Es heißt "Einem geschenkten Gaul, schaut man nicht ins Maul" und so kritisiere ich nicht das Geschenk als Geschenk, sondern den Inhalt.
Es war dies der Debüt-Roman von Julia Franck, einer Autorin, die hoch gelobt wird, aber mir, der ich nur wenig die aktuelle Literatur rezipiere, bis zu diesem Buch, unbekannt war.
Es ist dichte Prosa in diesem kurzen Werk. Es werden 5,5 Tage in einem kleinem Hotel in einer Kleinstadt im Süden beschrieben. Stammgäste kommen und bleiben, ein neuer Koch bringt neues Publikum, ein Gast stirbt. Ich verrate mit diesen wenigen Worten nichts, denn es ist weniger die Handlung, als die Sprache, die einen durch das Buch zieht.
Der Text schlägt Haken, mit jedem neuen Absatz, kann sich plötzlich das Verständnis für die Hauptperson, die beiden Angestellten im Hotel, den Bewohnern des Orts oder den Gästen ändern. Sehr konkret wird der Tagesablauf geschildert aus der Perspektive der jungen, unbedarften Hotelerbin.
So konkret, dass es oftmals ekelhaft ist, wenn in der Nase gepopelt und dieser dann auch noch verkostet wird oder wenn einem alten inkontinenter Stammgast morgens aus der ... geholfen wird und der Toilettengang in allen Details beschrieben wird.
Ich musste an Josef Winklers "Natura Morta. Römische Novelle" denken, mein letzter Reinfall mit einem hoch gelobten modernen Schriftsteller.
Auch die Akteure im Roman "Der neue Koch" sind alles nur nicht sympathisch. Einige nerven, andere sind ihrer Selbstverliebtheit lächerlich, ohne das ich darüber auch nur schmunzeln kann. Die Trägheit der Erzählerin wird immer unerträglicher und das ist das Buch schon durch.
Was bleibt von diesem Roman? Tot geschlagene Zeit, ein aus dem Zusammenhang gerissenes Zitat (siehe nächsten Beitrag) und ein schönes Cover mit einem Ausschnitt aus Edward Hoppers Gemälde "Hotel Lobby".
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