Mittwoch, 23. Januar 2008

Bester Quartet im Jazz-Club Hannover

Bester Quartett (bis 2007: Crakov Klezmer Band), 21. Januar 2008 Jazz-Club Hannover
Es war ein gelungenes Konzert, der Keller war voll und dreimal wurde so intensiv applaudiert, dass die Musiker wieder auf die Bühne kamen und zweimal sogar eine Zugabe spielten.
Moderner Klezmer führte mich erstmals in den Jazz-Club Hannover zu einer Band, deren Namen ich zwei Tage vorher noch nie gehört oder gelesen hatte. Ein echtes Deaf Date in Analogie zum Blind Date.
Bei meiner Ankunft etwa zwanzig Minuten vor dem angekündigten Konzertbeginn um 20:30 Uhr waren alle Stühle besetzt und selbst die besten Stehplätze, die einen guten Einblick zur Bühne ermöglichten, waren bereits besetzt. Ich stand schließlich am Rand eines Gangs vor der Bühne und hatte sechs Meter vor mir drei der vier Musiker im Blick.

Der Bandleader Jaroslaw Bester spielte Akkordion und direkt schräg hinter ihn stand Jaroslaw Tyrala mit der Violine und rechts spielte Oleg Dyyak Percussion mit Stöcken und von Hand sowie zeitweilig Klarinette oder das zweite Akkordion. Der Kontrabassspieler Wojciech Front war nur zu hören und manchmal fiel sein Schatten auf den Bandleader.
Die Mimik des Bandleaders zeigte sein Aufgehen in der Stimmung der Musik. Er hängte sich sein Akkordion um, nahm Platz, schloss seine Augen und fing an zu spielen. Auch der Geiger schien sich in sich zurück zuziehen bevor er zu spielen anfing.
War das Klezmer? Was ist eigentlich Klezmer? Dieser Musikstil zeichnet sich durch eine Vielfalt von Stimmungen aus. Es fing mit relativ fröhlicher Musik an und im Verlauf des Abends waren auch tieftraurige Momente zu hören und einmal klang es hart und brutal wie deutsche Militärmusik.
Doch dann waren da Momente, die nur noch als Jazz zu bezeichnen sind. Wenn die Instrumente miteinander sprachen, Soli aller Musiker sich abwechselten und manchmal einfach nur Geräusche erzeugt wurden. Zweimal gab es Momente, in denen hauchfeine Klänge sowohl auf Bass, Akkordion, Geige und Klarinette erzeugt wurden. Es war so still, dass ein Wispern im Publikum deutlich störend zu hören war. Und dann war oft zu hören, dass der Klezmer viele Musiktraditionen verarbeitet hat. So waren einmal Arabesken zu hören und zweimal klang es wie Gipsy Folk.

Die drei zu sehenden Musiker spielten sehr intensiv, auch wenn der Percussionist Oleg Dyyak nicht zu überzeugen wusste. Er spielte vor allem mit den Händen ekstatisch, aber es war keine besondere Kunstfertigkeit zu sehen und zu hören, wie bei Jaroslaw Bester und Jaroslaw Tyrala.

Leider war es nicht möglich, nach dem Konzert CDs zu kaufen, da das Label keine CDs für die Band zur Verfügung gestellt hatte. Die Website der Band http://www.besterquartet.com/deutsch.php bietet diverse akustische Ausschnitte aus den fünf Alben, die unter den Namen The Cracow Klezmer Band und der aktuellen CD unter den neuen Namen Bester Quartett veröffentlicht wurden. Leider sind dies nur Schnipsel von zum Teil nur einer Minute Länge, so dass hier kein wirkliches Bild von dieser Gruppe entstehen kann, da ihre Stücke vier bis zehn Minuten eine Geschichte erzählen.
Ich empfehle dennoch die Stücke Memento Mori vom aktuellen Album Remembrance und 'Otsmat vom Album Bereshit (2003).

Keine Kommentare: