Es ist die Geschichte zweier Männer und ihrer Schiffe. Einmal sahen sie sich aus 100 Meter Entfernung jeweils durch ein Fernglas, ansonsten wussten sie nichts von den anderen. Die beiden Geschichten beginnen in Papenburg und auf dem Gambia.
Die Kolonialzeit und schließlich der 1. Weltkrieg bringen beide zum Tanganyikasee. Der eine als deutscher Schiffsbaumeister, der mit einem kleinen Team das zerlegte Dampfschiff Götzen von Papenburg durch Deutsch-Ostafrika nach Kigoma zum See bringt. Es wurde dort wieder zusammengebaut und erst see- und schließlich kriegstüchtig gemacht. Der andere reist als britischer Marineoffizier mit zwei kleinen Dampfbooten über Südafrika und Rhodesien durch den belgischen Kongo zum Tanganyikasee, um deutsche Schiffe zu zerstören.
Es ist ein angenehmer Plauderton und mit großer Freude wurde bemerkt, dass viele Aspekte der späten deutschen Kolonialzeit und die Orte der Handlung gut recherchiert sind. Selbst die Regenzeit, die jede Arbeit in eine Pause zwingt, ist realistisch geschildert.
Es ist kein kolonialkritisches Werk, es wird aus den Perspektiven der weißen Akteure erzählt und die afrikanische Bevölkerung erscheint nur dort, wo sie außerhalb der Scheuklappen der Akteure erscheint. Doch es geht in diesen Roman schließlich auch um diese Scheuklappen.
Alex Capus
Eine Frage der Zeit
btb-Verlag, München 2010, 350 Seiten
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