(Logo auf dem Einband von Imre Reiner) |
Es ist Arno Schmidts erstes Werk, dass zwei Erzählebenen klar vom Drucksatz voneinander trennt. Eine Handlung in einem kleinen Dorf Norddeutschlands und eine Handlung auf dem Mond in Raumstationen der USA und der Sowjetunion im Mare Crisium. Die zweite Handlung ist eine Erzählung, die der Protagonist für seine Freundin im Dorf erfindet. Gespräche, Erlebnisse, Beobachtungen und Fragen im Dorf fließen in die Handlung auf dem Mond ein.
(Die Erzählebenen auf jeder Seite: links KAFF | rechts MARE CRISIUM) |
Die Geschichte ist schwer zu lesen! Arno Schmidt nutzt verschiedene Mundarten (platt auf der Erde, schlesischer Dialekt) und einige US-Namen werden konsequent in deutscher Aussprache geschrieben (Dschordsch, Schar=lieh). Der phonetische Stil aller nicht hochdeutschen Begriffe in den Dialogen ließ mich beim ersten Lesen immer wieder stocken. Erst als ich begriff, dass Dialoge auch vom Leser gesprochen werden sollen, wurde der Inhalt deutlich.
Das war kurios. Ich las einen Roman, wo ich von Zeit zu Zeit mir selbst Passagen vorlas.
Das macht eine besondere Qualität von diesem Buch aus.
Arno Schmidt hatte eine lange Erfahrung mit dem Verfassen von literarischen "Hörspielen" und nun wurde der Leser zum Akteur. Es ist übrigens ein Buch, das als Ganzes vorgelesen werden kann.
Für mich ist das Buch auch ein Teil meiner Biographie. Im Frühjahr 1988 packte ich meine Sachen für ein Studienjahr an der University of Dar es Salaam in Tanzania. Ich bin wirklich nur mit wenig mehr als 20kg Gepäck losgeflogen. Nur ein deutsches Buch sollte mich begleiten und es war KAFF auch MARE CRISIUM. Im Goethe-Institut konnte ich zwar auch am freien Mittwochnachmittag deutsche Zeitungen und Zeitschriften lesen, aber an der UNI waren da nur Gespräche mit den zwei deutschen Studentinnen, Tagebucheinträge, Briefe aus und nach Deutschland und eben Arno Schmidts Roman, die mich mit meiner Sprache verbanden. Und dort in Tanzania habe ich meiner großen Liebe bei ihrem Besuch fast das ganze Buch vorgelesen.
- - - - - - - - - -
Zitate von Arno Schmidt (aus verschiedenen Werken):
- zum Militär
- zur Unsterblichkeit
- zur christlich-abendländischen Kultur
- Wahrheit und höfliche Lügen
- zum Nutzwert von Kirchen
- lautmalerische Romananfänge
- Unendlichkeit der literarischen Themen
- Lesen als Gespräch unter Freunden
- Europäische Kultur
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen