren. dies ist besonders deshalb zu bedauern, weil die Kompositionen von James Horner in anderen Szenen diese unterstützen

Mit Amüsement kann gesagt werden, dass auch dieser Science Fiction einmal mehr zeigt, dass Militärs dumm und böse und die Waffe kapitalistischer Interessen sind, die angeblich nur das Beste für eine Bevölkerung wollen, aber Ausbeuten, Morden und Vernichten (ein ähnliches Motiv findet sich bei Total Recall (1990) von Paul Verhoeven).

Die eigentliche Handlung des Films muss hier nicht noch einmal nacherzählt werden, Ich verweise auf die Zusammenfassung in der Wikipedia. Mit einem zweiten Teil in der Vorproduktion und einem abschließenden dritten Teil im Gespräch werden einige Szenen in dieser scheinbar abgeschlossenen Handlung eine neue Bedeutung bekommen. Deshalb ist nun eine Deutung müßig.

Dieser Film war ein Erlebnis und dies kann nur in einem Kino erfahren werden! Ich bin gespannt, wie die Geschichte weiter gehen wird.


Avatar 3D (USA 2009, 161 Minuten). Mit diesem Film wird sehr viel Geld verdient. Nicht nur die sehr hohen Eintrittspreise mit ihrem 3D-Aufschlag von 3-5 Euro, sondern auch weil dieser Film drei Monate lang die Filmhitliste anführte. Bis Ende Februar wurden in Deutschland 9.727.182 Eintrittskarten verkauft und gehört damit zu den 20 erfolgreichsten Filmen der letzten fünf Jahrzehnte.

Meine Bewertung dieses Film ist nicht eindeutig. Ich gebe der Musik nur eine 6-7 von 10 möglichen Punkten, den Bilder aber eine klare 9 und der Geschichte eine 7-8. Gewichtet sind dies schließlich insgesamt 8 Punkte auf einer Skala von 0-10.

(für Andreas)

2 Kommentare:

Andreas hat gesagt…
moin, :) wieder sehr schön zu lesen..und ich fand' den Film auch echt Klasse Andreas .. this comment is dedicated to jdm
18. Februar 2010 11:11

Stefan Touko Richter hat gesagt…
Moin Jürgen,
hab ihn mir am Freitag gemeinsam mit zwei Freunden angeguckt und teile deine Meinung weitgehend. Man hätte in der Tat einen größeren Teil der Handlung der Phantasie des Zuschauers überlassen können, anstatt alles durchzukauen. (Deshalb mag ich im Durchschnitt (!) auch den europäischen Film lieber als den US-amerikanischen. Bei letzterem habe ich manchmal das Gefühl, dem Zuschauer wird nichts zugetraut.) Vorbildlich in dieser Hinsicht ist mMn die LotR/HdR-Trilogie, wobei dort einige Ellipsen einfach durch den großen Umfang des Materials (der Bücher) aus Gründen der Machbarkeit nahegelegt werden.

Eine Pause während des Films habe ich Gott sei Dank noch nie aufgezwungen bekommen, und die 3-d-Simulation fand ich auch gar nicht anstrengend für die Augen. Hast du nicht deine normale Brille unter der 3-d-Brille getragen? Zumindest bei den hiesigen Brillen hätte die nämlich druntergepasst.

- Don Stefano
22. Februar 2010 10:30

Keine Kommentare: