Montag, 18. Juni 2007

Poprad nach Budapest

Reisetagebuch Osteuropa 2007

31. Mai - 1. Juni

Poprad -
Kosice -
Budapest -
Bucuresti


(Mein Gepäckberg in Kosice)



(Wasserdruckbehälter im Norden von Ungarn)

Hohe Tatra





(Lukas und meine Gastgeberin Darina in den Wolken)

Es regnete nicht, wir befanden uns aber in der Hohen Tatra über der Wolkengrenze und dieser "Nebel" tropfte von allen Bäumen.

Kezmarok

Kezmarok, am 29. Mai

Am Ortsausgang von Poprad passierten wir ein warnendes Schild, das darauf verwies, dass auf dieser Straße im Jahre 2006 zehn Menschen gestorben sind. Es war eine Straße von der Breite einer deutschen Kreisstraße, die geschwungen von Ort zu Ort führte. Ich hatte bereits sehr erschreckende Überholmanöver gesehen, die nur mit einem Abbremsen der entgegenkommenden Fahrzeuge nicht zu einem Unfall führte. Ich unterhielt mich mit meiner Fahrerin über das Problem und sie konnte die Gefahr, die vor allem von jungen Fahrern (=männlich!) ausgeht bestätigen. Es waren auch weitere Beispiele von unnötigen Beschleunigungen, harten Abbremsen an Kreuzungen und Abbiegen ohne Blinkerbenutzung zu sehen. Doch eigentlich kann ich hierzu nichts Objektives äußern, da ich viel zu selten in einer von diesen Blechkisten sitze.

Kežmarok (=Käsmark) befindet sich nur etwa 15 Autominuten nordöstlich von Poprad. Wir fuhren zunächst durch industrielle Ausläufer von Spišská Sobota und passierten einmal mehr die große Autobahnbaustelle, die überall zwischen Liptovský Mikulaš und Prešov die Landschaft durchpflügt. Dies ist altes Kulturland. Zips hieß es bis in die Neuzeit, als hier deutsche Siedler lebten und nun heißt es Spiš. In den Ortschaften sind alte Kirchen markant vertreten und in der Stadt Kežmarok gleich mehrere davon für die beiden konkurrierenden christlichen Denominationen http://de.wikipedia.org/wiki/Denomination_%28Religion%29.
Unsere Suche nach einem Parkplatz führte uns zunächst an der Altstadt vorbei. Als wir den Fluss Poprad überquert hatten, war einer der Supermärkte einer deutschen Kette mit einem riesigen Parkplatz versehen und so hatten wir eine kostenlose Parkmöglichkeit. Ich hatte dies schon in Prag gesehen. Filialen von Discountermärkten, die aus Deutschland oder London bekannt waren, fanden sich hier, waren aber statt der bekannten Größe von um die 100 Quadratmeter hier mit einem Hypermarkt (Steigerungsform von Supermarkt) von vielen Hundert Quadratmetern vertreten.
Die eben noch befahrene Hauptstraße war nun zu einen Hindernis geworden. Rücksichtslosigkeit bedeutet auch, dass Zebrastreifen ignoriert werden und die Fahrzeuge mit sehr hoher Geschwindigkeit durch die Stadt fahren. Wie gejagtes Wild eilten wir über die Straße und bogen in die Altstadt. Hier kam schlagartig Ruhe auf. Die kommende Autobahn wird in Poprad und anderen Städten viel Durchgangsverkehr beseitigen, auch wenn der empirisch belegte Grundsatz gilt, dass gute Straßen Verkehr erzeugen. Städte wie Kežmarok oder Poprad können erst dann versuchen, die wilde Bestie Autofahrer zu zähmen.

Kežmarok hat eine große Altstadt. Wir gingen auf einen verkehrsberuhigten Bereich zu und mein Magen sagte mir laut und bestimmt, dass es Mittagszeit ist. Nach wenigen Worten hatte ich meine Gastgeberin auch überzeugt und im zweiten Anlauf fanden wir eine Pizzeria. Wir fanden einen Tisch und ich beobachtete andere Gäste. Da kamen zum Beispiel zwei Schülerinnen nach uns ins Restaurant und bestellten sich hier ein Mittag. Es waren dies zwei Exemplare der kleinsten Variante von sich als Erwachsene gebende Kinder. Die neue Mittel- und Oberschicht zeigt ihren Reichtum auch in den Kindern (Kleidung, Schmuck, Handy). Die beiden waren offensichtlich nicht das erste Mal alleine in einem Restaurant und waren vielleicht gerade einmal 10-12 Jahre alt.

Nach dieser angenehmen Pause gingen wir in die Altstadt und langsam entlang dieser Straße zur Hrad Kežmarku hinauf. Diese auch als Zipser Burg oder Thököly Schloss bekannte Gebäudekomplex soll im Spätalter eine der größten Burgen Mitteleuropas gewesen sein. Uns kamen Gruppen von Schulkindern entgegen und im großen Burghof standen weitere Klassen. Ich ignorierte all dies, denn meine Uhr sagte mir, dass die Kinder kurz vor dem Ende ihres Aufenthaltes sein mussten.
Dies war leider ein Irrtum. Das Schuljahr ging zu Ende und in dieser Zeit fanden die verschiedenen Klassenfahrten statt. Die Burg in Kežmarok war für normale Besucher gesperrt und es lief ein spezielles Programm für Schulkinder. Schade, denn ich konnte zumindest erahnen, dass dies ein so mächtiger Komplex war, wie ich ihn vor 17 Jahren in Polen in der Malbork (Marienburg), dem Hochschloss und Palast der Hochmeister des Deutschen Ordens, erlebt habe.
Also ging es in langsamen Schritt wieder zurück. Mir fiel an der Architektur auf, dass alle Häuser ineinander übergingen. Es gab immer wieder Hofeinfahrten oder kleine Tore, die zu Nebenstraßen führten, die aber dann durch Stützen an der Straßenseite und im Abstand von wenigen Metern auch noch mal zwischen den Häusern verbunden waren.

(Und wieder ein Blick auf die Hohe Tatra, diesmal von Kezmarok)

Ich hatte wenig von Kežmarok gesehen, aber genug, um mir sicher zu sein, dass ich noch einmal zurückkehren würde und dann mir auch die Burg anschauen würde.

Von Kežmarok ging es zurück nach Poprad, wo wir eine Verabredung mit einem weiteren Stipendiaten des Europa-Kollegs hatten. Das Auto wurde wieder am Bahnhof abgestellt, es ging in die Innenstadt und dann saßen wir auf diesen wunderbaren Ruhepol einen kleinen Grünanlage im Zentrum der Fußgängerzone.
Mit fröhlichem Hallo tauschten wir uns aus. Er hatte wie meine Gastgeberin auch gerade sein Abitur mit Bravour bestanden und bereits einen Studienplatz in Bratislava. Er wird ab dem Herbst Theaterdramaturgie und Theaterregie studieren. Dies ist ein sehr kleiner Studiengang mit nur acht Studienplätzen in einem Jahr. Er hat eine mehrtägige Prüfung in der Hauptstadt absolvieren müssen und obwohl er im Gegensatz zu vielen anderen Kandidaten keine Bühnenerfahrung hat, wurde er ausgewählt, da seine Kreativität erkannt wurde. Irgendwie war ich nicht wirklich erstaunt. Das er etwas Künstlerisches studieren würde, war mir klar.

Unser gemeinsamer Weg führte uns in einen Open Air Bar, die nach seinen Angaben von vielen Schülern nach Schulende besucht wurde. Er ist dort auch persönlich bekannt, da zum Beispiel seine Band dort öfters probte. Er ging mit einer CD zur Musikanlage und plötzlich wurden wir von Pink Floyd beschallt. Herzlichen Dank!
Ich fragte, ob einer der zwei Teilnehmer dieses Jahres sich bei einen gemeldet hatte. Ich hatte den beiden angeboten, dass wenn es ein Problem mit der Anreise geben sollte, dass wir das dann hier besprechen und lösen könnten. Er entgegnete, dass zumindest einer kommen würde. Wir plauderten angenehm und da kamen auch eine kleine Gruppe von Schülerinnen und Schüler in die Bar und einer war der mir bis dahin nur von einem Passfoto bekannte Teilnehmer. Eigentlich gab es keine grundsätzlichen Probleme. Er war wahrscheinlich einfach genauso neugierig wie ich auf alle Beteiligten des Europa-Kollegs. Die Gruppe verabschiedete sich wieder und nachdem ich ein leckeres Schwarzbier, dessen Namen ich nicht mitbekommen hatte, geleert hatte, brachen wir auf, um in ein Restaurant zu gehen.


Auf dem Weg dahin musste ich plötzlich lachen. An einem der Gebäude entlang der Hauptstraße fand sich ein sozialistisches Wandgemälde. Fröhliche Rotarmisten, die eine ländliche Bevölkerung beglücken.

Wir gingen ins Restaurant Stama, da dort traditionelle slowakische Küche serviert wurde. Auf anraten von beiden bestellte ich Bryndzové halušky. Das erste ist eine Zubereitung aus Schafskäse und das zweite ist vergleichbar mit den italienischen Gnocci aus Mehl und Kartoffeln. Als drittes Element gehört eigentlich Schweinespeck dazu. Da ich dies nicht esse, wurde es mir ohne Speck serviert. Damit fehlt ein wesentlicher Geschmacksträger und mein Urteil über diese Regionalspeise fiel nicht sehr positiv aus. Bei meiner diätischen Einschränkung kann ich einfach nicht jede Spezialität genießen.

Wir besprachen noch den nächsten Tag. Das Wetter war hier nicht sehr unbeständig und in der Hohen Tatra waren stets Wolkenmeere. Wir wollten dennoch am nächsten Tag gemeinsam dort einen Spaziergang machen. Ich vermeide das Wort Wanderung, denn es sollte tatsächlich nur ein Gang mit festen Schuhen und ohne Karten und Verpflegung sein.

In Svit beteiligte sich der Vater meiner Gastgeberin an unseren Planungen. Er hat viele Karten und Bilder und an den Wänden hängen viele Photographien, die die Schönheit der Hohen Tatra besingen.

Poprad

Svit und Poprad am 29. Mai

Nach einem guten Frühstück ging es mit dem Auto nach Poprad. Darina hat Führerschein und für meinen Aufenthalt freien Zugriff auf den älteren Zweitwagen der Familie oder war dies sogar ihr Wagen? Als ich mich hinsetzte und anschnallte, musste ich an den Käfer meiner Mutter denken. Die Gurte sahen nicht so aus, als wenn sie noch eine tatsächliche Funktion haben. Natürlich schnallte ich mich dennoch an.
Svit ist die kleinste Stadt in der Slowakei und erst im Rahmen der Industrialisierung entstanden. Dies zeigt sich bereits im Ortsnamen, der aus der Abkürzung für einen lokalen Chemiebetrieb entstand. Slovenské vizkózové továrne (Slowakische Viskosefabrik). Im Rahmen der Privatisierung wurden die einzelnen Wohnungen in den Reihenhäusern, den Mietern angeboten. Ihre Familie war glückliche Besitzerin der Wohnung, die mich für drei Nächte aufgenommen hatte.Die auf der Zugfahrt zu sehende Autobahnbaustelle war auch schon hier angekommen. Überall große planierte Flächen und an einer Brückenbaustelle waren auch viele Menschen aktiv. Poprad grüßt mit großen Wohnhochhäusern.
Wir fuhren zunächst zum Bahnhof, damit ein fester Fixpunkt mit meinem Weitereiseticket geschaffen wurde. Nach den Erfahrungen bis hierher, wollte ich nun einen Zug wählen, der lange Umsteigzeiten nach Bukarest hat. Es war klar, dass ich zweimal umsteigen musste. Košice würde das erste Ziel sein und von dort ging es nach Budapest und dann schließlich nach Bucuresti. Ich hatte eine Verbindung ausgewählt, in der ich jeweils eine Stunde Zeit zum Umsteigen hatte. Der Preis von knapp über €100,00 für die Fahrkarte plus Sitzplatzreservierungen hat mich dann doch erschreckt und zwang mit dazu, dass ich in der Stadt erst einmal weiteres Geld tauschte

Manche lernen es nie! Während ich in Hannover 31,05 SKK für einen Euro bei der Reisebank erhalten hatte, waren es in Poprad 33,70 SKK für einen Euro. Ich hätte 398 SKK mehr in meiner Geldbörse, wenn ich nur in der Slowakei gewechselt hätte.

Auf dem Weg vom Bahnhof, wo wir das Auto stehen ließen, in die kleine Innenstadt unterhielten wir uns über Denkmale und die Kunst sich zu erinnern. Am Bahnhof gibt es einen kleinen Park, in dem Arbeiter ein Denkmal pflegten. Ich erinnerte an die Idioten in Tallinn, die Geschichte in einer Nacht-und-Nebel-Aktion entsorgen wollten und ein umstrittenes Denkmal für die Befreiung der Stadt von den Nazis durch die Rote Armee abbauten. Estland und die anderen baltischen Staaten erleben um Jahrzehnte verzögert die geisteskranke Variante des Nationalismus, der vor allem mit dem Hass auf Nachbarländer und ihre Bewohner operiert.

Poprad hat bereits eine Fußgängerzone. Dies ist für mich ein wichtiges Zeichen der Moderne. Hier besteht Sie aus der sogenannten Ober- und Unterstraße und zieht sich über etwa einen Kilometer durch die Stadt. Dies ist auch gleich der historische Kern mit Stadtmuseum und den konkurrierenden katholischen und protestantischen Kirchen. Die Geschichte dieser früher von Deutschen besiedelten Landschaft ist geprägt von dem Kampf der Religionen. In einer Phase gab es gleichzeitig Katholiken und Protestanten in vielen Orten und so gibt es das ungewöhnliche Bild, dass in der Innenstadt beide Kirche hintereinander stehen.
Unser erstes Ziel war das Podtatranské Múzeum v Poprade am westlichen Ende der Fußgängerzone. In einer herrschaftlich wirkenden Villa, residierte seit 1886 das Museum. Wir kamen in einen düsteren Flur und durch ein Pförtnerfenster wurde der Eintrittspreis kassiert, zusammen kostete es gerade einmal 2 Euro, da für Darina als Schülerin nur die Hälfte zu bezahlen war.
Darina hatte das Museum vorgeschlagen, weil dort eine Sonderausstellung zum Attentat auf Reinhard Heydrich im Jahre 1942 zu sehen war. Dies waren einige Schautafeln mit schlecht kopierten Fotos und Dokumenten (oftmals unvollständig oder nur schwer zu lesen). Einer beiden erfolgreichen Attentäter Jozef Gabčík stammt aus Poluvsie bei Zilina in der Slowakei (der andere war Jan Kubiš).

Wir waren die einzigen Besucher im Museum und für uns wurde extra das Licht in den einzelnen Räumen angestellt. Eine besondere Stellung nimmt die Darstellung der Steinzeit ein. In der Region wurde ein Lager der Neandertaler mit vielen Knochen entdeckt und viele Funde werden hier gezeigt.


Poprad war eine deutsche Siedlung und führte früher den Namen Deutschendorf. In der Darstellung des 19. und 20. Jahrhunderts finden sich entsprechend viele Objekte mit deutschen Beschriftungen. Von diesen heimatkundlichen Exponaten ist mir aber nichts Besonders in Erinnerung geblieben.

Nach diesem Museumsbesuch wandelten wir langsam einmal die Fußgängerzone rauf und wieder runter und fuhren mit dem Auto an den Stadtrand.

Unser nächstes Ziel war das Gymnasium UDT Poprad. 11 Schülerinnen und Schüler wurden bisher zum Europa-Kolleg eingeladen. Damit ist diese Schule der absolute Spitzenreiter in der Zahl der Teilnehmenden.
Die Schule ist jung. Der amtierende Direktor war verantwortlich dafür, dass 1991 eine bilinguale Sektion mit einer deutschsprachigen Abteilung gegründet wurde. In der Slowakei ist diese Schule in Poprad die einzige, die vom DASAN im Bundesverwaltungsamt unterstützt wird. In jeweils drei parallelen Klassen ist Deutsch die Unterrichtssprache und nach 13 Schuljahren kann die Slowakische Hochschulreife und das Deutsche Abitur erworben werden.
(Wappen der Schule in Poprad)

Die Schule befindet sich heute in ehemaligen Kasernen der russischen Armee. Wenn ich Darina richtig verstanden habe, hat sie den Umzug vom vorherigen Standort in diese Gebäude selbst erlebt.

Die eigentliche deutsche Sektion befindet sich einem unscheinbaren Betongebäude. Wenn man vor das Gebäude tritt, hat man diesen phänomenalen Blick auf die Hohe Tatra.

Im Gebäude gab es nicht nur das improvisierte Wappen, das auf einem Stoff gemalt über den Ausgang hängt, sondern auch die Jahresabschlussposter.

Jede Abiturklasse gestaltet ein Poster mit den Fotos der SchülerInnen sowie der beiden VertrauenslehrerInnen.
Es sind dies nicht einfache Sammlungen von Passfotos, sondern jede Klasse sucht ein Thema, in dem sie ihre Bilder einfügen können. Ich suchte das Abschlussposter von einer Klasse des Jahrgangs 2005. Drei der dort Abgebildeten kannte ich, zwei hatte ich in Praha getroffen und die dritte würde ich noch in Bratislava treffen.
Sie hatten ein makaberes Motiv gewählt. Ihr Abschluss und damit auch ihr Weggang in eine Universitätsstadt haben sie als „Flucht vor der Polizei“ dargestellt und hatten dafür ein Fahndungsplakat aus der RAF-Zeit variiert.

Das Plakat der Klasse von Darina hing noch nicht. Sie vermutete, dass daran noch gearbeitet wird. In Poprad werden diese Poster in Schaufenstern ausgewählter Geschäfte ausgehängt.

Prag nach Svit

Reisetagebuch Osteuropa 2007

Am Morgen vom Pfingstmontag, dem 28. Mai verabschiedete sich zunächst der Freund, der einen Termin außerhalb von Prag hatte. 
Nach einem weiteren guten Frühstück ging es mit meinen vier Gepäckstücken zügig zur Bushaltestelle. 



(Ein letzer Blick aus Zuzanas Zimmer)
(und so sehen die Gebäude der Matematicko-fyzikalní fakulta UK von oben bei GoogleEarth aus)

64 Stunden Prag waren sehr schnell vergangen und mir war klar, dass ich unbedingt wieder in die Stadt zurückkehren werde. Nicht nur um weitere architektonische Schönheiten zu entdecken, sondern auch, um weitere Gespräche zu führen. In einem Reiseführer meiner Mutter werden viele Orte genannt, die ich nicht oder nur am Rande gesehen hatte. Hatte ich den berühmten Wenzelsplatz gesehen? Wie sieht der Veitsdom von innen aus? Welche Museen sollte ich noch besuchen?
Der Massentourismus ist abschreckend, aber nach dieser wunderbaren Einführung von Zuzana sollte es mir bei meinem zweiten Besuch gelingen a) eine einfache Herberge zu finden und b) dem Menschenstrom zum Teil aus dem Weg zu gehen. Das kenne ich schon von anderen Destinationen, wie es so verquer im Tourismus heißt. Touristen schlafen lange und frühstücken ausgiebig. Die Schönheiten der Altstadt werde ich also beim nächsten Mal früh am Morgen vorm Frühstück besichtigen. Für die Museen werde ich bestimmt ähnliche Leerzeiten finden.


Vor der Abfahrt gab Zuzana noch Empfehlungen für die Freizeit in Poprad. Einen Spaziergang in der Hohen Tatra hatte ich mir bereits fest vorgenommen. Sie sagte, dass ich unbedingt in das benachbarte Kežmarok fahren sollte. Die dortige Burg sei sehenswert. Sie kenne die Burg genau, da sie dort im Sommer Reisegruppen führt. In Poprad selber gibt es eine ehemalige Fabrik, in der heute Moderne Kunst ausgestellt wird.

Mit einer herzlichen Umarmung verabschiedete ich mich von Zuzana und bestieg meinen Zug.
In Prag wird übrigens eine Ansage auf dem Bahnsteig mit einem Glockenspiel eingeleitet. Es ist die Melodie von Smetanas Moldau.

Hinter Kolín fuhren wir wieder entlang der Elbe. Der Fluss hat hier eine Breite von etwa 10 Metern. Die Ufer sind befestigt, also ist es eher ein Elbe-Kanal, und die Elbe ist offensichtlich noch ein industriell genutzter Wasserweg. Bei Recany war dann auch ein Hafen zu sehen. Der Fluss weitete sich im weiteren Verlauf zu einem See, ob dies durch ein Sperrwerk oder natürliche Gründe hat, habe ich nicht gesehen.
Die Modernisierung der Bahn schreitet voran. Sah die ersten Beton-Lärmschutzwände entlang der Bahnstrecke.
Die Elbe wurde schließlich zu einem Fluss wie ich ihn aus meiner Region kenne. Totarme mit Weiden zeigten die Überschwemmungsaue.
Bei Česká Třebová (Böhmisch Trübau) passierten wir so etwas wie ein Abstellgleis, genauer Abstellgleise. Wenn ein Filmproduzent rollendes Material für einen historischen Film benötigt, dann sollte er einmal hierher fahren. Alte Lokomotiven der Post-Dampfzeit und wenige verfallene Viehanhänger standen auf einer längere von mehreren hundert Metern auf einer Vielzahl von Abstellgleisen.
Die Natur ist wahrlich genauso wenig existent wie bei uns, aber hier tauchen Tiere auf, die bei uns bereits als Einzeltiere eine Erwähnung wert sind. Auf einem feuchten Teil eines Ackers bei Moravičany zählte ich gleich 12 Weißstörche.
Bei Třinec passierte der Zug ein großes Stahlwerk mit rauchenden Schloten, die deutlich auch graue, blaue und schwarze Elemente im Rauch zeigten. Hier gibt es noch viel Potential zur Verbesserung der Produktion.
An den Gleisen war stets eine vielfältige Vegetation zu sehen. Mal war es über eine lange Strecke roter Mohn, dann blauer Fingerhut und eine gelb-weiß blühende Pflanze. Die Vernichtungsstrategie der Deutschen Bahn mit ihren extremen Giften zur Beseitigung von Pflanzen im und am Bahnkörper lassen kein vergleichbares Bild aus Deutschland aufkommen.
An der Grenze zwischen Tschechien und der Slowakei nahm der Grenzer meinen Pass gar nicht erst zur Hand. Ein Blick auf die weinrote Hülle aus einem Meter Entfernung und eine Handbewegung, dass ich das Dokument wieder einstecken kann. Da erkennt man dann die Kostbarkeit unseres EU-Passes.
Immer wieder waren Baustellen für Schnellstraßen und auch an der Bahnstrecke zu sehen. Es mag idealistisch klingen, aber jede Baustelle setzt ein doppeltes Zeichen. Zum einen wird auf die Reparatur- und Ausbaunotwendigkeit verweisen und zum anderen und wesentlichen ist dies auch ein Zeichen für eine erwartete Steigerung des Verkehrsaufkommens, die diese umfangreichen Investitionen rechtfertig. Da mag zu optimistisch klingen, da in Deutschland jede Gemeinde voll erschlossene Gewerbegebiete mit staatlicher Förderung aufgebaut hat und in vielen Orten sich nur wenige Investoren fanden. Ich möchte auch nicht missverstanden werden, dass ich grundsätzlich für einen Ausbau der Verkehrsinfrastruktur bin. Wir haben hier in Norddeutschland viele schlechte Beispiele, wo Autobahnen Landschaften zerschneiden, aber Kommunikationswege und das sind Verkehrswege auch sind zwingend in einem zusammenwachsenden Europa.
War wäre eine Reise ohne die kleinen Abweichungen vom Reiseplan, die zu Improvisationen zwingen und weitere Folgen zeitigen und offenbaren. Peter hatte in Prag bereits gewarnt, dass wegen der umfangreichen Bauarbeiten auf der Strecke nach Poprad die Fahrt wohl bis zu eine Stunde länger dauern würde. Am Ende waren es sogar zwei Stunden mehr.
Bis zur Zugtrennung in Ostrava (Ostrau), ein Teil des Zuges blieb hier und mein Teil nach Zilina (Sillein) waren wir bereits 15 Minuten hinter dem Fahrplan und für Zilina gab es nur eine Umsteigezeit von acht Minuten. Auf der slowakischen Seite machte der Zug wieder einige Minuten gut und als wir in Zilina auf dem Bahnsteig einfuhren, auf dem auch der IC aus Bratislava nach Poprad und Košice fahren sollte, waren wir nur vier Minuten über der offiziellen Abfahrtzeit. Leider war die slowakische Bahn pünktlich abgefahren.
Ich wuchtete mein Gepäck auf den Bahnsteig und suchte wie wahrscheinlich mehrere andere nun nach einer Alternative in den Osten. Der nächste IC würde erst in vier Stunden fahren und so war es eine leichte Entscheidung stattdessen in einen Regionalzug zu steigen. Der Os 7863 von Zilina nach Poprad-Tatry hält an jeder Milchkanne und statt einer Fahrzeit von 98 Minuten im IC mit nur einem Zwischenstopp benötigt der Os mit 29 Zwischenstopps 178 Minuten. Ich wollte viel sehen auf meiner Bahnfahrt und hatte nun die Ruhe dafür.
War ja auch alles kein Problem. Ich stieg in den bereits auf dem Gleis stehenden Zug ein, platzierte mein Gepäck in einem 6-er und griff mein Handy, um Darina über meine verspätete Ankunft zu informieren.
Die 6-er sind in Deutschland vielleicht noch aus den 70-er und 80-er Jahren bekannt. In einem Waggon befinden sich auf beiden Seiten vom Mittelgang jeweils drei sich gegenübersitzende Plätze, die sich zu 6-ern gruppieren und damit auch sechs Sitzplätze über die Breite des Wagons ermöglichen. Heute sind vier Sitze über die Breite eines Waggons Standard und in der 1. Klasse sind es sogar nur drei Sitze. Der Zug war alt und ein wenig schmuddelig.

Und dann gab es doch ein Problem. Ich realisierte erst jetzt, dass beide Kontaktpersonen in Svit und Poprad keine Nummer in der Spalte Mobiltelefonnummer hatten, beide Nummern standen in der Spalte Festnetznummern. Dann wählte ich eben diese Nummer, doch dann kam eine Fehlermeldung. Es wurde eine Anrufsperre angezeigt.
Das war nun wirklich ärgerlich, da ich am Donnerstag vor der Abreise extra zum Laden meines Netzbetreibers Debitel gegangen war und dort zwanzig Minuten in einer Schlange gewartet hatte. Ich hatte den Mitarbeiter klar gemacht, dass er alle bestehenden Sperren bitte aufheben soll. Er nahm mein Handy und drückte in rasender Geschwindigkeit viele Tasten, verschwand kurz in den nicht einsehbaren Hinterraum und sagte, dass nun SMS und Telefon auch international funktionieren. Hinter mir war natürlich auch eine Schlange und alleine aus Höflichkeit, habe ich mich nur bedankt und keine Funktionen überprüft. In der Wohnung hatte ich einen Testanruf Richtung Zuzana gemacht und hörte auf der anderen Seite auch ein Klingeln. Es schien also zu funktionieren.
Toll, jetzt war ich einem fremden Land mit Verabredungen und ich kann nicht kommunizieren. Viel später realisierte ich, dass ich mich zu schnell entmutigen ließ. Die SMS-Funktion habe ich gar nicht ausprobiert, da es sich ja in meiner Liste um Festnetznummern handelte. In Svit und Poprad erfuhr ich dann, dass die angegebenen Telefonnummern doch Mobiltelefonnummern waren. Ich hätte also eine SMS versenden können. Wie heißt es so wahr, am Ende ist man schlauer …

Ich bemerkte nun erstmals einen wesentlichen Unterschied zwischen den Bahnbediensteten in Deutschland und in der Slowakei (später auch in Ungarn und Rumänien). Dass Bahnbedienstete eine Uniform tragen ist normal, da die Eisenbahnen in der Regel Staatsbetriebe sind und somit ihre Stellung betont wird und nicht nur auf eine moderne Corporate Identity verwiesen wird. Hier tragen diese Männer und Frauen aber deutlich Insignien ihrer Stellung und Bedeutung und nehmen diese Ernst. Wer außer einem Schwarzfahrer nimmt einen Bahnbediensteten denn noch ernst. Er ist ein Dienstleister für uns Kunden. Hier kommt jeweils der Bahnvorsteher aus seinem Haus und gibt dem Zug ein Abfahrsignal. Dunkel meine ich mich zu erinnern, dass dies auch früher in Deutschland geschah.

Kurz vor Ružomberok (Rosenberg) gab es endlich einmal Regen. Große Tropfen fielen durch die heiße Luft. Dies war aber dann nur ein Schauer und die Erfrischung war wieder weg. Dies ist einer der unbestreitbaren Vorteile einer Regionalbahn. Ob nun in einem alten RB von Wolfenbüttel nach Braunschweig oder eben hier, in beiden Fällen lassen sich die Fenster noch öffnen. Alle modernen Züge sind versiegelt und die Klimaanlagen können einen nicht dieses Gefühl von Erfrischung geben, wenn die Luft drückend warm ist.

Bewusst sah ich hier die lokale Form zum Trocknen von Heu. Es waren dies kleine Stiegen, die zu mannshohen Holzkonstruktionen zusammengestellt wurden und an denen das Gras trocknete. Diese Konstruktionen sahen aus wie kleine Höhlen.
Liptovský Mikulaš (St. Nikolaus) war erstmals das kleinste Hochgebirge Europas (?) deutlich zu sehen.

(Der erste Blick auf die Hohe Tatra aus einem Zugfenster)
Wie schon in Tschechien habe ich auch hier in der Slowakei kein nennenswertes Vorwissen. Geologie, Genese, Geographie, Geschichte der Besiedlung und heutige Realität sind mir nicht wirklich bekannt. War gespannt, ob ich ähnlich vielseitige Informationen, wie in Praha erhalten würde.
Etwa eine halbe Stunde vor der geplanten Ankunft in Poprad-Tatry hatte ich den Schaffner irgendwie klar gemacht, dass ich eigentlich nach Svit möchte. Er holte sein elektronisches Display heraus und zeigte mir, dass es zu diesem Zeitpunkt noch vier Stationen bis Svit waren.
Große graue Wolken kündigten Regen an, der dann als Gewitter und fast schon Unwetter niederging. Hoffentlich passierten wir dieses Gewitter. Die Blitze gingen in schneller Folge in Sichtweite der Bahnstrecke in den Boden und der Regen wurde so dicht, dass vom Bahnfenster eine geschlossene Regenwand zu sehen war.

