Dienstag, 20. Februar 2007

Sarasota im Februar 2005

Ich habe meinen Reisebericht Florida 2005 vor etwas mehr als zwei Wochen unterbrochen. Nun sind die restlichen etwa neun Druckseiten von mir überarbeitet und werden mit verschiedenen Fotos nachgeschoben.

Aus meinem Reisetagbuch vom 6. Februar 2005
Ein Sonntag, ich saß viel über den Büchern und sortierte weiter den Bestand. Wie sagt man es höflich? Ein Großteil der in einem Leben gesammelten Bücher sieht zwar gut in einer Bücherwand aus, aber der Wiederverkaufswert ist sehr gering. Die Klassiker aus den Jahren 1900-30 wurden in sehr großen Auflagen verkauft und viele Bücher existieren weiterhin. Ich habe für gebundene gesammelte Werke eines Klassikers (Leinen, ohne Schäden) Ankaufpreise von manchmal nur €2/Band recherchiert (zur Kalkulation siehe weiter unten).

Ich habe das größtmögliche Handicap für die USA, kein Führerschein. Das zur Verfügung gestellte Fahrrad entspricht den Standard, den ich hier auf der Straße sehe, aber Lichtanlage und mit der Ignoranz der lokalen Autofahrer verbietet sich jede Fahrt in Dämmerung oder Nacht. Im Kreuzungsbereich habe ich mehrmals Fahrradspuren auf der Fahrbahn gesehen, aber nie erlebt, dass einer Blechbüchseninsaßen am Steuer diese Verbotszonen für beachtete. Um zu überleben, muss bei jedem Auto, das einen entgegenkommt oder von hinten nähert, immer mit der Blödheit und Nichtbeachtung der Automobilisten gerechnet werden. Ich hatte nur einen Beinaheunfall, weil ich auf einer meiner ersten Fahrten auf meine Vorfahrt pochte und ein Auto aus einer Nebenstraße einfach auf die Hauptstraße fuhr und mich zu einer Vollbremsung zwang.
Die Firma SCAT betreibt den öffentlichen Busverkehr und eine Linie bedient auch den Verkehr zwischen der Insel Siesta Key und der Innenstadt von Sarasota. Leider fährt der Bus nur einmal in die Stunde und ist unpünktlich in beide Richtungen. An den Haltestellen steht, dass ein Fahrgast etwa 10 Minuten vor der angegebenen Abfahrtzeit an der Haltestelle sein soll. Der Bus hält sich nicht an den Fahrplan und kann entsprechend auch früher an der Haltestelle vorbeifahren. Zu spät ist er natürlich auch, da es hier keine Busspuren oder sonst wie eine Bevorzugung des öffentlichen Verkehrs gibt. Das einzig angenehme am ÖPNV ist der Preis. 50 Cent für ein Fahrt. Dennoch lockt dies nur wenige Passagiere. In der Summe bin ich für längere Fahrten von meinen Gastgebern abhängig.

Dies führt mich zu einen anderen Thema. Autofahrten. Dies ist eine Gesellschaft, die rund um das Auto und seine Bedürfnisse und Notwendigkeiten gebaut ist. In Deutschland habe ich bereits oft über Autofetischismus gelästert, aber das ist alles harmlos gegen die Beobachtungen und Gespräche, die ich hier geführt habe. Dreimal habe ich bereits selbst erlebt, dass Gastgeberin für Strecken von 150 bis 300 Meter den Wagen bewegt. Nachdem der Einkauf in einem Geschäft eines Einkaufszentrums erledigt ist, fuhr der Wagen weiter, um näher am Eingang des benachbarten Geschäfts zu sein. Für diese 150 Meter Gewinn wurden aber mehrere hundert Meter gefahren, da das Straßensystem auf den Parkplätzen keine Abkürzungen kennt. Der lokale Markt ist am Ende der Hauptstraße etwa einen Kilometer entfernt. Als ich erstmals unabhängig zum Markt wollte, wurde mir angeboten, mich zu fahren. Ich musste darauf bestehen, dass dies auf jeden Fall mit den Fahrrad machen würde. Und meine kleine Tour von etwa 11 Kilometern km zum Turtle Beach und 11 Kilometer erscheint hier etwas Besonderes zu sein. Dies hat nichts mit dem Alter meiner Gastgeber zu tun. Ich habe mitgehört, dass diese kleine Tour am Telefon auch den Kindern erzählt wurde.

Heute gab es einen wunderbar langer Kaffeeklatsch mit einer Besucherin, die nicht nur wie eine Barbie-Puppe gekleidet war, sondern auch offensichtlich einen viel zu niedrigen BMI-Wert hatte. Viel später motivierte mich diese Person zu einen Eintrag in mein spöttisches Lexikon der US-Zivilisation Dictionary of US-Civilization – B)

Reisetagebuch vom 7. Februar 2005
Wieder ein Büchertag. Einige Elemente der Sammlung sind nun fertig sortiert und auf ihren möglichen Wiederverkaufswert geschätzt. Um den Wert zu bestimmen, machte ich mit den genauen bibliographischen Angaben eine Suchanfrage im ZVAB Zentrales Verzeichnis Antiquarischer Bücher oder seinem US-amerikanischen Partner ein. Fast alle Bücher, die hier in den Kisten verpackt liegen, wurden gleich von mehreren antiquarischen Buchhändlern angeboten, so dass ich einen Mittelwert des Verkaufspreises bilden konnte. Diese Summe habe ich jeweils durch drei geteilt und zum nächsten glatten Betrag aufgerundet. Dies basiert auf meinen Erfahrungen mit deutschen Händlern, die vom Verkaufspreis den Laden, Angestellte, Steuern und ihre eigene Existenz finanzieren müssen und dies macht mehr als die Hälfte des Verkaufspreises aus. Wenn dann 10 Bände Schiller von 1910 für durchschnittlich €60 angeboten wurden, ergab dies €2/Band als Ankaufspreis. Die erste Email an einen US-amerikanischen Buchhändler, der sich auf deutsche Literatur spezialisiert hat, wurde heute verschickt. Mal sehen, ob ich Antiquariate in den USA für den Ankauf einiger der Bücher interessieren kann.

Und morgen beginnt eine mehrtägige Tour. Es geht an die Atlantikküste und wir steuern das große Ziel Kennedy Space Center auf dem Cape Cañaveral an. Das wird ein Spass. Statt Science Fiction mal Hardware.

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