... und wieder ein öffentlicher Tagebucheintrag.
Da bin ich ratlos.
Heute wurden zwei Erdenbürger getauft, eine Einladung lag vor, ich fuhr hin, stand auch vor der offenen Kirchentür, doch hatte ich einen Widerwillen in die Kirche zu gehen.
In den letzten Jahrzehnten habe ich viele Kirchen, einige Moscheen, wenige Synagogen und einen buddhistischen Tempel besucht. Dies war stets außerhalb der Gottesdienste und es war mein kulturelles Interesse oder berufliche Termine, die mich in Sakralbauten führten.
Gottesdienste sind lange her, obwohl ich bewusst Mitglied der Kirche geblieben bin.
Ich erinnere mich gerade nur an eine katholische Messe in Machakos, Kenya (1995) und einem lutherischen Gottesdienst in Shigatini, Tanzania (1987) in den letzten Jahrzehnten. Hinzu kommen zwei kirchliche Trauungen und zwei christliche Beerdigungsfeiern in kleinen Kapellen auf dem Friedhof.
Ich war ein wenig spät zur Kirche gefahren.
In Sichtweite der Kirche hörte ich die Glocken läuten und war erstaunt. Wurde da für eine doppelte Taufe geläutet? Es war Sonntag kurz vor halb sechs. Vorm Kirchentor sah ich, dass viele Menschen in der Kirche waren. Es war also nicht nur eine Tauffeier und erst jetzt erinnerte ich mich, dass erwähnt wurde, dass in dieser Kirche Gottesdienste mit den hier ach so populären Gospelchören stattfinden.
Als ich in Vorraum trat, sah ich, dass diese große, alte Kirche voll war und in diesem Moment stellte sich eine große Gruppe mit einheitlichen Halsschmuck vor dem Altarraum auf. Die Taufe sollte also im Rahmen eines Gospelgottesdienstes stattfinden.
Meine Schritte wurden langsamer und ich blieb vor dem Eingang zum Kirchenschiff stehen. Ein Widerwille stiegt in mir auf. Gerüche führen zu Erinnerungen und ich roch hier etwas, dass ich nicht ertragen konnte. Kurz dachte ich, was soll 's, doch der Widerwille stieg weiter an.
Mottenkugeln und der Geruch bestimmter Seifen erinnerten mich wahrscheinlich an die Zwangsgottesdienste, die ich als Konfirmand durchleben musste.
Ich zögerte, dreht mich um und fuhr ratlos wieder nach Hause.
1 Kommentar:
Schmunzelnd und nachdenklich gelesen. Danke!
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