In Svit nieselte es. Mir war immer Vorsicht eingeschärft wurden und so wuchtete ich mein Gepäck alleine aus den Zug, ging über die Gleise zu einer Unterführung, die auf das Straßenniveau führte. Die Hauptstraße und der Ort waren etwa dreihundert Meter vom Bahnhof entfernt. In diesem Tunnel standen etwa fünfzehn Personen und ich fragte auf Englisch pauschal nach dem Weg in dem ich versuchte die Adresse korrekt auszusprechen. Mir wurde gesagt, dass ich nachdem ich die Hauptstraße gequert habe, die zweite Straße links nehmen müsste und dieser einige Hundert Meter folgen müsste, um schließlich nach rechts in die gesuchte Straße abzubiegen. Ich bedankte mich und stand etwa ein zwei Minuten mit den anderen Menschen in diesem Tunnel und entschied dann, dass ich nicht auf besseres Wetter warten würde, sondern nun zu Fuß den angekündigt kurzen Weg nehmen würde. Ein Abschiedswort und ich war im Nieselregen unterwegs. Das war natürlich ein Risiko, denn weder mein Sack mit meinem Bett, noch mein Rollkoffer waren wasserdicht, aber ich befürchtete, dass der Wolkenbruch auch hierher kommen würde, da Blitz Donner klar zu sehen und Hören waren.


Ich war bereits kurz vor der angekündigten Straße nach links als ich von hinten auf Deutsch angesprochen wurde. Es war eine Frau aus dem Tunnel, die anbot, mich zur gewünschten Adresse zu führen. Resolut nahm sie mir meinen Rollkoffer ab und ging nun neben mir. Ich machte mir ernsthaft Sorgen. War dies nun eine Betrügerin -sie trug ziemlich abgenutzte Kleidung, die eine Gelegenheit wahrnehmen wollte, um mit dem Rollkoffer zu verschwinden oder was? Sie führte einen Monolog über die schwierige wirtschaftliche Lage in der Slowakei seit der Unabhängigkeit und speziell über ihre Situation. Sie erzählte, dass ein betrügerischer deutscher Investor eine kleine Fabrikation betrieb. Sie hatte dort eine Stelle, arbeitete Überstunden wurde aber stets sehr spät bezahlt. Eines Tages war der Mann weg und die wenigen Angestellten hatten geraume Zeit ohne Lohn gearbeitet und wurden auch nicht entschädigt. War das eine erfundene Erzählung, um Mitleid zu erregen? Während wir die Straße entlang gingen, wurde aus dem Nieselregen ein echter Regen. An jeder passierten Straße ging es durch große Pfützen und ich wurde langsam richtig nass. Wir erreichten schließlich die gewünschte Straße und hier verabschiedete sich die Frau mit der Bitte ihr doch etwas Geld zu geben. Das fand ich OK. Darina hatte mir gesagt, dass ein Taxi von Poprad nach Svit weniger als 200 Slowakische Kronen kosten würde und so bot holte ich aus meiner Geldbörse 100 Slowakische Kronen. Sie fragte, ob ich nicht 100 weitere Kronen drauflegen könnte. Ich verneinte und sie ging ohne böse Worte. Ich erfuhr später von Darina, dass ich viel Geld für diese kleine Dienstleistung bezahlt hatte.
Ich stand am Beginn einer Straße mit Reihenhäusern. Nach zwei Häusern meinte ich das System der Hausnummern zu durchschauen. Dennoch fragte ich eine Frau, die vor einem Haus stand, wo denn die gewünschte Hausnummer wäre. Das funktionierte mit Händen und Füßen. Ich zeigte auf ihre Hausnummer und signalisierte diese Zahl mit den Fingern und fragte nach meiner gesuchten Nummer wieder mit der Zahl meiner Finger. Sie verstand und sagte auf Slowakisch einige Zahlen, zeigte auf ihre Hausnummer und die nächste Tür in diesem Reihenhaus und machte ein Zeichen, dass ich hier einbiegen müsste und hinter diesem Haus, das gewünschte Haus finden würde. So war es auch. Pudelnass stand ich am Eingang eines viergeschossigen Reihenhauses und suchte die Namen der Klingelschilder ab. Wie würde wohl der Namen ihres Vaters aussehen, da ihr Nachname diesen weiblichen Zusatz hatte. Es fand sich ein Name mit gleich 3-4 Buchstaben weniger, der es sein könnte und so drückte ich die Klingel. Zunächst passierte nichts, dann ging das Hausflurlicht an und es passierte weiter nichts. Nach einer Minute klingelte ich ein zweites Mal, aber nun sah ich Aktivität im Treppenhaus und dann stand Darina vor mir. Man war ich froh!

