Donnerstag, 18. Oktober 2012

Vinho Verde 1981 und 2012

"Kann ich Dir etwas mitbringen", fragte ein portugiesischer Freund vor seiner Anreise nach Hannover. Ich dachte an zwei Besuche in seinem Land 1981 und 2010 und bat um eine Flasche Vinho Verde.

Am Ende des 12. Schuljahres hatte ich mir eine Interrailticket gekauft. Ich hatte eine Fahrkarte für Westeuropa und Marokko. Ich hatte kein klares Ziel, wollte in den Süden und erstmals den Atlantik sehen. Portugal als Endziel war ein Zufall.
Es war meine erste eigene Reise. Zuvor hatte ich außerhalb von Norddeutschland nur einige der dänischen Inseln und Franken kennen gelernt.
An der französisch-spanischen Grenze lernte ich eine Gruppe von gleichaltrigen, süddeutschen Interrailern kennen, die davon erzählten, dass sie mit dem Nachtzug nach Lissabon fahren wollten. Da war dann nicht so viel zu sehen, aber ich wurde neugierig und die Gruppe akzeptierte mich als Mitreisenden. Nachts hielt der Zug mehrmals. Wir waren noch in Spanien als die Sonne wieder aufging und erst am Nachmittag kamen wir nach einen langen Fahrt durch bisher unbekannte trockene Landschaften in Lissabon an.
Ein Tipp aus einem Reiseführer führte uns nach Oeiras. Hier gab es einen kleinen Campingplatz in einem Park. Mein Zelt baute ich auf einen Untergrund au Kies unter Palmen auf. Trockenheit, Staub und Hitze waren die ersten Eindrücke. Auf dem Gelände gab es im Schatten der Bäume eine Großvoliere mit einem kleinen Kiosk davor, wo auch Getränke serviert wurden.
Von dieser kleinen grünen Insel mussten nur eine Bahnlinie und eine Schnellstraße unterquert werden und schon standen wir auf einem Strand, wo der Tejo Teil des Atlantik wurde. Abends wurden am Kiosk einige Flaschen Vinho Verde gekauft und dieser prickelnde, sehr frische Wein zwischen Sonnenuntergang und Sternenzelt am Strand geleert.

Eine Flasche Vinho Verde in Hannover ist natürlich etwas ganz anderes, aber führte mich auf die obige Gedankenreise mit vielen weiteren Erinnerungen an Espinho, Porto und Viana do Castelo.
Leider habe ich keine (!) materiellen Erinnerungen wie den Interrailpass, Fotos oder Belege von dieser Episode, so dass auch keine Abbildung diesen Text ergänzt.

Dank an Filipe, der mit einem Alvarinho Trajadura mich auf eine Zeitreise schickte.

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