Wenn ich Texte schreiben, ist im Hintergrund Musik zu hören, die als meditativ bezeichnet werden kann, aber nicht als solche firmiert. Es ist oftmals der Ambient Sound von Brian Eno, der mich dann wiederum an ein „Konzert“ (?) mit Robert Fripp erinnert.
Im März 1996 war ich für Forschungsarbeiten in London und am zweiten Wochenende fand in der Royal Festival Hall eine Tagung zur New Music/New Media statt, auf der auch Peter Gabriel sein sollte. Es war dieser Name, der mich zur Southside lockte. Der Teilnahmebeitrag erschien mir prohibitiv und so verzichtete ich darauf in den Konferenzsaal zu gehen und hörte stattdessen dem Musiker zu, der umgeben von Computern im Foyer experimentierte. Erst durch ein Plakat erfuhr ich, dass dies Robert Fripp der Kopf der ProgRock-Band King Crimson war.
Robert Fripp baute mit seiner Gitarre und diversen Hall-, Loop- und anderen Geräten in vielen Schritten das von ihn so genannten Soundscape auf. Er nahm nacheinander diverse Akkorde auf unterschiedlichen Geräten auf, die er jeweils individuell veränderte und diese Samples dann übereinander legte, wobei einige aufeinander durch Rückkopplungen reagieren und andere langsam ausklangen. Das Einspielen der Samples dauerte jeweils mehrere Minuten und der Sound wurde dabei immer komplexer. Dann war zu sehen, dass Robert Fripp mit dem Ergebnis zufrieden war. Er hängte die Gitarre ab, verließ durch eine Lücke zwischen den Geräten seinen Arbeitsplatz und verschwand. Er kam mit einem dampfenden Kaffee oder Tee wieder, hörte sich sein Soundscape an, setzte sich wieder an seinen Arbeitsplatz und ließ den Sound ausklingen.
Und dann begann er wieder Schritt für Schritt ein Soundscape zu konstruieren.
Der Klang erinnerte mich damals, wie mein Tagebuch verzeichnet, an die mir bis dahin bereits bekannte Meditationsmusik von Georg Deuter (Silence is the Answer, 1980) und den Minimalismus von Philip Glass (Koyaanisqatsi, 1983). Brian Eno war mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt.
Das Wort Konzert habe ich zu Beginn in Anführungszeichen und mit einem Fragezeichen versehen, da dieses Event, dass ich damals erlebte, viele Stunden dauerte. Eine kurze Notiz von damals sagt mir, dass ich alleine fast fünf Stunden Robert Fripp und sein Soundscape erlebte.
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