Sonntag, 13. Januar 2008

Francis Lawrence 2007 I Am Legend

I Am Legend (USA 2007, 101 Minuten), Regie: Francis Lawrence

Dies ist angeblich die dritte Verfilmung des Romans "I Am Legend" von Richard Matheson (siehe den Eintrag zum Roman) aus dem Jahre 1954. Da ich die Geschichte als bekannt voraussetze, beschreibe ich einige Szenen auch im Detail.

Der Film verzichtet über weite Strecken auf eine Handlung und lebt von seinem Schauwert. Der ist voll gegeben, da die Grundidee der Geschichte nach New York verlagert wurde. Selbst wer noch nie in dieser Stadt gewesen ist, hat über die Medien viele Straßenszenen verinnerlicht und es ist der Kontrast zu diesen "bekannten" Bildern, der zu faszinieren weiß. Ein menschenleeres New York, das von der Natur zurückerobert wird. Dies wird symbolisiert durch wuchernde oder den Asphalt aufbrechende Pflanzen und wilden Tieren. Die "Anderen", menschliche Überlebende einer durch Viren übertragenen Krankheit, die mehr als 90 Prozent der Weltbevölkerung getötet hat, haben als lichtscheue Wesen die Humanität hinter sich gelassen und zeigen das Tier im Menschen.
Es ist die Geschichte von Robert Neville (Will Smith), der als Militär-Virologe in New York an einem Mittel gegen das Virus forschte und forscht, während um ihn herum die Zivilisation zusammenbrach und der schließlich glaubt, dass er der letzte Mensch in New York ist. Er sendet ständig automatisch auf allen Funkfrequenzen einen Kurztext, der darüber informiert, dass er lebt und jeden Tag auf einer Pier anzutreffen ist. Die zweite Hauptrolle im Film spielt ein junger Schäferhund. Dies ist ein wunderbarer Regieeinfach, damit der Protagonist ein lebendes Wesen um sich hat, mit dem er sprechen kann.
Diese verrückt machende Einsamkeit zeigt sich zum Beispiel in den Szenen, in denen er in einer Videothek „neue" Filme ausleiht. Dies scheint „seine" Videothek zu sein, da bereits vor dem Laden bekleidete Schaufensterpuppen stehen und in der Videothek an mehreren Stellen diese stummen Kunden vor den Regalen stehen. Er spricht diese Puppen mit Namen an und ein Gesprächsversuch mit einer Kundin ist aus der Perspektive einer weiblichen Puppe gedreht.
Diese Atmosphäre der Einsamkeit wird in großartigen Bildern über fast eine Stunde eingefangen und erst dann wird eine Handlung ersichtlich. Bis dahin wird die neue Realität und Rückblenden gezeigt. Er forscht in einem Labor unter einem Haus, dass er zu einer Festung ausgebaut hat, im Tierversuch an verschiedenen Gegenmitteln. Wenn eine Ratte den neuen pharmazeutischen Cocktail überlebt und nicht an der Krankheit leidet, wird eine Andere – es sind stets Frauen – gefangen, im Labor fixiert und das Medikament gegeben. An einer Wand hängen Dutzende von Polaroids, welche die bisherigen tödlichen Fehlversuche zeigen. Die nun gezeigte weibliche Andere, scheint in ihren Gruppe von lichtscheuen Lebewesen eine besondere Stellung inne gehabt zu haben. Denn ihre Gefangennahme führt zu einen direkten Konflikt mit einem männlichen Anderen, der so etwas wie ein Alpha-Tier ist.
Es wird nicht deutlich, warum Robert Neville an einem Gegenmittel forscht, da er alleine und eine nicht weiter erklärte Immunität besitzt. Will er die Anderen impfen und sie damit wieder zu Menschen machen, will er andere Menschen, die es irgendwo geben mag, vor der Krankheit schützen? Dies ist die Schwäche des Films, es wird zu wenig von einer Geschichte erzählt.
Ich verzichte darauf, den weiteren zum Teil holprigen Verlauf der Handlung zu beschreiben.

Der Film ist richtig schlecht in seiner digital veränderten Darstellung der Anderen. Vielleicht mag es daran geschuldet sein, dass der Regisseur Francis Lawrence bisher sein Geld als Regisseur von Werbefilmen und Musikvideos verdient hat. Er trifft vielleicht mit inhaltsleeren Filmen den Geschmack unerfahrener Kinobesucher (bewusst männlich formuliert!), die den visuellen Müll der Produktionen von Jerry Bruckheimer immer wieder zum finanziellen Erfolg führen, aber große Themen brauchen große Regisseure, und nicht Fernseh- oder Werberegisseure wie David Yates bei der Verfilmung von Potter V.

Will Smith und die wunderbaren Bilder retten den Film. Der Regisseur hatte die Idee, diese düstere Geschichte dadurch aufzuhellen, dass der Protagonist populäre Filme (Shrek) liebt und ein Fan von Bob Marley ist. Die zwei Zeilen aus Three Little Birds (1977) "Don't worry about a thing, 'Cause every little thing gonna be all right." wirken Wunder. (kompletter Text)

Der Film ist sehr frei nach dem Roman entstanden. Es gibt eine andere Ursache, es gibt andere Krankheiten, es handelt an einen anderen Ort, der Beruf des Protagonisten hat sich verändert und vor allem, ist er plötzlich eine positive Person. In der ursprünglichen Dystopie begreift der Robert Neville zum Ende, das er das Problem ist und er eine negative Legende ist.

Ich gebe den Film trotz der sehr schönen Bilder nur 6 von maximal 10 Punkten meiner Filmbewertungsskala.

Links-Tipps:
Meine Anmerkungen zum Roman
Offizielle Filmseite der WarnerBrothers
Der Film in der deutschen Wikipedia
Zum Regisseur in der englischen Wikipedia
Das Internetarchive www.archive.org biete eine kostenlose Kopie der ersten Verfilmung "The Last Man On Earth" von Ubaldo Ragona und Sidney Salkow mit Vincent Price als Dr. Robert Morgan (Die Handlung und der Name des Protagonisten wurden verändert) aus dem Jahre 1964.

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