Freitag, 28. Juni 2013

Erinnerung an Aloha Heja He von Achim Reichel

Auf der Fête de la Musique Hannover 2013 betreute ich eine Bühne und damit auch die Band SHADOW aus Hodenhagen. Diese hatten mir vorab ihre Setlist geschickt und da las ich, dass sie u.a. Aloha Heja He spielen würden. Da kam bereits bei der Planung für die Bühne InkluVision Vorfreude auf.

Die Musik von Achim Reichel lernte ich so nach und nach kennen. Aufgewachsen in den 1970-er Jahren am Rande von Brauel gab es nur zwei Radiosender: NDR2 und BFBS. Im Haus war fast immer das Radio in der Küche (NDR2) zu hören und auf der Terrasse lief am Nachmittag oftmals der britische Militärsender. Der Hamburger Sender spielte natürlich auch die Lieder des "Hamburgers" Achim Reichel und so hörte ich 1978 seine Interpretation von Herr von Ribeck auf Ribeck im Havelland von Theodor Fontane.

Ich wurde unabhängig, doch immer wenn ich meine Mutter besuchte, war dort das Radio in der Küche und NDR2. So hörte ich seit 1981 Der Spieler, seit 1986 Steaks und Bier und Zigaretten und eben seit 1991 Aloha Heja He. Beim so seltenen Hören dieses Liedes erfasst mich immer wieder eine Wehmut, die ich bewusst erhalte. Gute Lieder, Texte, Bilder und Filme werden nicht zu oft genossen, damit sich ihre Schönheit nicht abnutzt.

Meine Reaktion auf dieses Lied hat sicherlich etwas mit kindlicher und jugendlicher Musikerfahrung zu tun. Wenn einmal im Radio Musik vom Harry Belafonte (Day-O, Matilda) oder vom Orchester Arthur Iriti aus Tahiti (Nau Haka, Taranga) lief, wurde die Musik lauter gestellt.

Das Lied ist melancholisch und dennoch fröhlich. Es wird eine Stimmung der Kolonialzeit aufgebaut, ohne das es peinlich ist.
Grundlage ist die Erinnerung an Auftritte für das Goethe-Institut in Indonesien im November 1986.

Jetzt habe ich erstmals den Text von Aloha Heja He gelesen. In der letzten Strophe gibt es rätselhafte Passagen.
  Ich hab das Paradies gesehn
  es war um neunzehnhundertzehn
  der Steuermann hatte Matrosen am Mast
  und den Zahlmeister ha'm die Gonokokken vernascht
  aber sonst war'n wir bei bester Gesundheit
Paradies 1910 = Referenz an das Paradies-Stereotyp, dass seit der deutschen Kolonialzeit mit Südostasien und Ozeanien verbunden wird. Die Jahreszahl scheint keine weitere Bedeutung zu haben und entspringt vermutlich den Motto "reim dich oder ich schlag dich"
Matrosen am Mast = Seemannsausdruck für Filzläuse
Gonokokken = Erreger der Gonorrhoe/des Trippers

Bei der Recherche zu diesem Lied verstand ich, warum einige meiner Bekannten peinlich berührt waren, als ich sagte, dass ich dieses Lied schätze. Es scheint sich innerhalb der Subgruppe der Ballermänner zu einem der Sauflieder schlechthin entwickelt zu haben. Das war mir nicht bekannt und es gibt bestimmt noch weitere Lieder, die ich schätze und die von Party-Bands zu Saufliedern verhunzt wurden.
Der Auftritt der Band SHADOW war wunderbar und viele sangen die Refrains ihrer Lieder mit. Aloha Heja He wurde weiter gesungen, als das Stück auf der Bühne bereits zu Ende war. Es war eine ausgelassene Stimmung.
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# Auf der offiziellen Webseite macht Achim Reichel viele Bemerkungen zu jedem seiner Alben.
# Aloha in der Wikipedia

1 Kommentar:

Key Card hat gesagt…

gesehn&19910 ist aber auch leider einer der nur sehr vereinzelten Reime in diesem Lied Sieben Reime gibts in dem gesamten Lied (wovon zwei sich lediglich reimen weil sich das gleiche Wort immer auf sich selbst reimt) von insgesamt 18 möglichen Reimen. Das sind 39% (7/18), wenn man die gleichen Wörter nicht als Reim gelten lässt, dann sind das nur noch 28%...