„Das ist das Schönste im Leben: Nachttief und Mond, Waldsäume, ein stillglänzendes Gewässer fern in bescheidener Wieseneinsamkeit — so hockte ich lange und müßig mit rechtsgeneigtem Kopf; manchmal fiel ein Sternfunken stundenweit hinter Stellichte; (...)“Als ich diese Zeilen etwa 1983 las, lebte ich in Stellichte und war bass erstaunt, dass dieses kleine Dorf in der Literatur eine Erwähnung fand. Doch da kannte ich Arno Schmidt noch nicht und wusste entsprechend nicht, dass er auf dem Mühlenhof im benachbarten Cordingen von 1945 bis 1950 als schlesischer Flüchtling lebte.
(Arno Schmidt (1951) Schwarze Spiegel; hier zitiert nach Weltuntergangsgeschichten – Eine Diogenes Anthologie, S. 249)
Arno Schmidt war damals nicht im Kanon der Literatur, die in der Sekundarstufe I oder II zur Lektüre empfohlen wurde. Ich hatte in der Abiturzeit einen sehr guten Deutschlehrer, der mit uns nicht nur „Klassiker“, sondern auch Dario Fo oder Stanisław Jerzy Lec empfahl, doch die Poesie und Prosa von Arno Schmidt blieb außen vor.
Es war auf jeden Fall dieser Auszug aus seinem Kurzroman Schwarze Spiegel, der mich in der Folgezeit motivierte, die ganze Geschichte und weitere Bücher von Arno Schmidt zu lesen und mal mit dem Fahrrad nach Cordingen zu fahren und damit den Ort früher Erzählungen zu sehen.
Seit heute nenne ich die Zitatquelle mein eigen.
Weltuntergangsgeschichten von Edgar Poe bis Arno Schmidt. Mit Weltuntergangszeichnungen von Albrecht Dürer bis Roland Topor. Kompiliert vom Diogenes-Katastrophen-Kollektiv. Eine Diogenes-Anthologie, Zürich 1975.
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Ich habe hier im Blog in den letzten fünf Jahren wohl ein Dutzend Beiträge zu Arno Schmidt geschrieben. Verweisen möchte ich auf die folgende Zitate und Beiträge:
- über seine Erzählung Tina oder über die Unsterblichkeit
- über Kirchen
- über den Prozess des Erinnern
- zum Militär
- zur Unsterblichkeit
- zur christlich-abendländischen Kultur
- zur Wahrheit und höfliche Lügen
- und schließlich Beispiele für lautmalerische Romananfänge.
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