Montag, 24. September 2012

Facebookparty in Haren, Groningen - NL

Wappen von Haren
Nun also auch in der Niederlande.
Am letzten Wochenende wurde in Haren die 1. Facebook-Party des Landes "gefeiert". Es gab schon viele Facebook-Partys in verschiedenen Ländern und stets gab es schwere Sachbeschädigung und zum Teil Körperverletzungen. Dieses Erfahrungswissen scheint nicht überall in den Niederlanden angekommen zu sein.

In der Regionalzeitung de Stentor schreibt Prof. Jan Brouwer von der Rijksuniversiteit Groningen (Openbare Orde en Veiligheit), dass man eins niemals tun sollte: Einen Facebook-Aufruf zu einer Party unterschätzen. Selbst wenn nur 10 Prozent derjenigen erscheinen, die auf Facebook sich ankündigen, können dies immer noch Tausende sein. "Mensenmassa en alcohol is een dodelijke combinatie". (Leider kann ich nicht direkt auf den Artikel verweisen, da de Stentor nur ausgewählte Artikel online zeigt, ich zitiere aus der Papierausgabe vom 24.09.2012)

Ein Mädchen hatte zum 16. Geburtstag eingeladen und seit Wochen organisierten sich für das "Project X Haren" im Facebook und anderen digitalen Medien junge Menschen. Organisiert meint hier u.a., es gab Teilnehmer, die hatten extra T-Shirt für diesen Tag drucken lassen. Am Geburtstag wurde sogar über eine digitale Radiostation (3fm.nl) von einem DJ dazu aufgerufen, in einen Zug zu steigen und diese Party zu erleben. Und selbst auf den öffentlich-rechtlichen TV (De Wereld Draait Door auf Nederland 3) gab es eine positive Vorberichterstattung mit Live-Schaltung zum Beginn der dann noch friedlichen "Party".

Haren ist ein südlicher Vorort von Groningen und in wenigen Minuten von dieser Großstadt mit dem Fahrrad zu erreichen. Polizeiinterne Quellen sagen bereits, dass seit drei Wochen Krawall erwartet wurde, aber nicht weiter groß mobilisiert wurde. Die Situation wurde also unterschätzt.

Und so kam es dann auch. Alkohol, viel Alkohol floss durch tausende von Jungmänner-Kehlen und mit dem steigenden Alkoholpegel begannen einige die zunächst zu wenigen Polizisten anzugreifen. Fahrräder und andere Objekte wurden geworfen. Eine Gruppe warf die Fensterscheiben eines Albert Heijn Supermarkts ein und es kam zur Plünderung, um weitere Getränke und Zigaretten zu bekommen. Erst danach begannen Einsatzkräfte mit den Zurückdrängen und der Verhaftung einzelner Teilnehmer. Es eskalierte weiter, Autos wurden umgekippt und angezündet. Der Sachschaden geht in die Millionen.

Die Öffentlichkeit diskutiert nun, wie es so weit kommen konnte. Die Polizei und Verwaltung hat nicht so einen Krawall erwartet. Die Verwaltung hat in ihrer Naivität Straßenschilder abgebaut, weil sie dachten, dass würde die Menschen verwirren. Die digitale Welt mit ihren Stadtplänen und Luftbildern auf Smartphones ist in den Köpfen der Verwaltung noch nicht angekommen. In der Zeitung war zu lesen, dass es nur wenige Straßen von Groningen nach Haren gibt, doch es gab keine Kontrollen.
Hier ist mal wieder der Graben zwischen der digitalen und der nicht-digitalen Welt zu sehen. Es mag zwar fast die Hälfte der Bevölkerung Mitglied bei Facebook oder hier in der Niederlande bei Hyves sein, aber eine übergroße Mehrheit tut Facebook, Twitter und andere als Spielerei ab, wie ich immer wieder in fast allen Gesprächen mit Menschen über 40 Jahren erlebe.

Bei diesen "Partys" geht es nicht um eine Feier, sondern um "Action", ob nun als Aktiver oder als Gaffer. Es handelt sich um einen Bruch des Landfriedens und damit sind genügend  Möglichkeiten vorhanden, um eine Eskalation einer "Party" zu verhindern. Das es eine große Gruppe von Jungmännern gibt, die eine Definition von Spaß haben, die Zerstörung und Angriffe auf Personen (oftmals Sicherheitskräfte) umfasst, sollte über die letzten Jahrzehnte allen Verantwortlichen in den Behörden bekannt sein.
Dies gilt für die Niederlande und sicherlich für Deutschland.

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Quellen:
NRC Redeloze idioten, drang tot vitaliteit: speculatie over de oorzaak van Haren
de Stentor Haren: 'Politieleiding heeft gefaald'
Süddeutsche Millionenschäden nach 'Facebook-Party'

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