Aus aktuellem Anlass eine Erinnerung an eine befremdliche Verwaltung:
Im Juni 1988 landete ich mit einem normalen Visum auf dem Flughafen Dar es Salaam, obwohl ich vor hatte, für ein Jahr zu bleiben. Mir wurde in Hannover empfohlen, die notwendigen Aufenthaltspapiere für ein Studienjahr in Tanzania vor Ort zu besorgen.
Es dauerte Tage bis ich einen Studentenausweis der University of Dar es Salaam hatte und mit diesem und weiteren Papieren der UNI ging es zum Immigration Office. Wir ausländischen Studierenden füllten dort Formulare aus und sollten einen Monat später wieder kommen.
Als Ausländer mit einem normalen Visum musste ich sowieso jeden Monat einmal bei einem Immigration Office vorsprechen und dort nach Zahlung einer Gebühr einen frische Stempeleindruck in meinen Reisepass zu bekommen.
Ende August war immer noch nicht entschieden, ob wir im Land bleiben dürfen. Ich meine mich zu erinnern, dass der Beamte hinter den Schalter ein kleines Geschenk erbat, damit er sich für mich engagiert. Ich bat darum meine Unterlagen zu sehen, um zu prüfen, ob alles notwendige in meiner Akte war. Der Officer verschwand in ein Hinterzimmer, wo Mitarbeiter hinter Stapeln von Mappen saßen. Er fand meine und ich sah sofort, dass außer meinen Eintragungen bisher niemand irgend etwas mit den Papieren gemacht hatte. Verärgert ging es zurück zur Universität.
Korruption braucht zwei. Den Beamter, der "Etwas" möchte und den Bürger, der bereeit ist dieses "Etwas" zu geben. In Tanzania hieß das magische Wort "Chai". Das meint eigentlich Tee und muss auch nicht immer ein Synonym für Geld sein. Es konnte auch wirklich der Wunsch nach einer bezahlten Pause mit einer Einladung zu Tee und Backwaren (Maandazi oder Chapati) sein, aber eben auch die Aufforderung zu einem stillen (Tee-) Gespräch über die Summe, der zu zahlenden Bestechung. Da ich aus Prinzip nicht zahle, hatte ein korrupter Beamter ein Problem (und ich zunächst auch).
Ich weiß nicht mehr, ob ich mich nur in der UNI-Verwaltung oder auch in der Deutschen Botschaft beschwerte, aber es dauerte nicht lange und ich sollte wieder im Immigration Office vorsprechen.
Nach fast drei Monaten Aufenthalt erhielt ich schließlich meine Resident Permit C für das gesamte Studienjahr.
Das wurde gefeiert!
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Und nur ein Jahr zuvor, war ich erstmals in Kenya. und in Tanzania. Die Geschichte, wie ich das Stipendium für die Universität bekam, lässt sich nicht in wenigen Worten erzählen, doch wird sicher irgendwann hier erscheinen.
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