Aus den Reisenotizen vom 9. Februar 2005
Nach einen lächerlichen Frühstück im Hotel, das im Preis mit inbegriffen war, fuhren wir zum Kennedy Space Center Visitors Complex (KSCVC). Für $38,- Eintritt gab es ein 36-Stunden-Ticket, dass einen das eigentliche Besucherzentrum mit mehreren Hallen und Außenobjekten bietet und Busfahrten und Eintritt zum Apollo / Saturn V Center und dem Observation Gantry ermöglicht.
Doch im Einzelnen:
Es war ein kühler Morgen und als wir den Indian River auf einer langen Brücke überquerten lag Nebel auf dem Wasser und Teilen der Cape Cañaveral Insel. Wir waren früh vor dem Tor. Auf den Parkplätzen verloren sich nur wenige Autos und noch wenige Reisebusse. Die Schalter für den Ticketverkauf waren noch nicht geöffnet. Mit dem Kitzel der Erwartung of things to come, war es leicht zu warten. Kaum im Komplex ging es sogleich in eine von den animierten Hallen. Diese Kombination von Filmen, Geräuschen und automatisierten Geräten, die Realität illusionieren ist ja aus anderen Freizeitinstitutionen bekannt, doch hier ging es um eines meiner Steckenpferde, die mich seit meiner Kindheit begleiten. Ich soll die Mondlandung erlebt haben, mein Vater hatte mich dafür geweckt, aber ich habe keine Erinnerung daran.
Überall fand sich natürlich das NASA-Logo, doch wurde gleich mehrmals auf Hinweistafeln und Werbebroschüren darauf verwiesen, dass "no tax dollars are used to fund KSCVC facilities, staff or operations."
Nach dieser Einführung in die Robot Scouts und die aktuellen Missionen zum Mars folgten wir draußen den ersten Gruppen von Menschen, die nun bereits auf dem Gelände waren, um einen der Busse zu den beiden weiter entfernt liegenden Abteilungen zu nehmen. Die ganze sumpfige Insel ist mit verschiedenen Komplexen der NASA und des allgegenwärtigen US-Militärs übersät. Der Bus fuhr etwa 10 Kilometer nach Norden und die ganze Zeit war das Vehicle Assembly Building zu sehen, dass immer größer vor uns aufragte und schließlich passiert wurde.
Hier werden die Space Shuttle mit den Antriebsraketen verknüpft. Die fehlenden Abdeckungen verweisen auf den letzten Hurrikan, der über das Gelände zog und erhebliche Schäden verursachte.
Wir machten den Fehler, dass wir am ersten Haltepunkt der Observation Gantry ausstiegen. Es handelt sich hierbei um eine bessere Aussichtsplattform, mit wenigen Exponaten. Es war einfach noch viel zu kalt, um oben im Wind die wunderbare Aussicht auf die verschiedenen Abschußplätze zu genießen. Das Gebäude liegt neben dem Crawlerway, dem überbreiten Weg auf dem die startbereiten Space Shuttle aufrecht stehend im Schritttempo zu einer der beiden Abschußplattformen (siehe Foto) gefahren werden. Der nächste Start sollte in mehreren Monaten sein und entsprechend war nur bei unserer Vorbeifahrt und dem kurzen Blick in das Vehicle Assembly Building etwas Aktivität von der NASA zu sehen.
Frierend ging es mit den nächsten Bus weiter zum Apollo / Saturn V Center, das sich noch einmal zwei Kilometer weiter im Norden befindet. Der Fahrer verwies darauf, dass wir auf die Gräben achten sollten, da dort Alligatoren leben würden. Doch die waren wie schon am Myakka River durch die kalte Luft abgeschreckt und blieben versteckt unter der Wasseroberfläche. Zur linken war eine der ungewöhnlichsten Konstruktionen zu sehen. Für die Space Shuttle gibt es hier eine Landebahn. Sie ist sehr lang, das Ende war nur zu erahnen und viel breiter als jede vorher gesehene Landebahn oder mehrspurige Autobahn. Ich fragte mich, wie viele tausend Tonnen Beton wurden hier wohl im Sumpf versenkt, damit ein Space Shuttle landen kann?
