Heute war ich das zweite Mal als Begleitung für die beiden Kurzen beim Sport. Hannover 96 bietet in seiner Gymnastik-Abteilung Bewegung und Sport für Kleinkinder ab dem vollendeten 1. Lebensjahr an. Jede Woche gibt es 45 Minuten für die "Windel-Athleten" in einer Sporthalle in der Südstadt.
Es sind etwa 25 Erwachsene und Kleinkinder, die sich zunächst mit Musik rhythmisch aufwärmen, bevor die Erwachsenen nach Anleitung verschiedene Elemente zum Klettern, Balancieren, Springen und Hüpfen, Verstecken und Toben aufbauen.
Es geht immer wieder ums Entdecken und mit helfender Hand Hindernisse anzugehen, die im zweiten, dritten Anlauf vielleicht nur noch einen helfenden Finger brauchen und schließlich auch alleine ausprobiert werden.
Der Hit des heutigen Nachmittags war eine Kombination von Bank, Kasten und großer Matte. Über eine Bank sollten die Kleinen hoch zu einem Kasten in über einen Meter Höhe robben oder an einer Hand geführt hochgehen. Oben auf den Kasten war eine hohe Matte angelehnt und damit eine Rutsche nach unten. Wenn einer der Kleinen sich oben auf den Kasten aufstellte, war sein Kopf deutlich höher als die der Betreuenden. Es ging darum, die Kinder zu einer seitlichen Rolle über die Kante zu motivieren, so dass sie auf den Bauch mit den Füßen zuerst runter rutschen. Da war beim ersten Versuch Panik im Gesicht, doch unten angekommen, war da ein Strahlen und ein Rennen zurück zur Bank, um wieder nach oben zu gelangen.
Als ich vor zwei Wochen erstmals mit der Mutter als Begleitung dabei war, gab es eine schwankende Fläche, welche die größte Herausforderung und schließlich Freude wurde. Eine Bank war mit Gymnastik-Bändern in einen Barren eingehängt. Die Barren waren genau auf die Höhe der Kinder, wenn sie auf dieser Bank standen, eingestellt. Das Problem war, dass diese Bank sowohl in der Horizontalen als auch in der Vertikalen schwankte. Der ängstliche Griff zu den Barren wurde zum vertrauensvollen Griff und nach mehreren Anläufen ging einer der beiden ohne weitere Unterstützung von einem Ende der Bank zum anderen.
Ein schönes Merkmal dieser Sporteinheit ist, dass viele der begleitenden Erwachsenen nicht nur auf ihr Kind achten, so dass sich an einigen, der von uns aufgebauten Elementen, die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilte.
Im letzten Bericht hatte ich von den Problemen der Straßenquerung berichtet. Das wird nun konsequent angegangen. Wenn einer der beiden nicht an die Hand genommen werden will, dann muss er die Straße im Kinderwagen überqueren. Der Wagen ist keine Strafe, aber die beiden scheinen bereits abwägen zu können zwischen Kinderwagensitz und der Freiheit selbst zu gehen. Denn wenn ich vor einer Straßenquerung meine Hand hinhielt, wurde diese diesmal ohne Protest genommen und erst nach dem Besteigen der anderen Bordsteinkante wieder losgelassen.
Die Freude der Beschäftigung und der Beobachtung der beiden Kleinen hat sicherlich auch damit zu tun, dass ich tief in mir weiß, dass dies für mich die letzte Chance ist, zu erleben, wie zwei Individuen sich in die Welt einfinden.
Der eigene Kinderwunsch blieb unerfüllt, da es nun mal einen Partner braucht und ich wohl ein Topf ohne Deckel bleibe.
Das letzte halbe Jahr war eine besondere Zeit und ich hoffe, dass die nächsten Monate ähnlich intensive Erlebnisse bringen. Vom Krabbeln zum Gehen, das Entdecken der Welt, das Entdecken der eigenen Möglichkeiten, es ist und bleibt eine Freude.
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Dies war der vierte Beitrag der Kategorie KINDERKRAM über die beiden von mir betreuten Kleinkinder. Andere Beiträge:
Sandkiste (13 Monate), Babysitting (15 Monate), Kinderspielplatz (19 Monate), Zoobesuch (21 Monate), Türverriegelung (2 Jahre, 5 Monate), aus der Perspektive eines Kindes und (fehlende) Energie (2 Jahre, 5 Monate).
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