Die Metropole boomt! Auf beiden Seiten der Themse wuchsen und wachsen in Höhe der City Wolkenkratzer in die Höhe. 2005 war das 41-stöckige Gebäude (180m Höhe) der Swiss Re (Rück-Versicherung) für mich der bemerkenswerteste Neubau.
Dieses als Essiggurke (The Gherkin) bezeichnete Gebäude war nach dem Neubau von Lloyds nur der Beginn eines Trends zu ungewöhnlicher Architektur.
Bei diesen Gebäuden stehe ich vor einem Dilemma, denn zum einen gefallen mir diese architektonischen Spielereien, doch zum anderen habe ich eine ungefähre Vorstellung davon, woher die Milliarden für diese Komplexe stammen. White collar criminals, die sich selbst Investmentbanker nennen, ruinieren systematisch die reale Wirtschaft und das dabei "gewonnene" Geld - verdient wäre eine Beschönigung - findet sich zum Beispiel in repräsentativen Gebäuden.
Lustig wird es dann, wenn Hochhauskombinationen bewusst oder unbewusst ihre finanzielle Potenz ausstellen.
Von Westen betrachtet hat diese Kombination von Wolkenkratzern in den Docks eine deutliche sexuelle Komponente. In der Mitte befindet sich das 50-stöckige One Canada Square (236 Meter), der Steuerhinterzieher von British Land und wird vom HSBC Tower (45 Stockwerke, 200 Meter) und Citigroup Centre (auch 45 Stockwerke, 200 Meter) flankiert. Der sprudelnd-spritzende Springbrunnen im Vordergrund vollendet dann diese Allegorie auf die Virilität der virtuellen und Schatten-Wirtschaft.
In allen drei Gebäuden befinden sich erfolgreiche Spekulationsfirmen, welche wesentliche für die "legale" Steuerhinterziehung in Guernsey, Jersey, Cayman, British Virgin und anderen Orten, wo es mehr Investmentfirmen als Einwohner gibt, verantwortlich sind. Deren Briefkästen befinden sich auf den genannten Orten, doch die Geschäfte werden hier und in der City abgewickelt.
JP Morgan und Morgan-Stanley (auch in den Docks).
Die Skyline hat sich in den letzten 20 Jahren erheblich verändert. Mein Reiseführer zeigt eine abendliche Aufnahme, welche die eckigen Hochhäuser der ersten Ausbauphase östlich der City zeigt. Nun sind es andere Formen, aber vor allem andere Höhen. The Monument von 1677 mit seiner Aussichtsplattform in über 50 Meter Höhe bot noch am Ende des letzten Jahrhunderts die Möglichkeit zu einem Rundumblick auf das alte und das wachsende neue London bis in seine Vororte. Jetzt verdecken immer mehr Hochhäuser den Fernblick, auch wenn der Blick immer noch fantastisch ist und jede der 311 Treppenstufen wert ist.
Das weiter oben vorgestellte One Canada Square Gebäude in den Docks war seit 1990 das höchste Gebäude in England. Doch nun hat südlich der Themse The Shard (=Scherbe, Splitter) mit 310 Meter für 87 Etagen diesen Titel. Auch hier sind White Collar Criminals (genauer die Steuerhinterziehungsberater PricewaterhouseCoopers) die Hauptnutzer.
Der Wettlauf um die Titel "Höchste" oder "Imposanteste" Gebäude geht natürlich weiter. Auf der Nordseite der Themse wächst ein Gebäude, dass von der Form ein Gegenstück zu den Scherben ist. Es wird nach oben immer breiter.
Es handelt sich dabei um die Baustelle für ein "nur" 37-geschossiges Hochhaus mit einer geplanten Höhe von 160 Metern.
Doch es hat bereits einen Spitznamen "Walkie-Talkie".
Noch weiter im Norden wächst "The Pinnacle" (=Höhepunkt) auf geplante 288 Meter Höhe.
Ach und es gibt einfach schöne, interessante Gebäude, wie das folgende kleine Hochhaus an der London Bridge mit seinem Stützpfeiler, der Luftaustausch zwischen Themse und Southbank fördert.
In London muss man seinen Blick erheben, um das Besondere zu sehen.
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