Um mich zu beeindrucken, gehört schon etwas dazu, doch als ich eine waagerecht hängende Saturn-V-Rakete sah, da war ich mehr als beeindruckt. Nirgendwo in der langgestreckten hohen Halle war meine Kamera in der Lage, die Proportionen dieser 120 Meter langen Rakete einzufangen.
Doch zunächst sah man beim Betreten der Halle das Unterteil der Rakete mit seinen Hauptdüsen:
Ohne meine Begleiter sah ich mir die vielen Ausstellungsobjekte und Nebenräume an. Ich wollte diesen Kindheitswunsch für mich alleine auskosten.
Leider wurde hier, wie auch im zentralen Besucherkomplex viel Information so vereinfacht dargestellt, dass es auch ein Grundschüler (oder ein US-Bürger, der vor langer Zeit die Schule verlassen hat) verstehen kann. Dabei entsteht dann auch einmal Infotainment, der mich nur peinlich berührt. Es sollte heute keine Kunst mehr sein, eine Ausstellung so auszustatten, dass sie die verschiedenen intellektuellen Klientel bedient. Jedes Museum in Deutschland, das etwas auf sich hält, kann sowohl Grundschülern, als auch Studierenden und den Spezialisten etwas bieten und ihn unterhalten. Hier wird nur der kleinste gemeinsame Nenner präsentiert.
Die Sonne wärmte sehr langsam die feuchte Luft, doch zu einem teuren Mittagsimbiss konnten wir als wieder draußen sitzen. Die lokale Vogelwelt hat sich auf die Gäste der NASA spezialisiert und die Tiere lassen eine Annäherung bis auf 1-2 Meter was umgekehrt heißt, dass kein Teil des Essens je alleine gelassen werden darf und die Abfälle in sich schließende Mülleimer versenkt werden.
Blick von der Terrasse auf die Abschußplattform. Die Wiese ist abgezäunt, da sich direkt dahinter die Natur inklusive Alligatoren befindet. Hier habe ich dann schließlich auch Alligatoren gesehen. Als wir mit dem Bus zurück zum zentralen Besucherzentrum fuhren, erahnte ich einen flachen Kopf in einem Graben, aber neben den Parkplatz lag dann ein Tier in der Sonne. Im Verlauf des Nachmittags machte ich einen Spaziergang entlang der Grünanlagen und zwei Teiche waren durch solide Metallzäune vom Rest getrennt. Es gab dort eine Pforte mit Hinweis auf mögliche selbst verschuldete Gefahren hinter dem Zaun.
Hier stand auch ein Original Space Shuttle, dass man sogar betreten konnte. Kein Ort für Menschen, die Angst vor Enge haben. Auf der Unterseite sah ich mit Amüsement, dass die Hitzekachel einzeln nummeriert waren, auch wenn für mich kein Zahlensystem zu erkennen war.
In einer benachbarten Halle sprach eine wissenschaftliche Mitarbeiterin der NASA. Es war eine lebhafte Erzählerin, die beständig im „we“ der Corporate Identity sprach. Die NASA und ihr Umfeld bieten mehr als 100.000 Menschen Beschäftigung. Egal nach welcher Definition, dies ist ein Großbetrieb.
Eine Facette des Kennedy Space Centers ging mir bereits nach zwei Stunden auf den Senkel. Das riesige Gelände hat in seinen drei Zuschauerbereichen im Außenraum alle Dutzend Meter Lautsprecher. In jeden Raum sind auch mehrere Lautsprecher. Sind für die Notfalldurchsagen notwendig? Im Außenbereich und den großen Ausstellungshallen strömt kontinuierlich Muzak von der dramatischen Art aus den Boxen. Sinfonisches mit Trommeln und Blechbläsern, die in ihren Auf- und Abschwung immer wieder die Aufmerksamkeit erregen. Muzak, die sich scheinbar alle 20-30 Minuten wiederholt.
Irgendwann war ich satt von allen Eindrücken und setzte mich einfach auf eine Bank. Wir würden am nächsten Vormittag wieder kommen. Abends ging es gegenüber dem Hotel in ein "Frühstücksrestaurant". Das Omelette war üppig.
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