Mittwoch, 2. Januar 2008

Hamwiede in Angst vor islamistischen Terror

(Der Titel ist ironisch gemeint)
Heute fand sich in der taz eine Reportage von Astrid Geisler über eine vermeintliche Terror-Jagd in unseren ach so schönen und beschaulichen Niedersachsen. Diese Farce handelt in Hamwiede, einem kleinen, eingemeindeten Dorf im Westen der Stadt Walsrode im Landkreis Soltau-Fallingbostel. Im Internet war ein Ferienhaus angeboten wurden, dass ein junges Ehepaar für seine Flitterwochen buchte. Hamwiede gehört wahrscheinlich zu den Hunderten von Dörfern in Niedersachsen, in denen fremd aussehende Menschen Gesprächsstoff für Tage bieten.
Es ist eine bittere Wahrheit, dass es viele Orte gibt, in denen keine Zuwanderer aus südlichen und östlichen Ländern leben, und die Menschen dort in ihrer Ignoranz glauben, dass dies normal sei. Das junge Ehepaar (er in Kuwait geboren, sie in Deutschland, beide Deutsche aus Hannover -hier ist sein Blog und hier ist ihr Blog) fiel schon bei der Anreise auf. Und dann kamen Gerüchte auf, die hätten das Ferienhaus sofort bar bezahlt (in den 70-er Jahren angebliches Hinweis auf Anmietung durch Terroristen) und überhaupt seien beständig die Vorhänge zugezogen.
Ein selbst ernannter Blockwart -oh, wie viele Nachkommen und Freunde der Nazis leben doch auf den Dörfern in meinen Land- informierte dann das Landeskriminalamt über seinen Terrorverdacht. Das LKA nahm diesen Anruf scheinbar nicht ernst, informierte aber die Polizei in Walsrode, die dann mit acht Mann in schusssicheren Westen das Haus sicherten und schließlich durch lautes Klopfen Einlass verlangten. Als die Tür geöffnet wurde, stürmten vier Beamte hinein und trafen auf das junge Ehepaar. Es war sofort klar, dass hier ein verlogener Dörfler unnötig Panik gemacht hatte. Das Paar hat in ihren Blogs die Geschichte erzählt (hier und hier) und aktuell auch über den taz-Artikel berichtet.
Auf Nachfragen im Dorf erhielt die Reporterin dümmliche Antworten und die bekannt gewordene Anzeige des Ehepaars gegen den Polizeieinsatz wird ihnen negativ ausgelegt. Auch ärgert man sich, dass diese spezielle Form von Ausländerfeindlichkeit in Hanwiede auch noch in der Öffentlichkeit bekannt wird.
Ärgerlich ist das Lügen der Polizei in Walsrode, dass sich in den Protokollen, die den betroffenen und der Reporterin vorliegen, fortsetzt. Im Falle von Fehlalarmen und damit unnötigen Polizeieinsätzen, ist wahr, was die Polizei zu Protokoll gibt, auch wenn dies nicht den Tatsachen entspricht. So steht dort, dass die Polizisten geklingelt und gewartet hätten. Nur merkwürdig, dieses Ferienhaus hat keine Klingel, etc. ...

Ich darf so über diese dummen Dörfler und die ignorante lokale Polizei schimpfen. Ich bin Niedersachse, der auf dem Dorf groß geworden ist, habe wenige Kilometer nördlich von Hamwiede in einen anderen kleinen eingemeindeten Dorf der Stadt Walsrode für 18 Monate meinen Zivildienst geleistet und vielfältige ernüchternde Erfahrungen im ländlichen Raum gesammelt.
DIE leben dort in einer Parallelgesellschaft.

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