Nach einer kurzen Begrüßung und Erläuterung, warum ich mich nicht gemeldet hatte, ging es treppauf. Sie war mit ihrer Schwester zum Bahnhof in Poprad gefahren und musste sehen, dass ich nicht aus dem angekündigten Zug ausstieg. Die Familie wohnt in der obersten Etage und meine Arme wurden immer länger, da mein Gepäck durch den Regen mir deutlich schwerer vorkam.
In der Wohnung wurde ich dem Vater, der Mutter und der Schwester vorgestellt. Keiner spricht Deutsch und außer der Tochter alle nur wenige Brocken Englisch. Mit Russisch hätte ich einige Worte wechseln können. Wir gingen ins Wohnzimmer, wo die Couch zu einem Bett umgebaut war. Ich stellte mein Gepäck hin und kramte nach den Gastgeschenken. Der Wodkaflasche war nicht passiert. Die Schokoladenkekse waren in einer glänzenden Verpackung, die aber deutliche Spuren von Feuchtigkeit aufwies. Meine Essenstasche war zum Auswringen nass. Ich übergab die Geschenke und bedankte mich im Voraus für die Gastfreundschaft und die Möglichkeit hier für einige Nächte zu bleiben. Darina war stets eine schnelle Übersetzerin.

Nachdem ich unter der Dusche mich erholt und gereinigt hatte, ging es in frischer Kleidung in die Küche. Wahrscheinlich hatten wir etwas gegessen. Ich kann mich daran erinnern, dass es zur Begrüßung einen Schnaps gab, der wunderbar die Kehle runter lief. Ich kann mich nicht an die Speise erinnern, da meine gesamte Aufmerksamkeit dem Gespräch mit Darina galt. Die Eltern öffneten eine Flasche mit Rotwein aus dem Südwesten der Slowakei und zu viert tranken wir ein Glas. Die Eltern verabschiedeten sich von diesem Gespräch und ich erzählte Darina von meiner bisherigen Reise und was mir als Empfehlung für Poprad bereits gesagt wurde. Daraus entwickelte sich sofort ein Plan für die beiden Tage. Vor Mitternacht verzog ich mich ins Wohnzimmer und legte mich schlafen. Bei offener Balkontür bin ich schnell eingeschlafen.

Prag, 27. Mai

(Ein Reisebericht aus dem Frühjahr 2007. Eine sehr interessante alternative Tour durch Prag im Jahre 2015 wird hier beschrieben.)

Der Tag wurde diesmal später angegangen. Die Helligkeit im Zimmer (es gibt keine Vorhänge oder Jalousie) wird immer von der bei einer Ghana-Reise verteilten Schlafmaske verdeckt. Den Tagesablauf muss ich aus meiner Erinnerung aufschreiben, da meine Notizen zu Prag mit dem vorherigen Tag endeten.

Nach der Pražsky hrad sollte es nun zur Vyšehrad gehen. Der Prager Burgberg ist zwar mächtig, wurde aber erst im 14. Jahrhundert zum Zentrum der Macht. Vorher lag dieses Zentrum im heutigen Stadtteil Vyšehrad, wo auf einem Felsen über der Moldau seit dem 10. Jahrhundert das politische und religiöse Zentrum befand. Die Legenden, die jede Frühgeschichte einer Nation umgeben, sehen hier den Ursprung einer eigenen tschechischen Herrschaft.
Wir fuhren mit Bus und U-Bahn bis zur gleichnamigen Haltestelle. Hier gab es auch Touristen, die hatten aber oftmals einen Rucksack auf. Diese drei Kilometer Abstand zur Innenstadt hielt die Masse bereits ab.

Prag VyšehradDoch bevor wir die Geschichte erkundeten, erbat ich mir erst einmal meine morgendliche Dosis an Koffein. Wir saßen direkt auf einer Terrasse an der Station und die Bedienung war diesen Namen nicht wert. (Foto: Z. P.)

Die U-Bahn-Station hat den Charme der 80-er und 90-er Jahre. Hier hätte man damals Science Fiction drehen können. Es ist ein Fest von Beton in allen Formen.
Durch eine Gasse erreichten wir das Burggelände. Über die Jahrhunderte sind ein Großteil der Befestigungsanlagen verschwunden und nun werden Teile davon wieder rekonstruiert. In dieser Parklandschaft hörte ich einmal kein Englisch und nur unser Deutsch. Es scheint dies ein Ort für Spaziergänge der Einheimischen zu sein.
Auf einer Freifläche stehen riesige Figuren, die Helden der Nationalgeschichte präsentieren. Diese Darstellung des späten 19. Jahrhunderts entbehrt heute nicht einer gewissen Komik. Diese Nationalhelden sind wilde Menschen, auch die Frau hat mit einem Streithammer eine tödliche Waffe.
Vyšehrad
Wir stellten uns an die Zinnen, klönten über Vieles, blickten auf die Stadt und die neuere Burg.

Vyšehrad(Blick vom Vyšehrad zum Pražsky hrad)
In den Ruinen gibt es zwei Komplexe zu entdecken.

Da wäre zum einen die Peter und Paul-Basilika. Auf der Frontseite fanden sich verschiedene Verzierungen, die sich immer wiederholten. Auf der Tür fand ich den Schlüssel des Peters und ein Symbol, dass eine Ähnlichkeit mit dem Dollarzeichen hat.

Wir hielten uns relativ lange in der Kirche auf. Das Gebäude wurde immer wieder renoviert und weist somit im inneren Elemente vieler Perioden der Kunstgeschichte auf.

Eigentlich bin ich kein Freund prächtiger, katholischer Kirchen. Ich liebe die schlichten protestantischen Sakralbauten. Doch dies war eher ein Museum. Die Säulen sind einheitlich im Jugendstil gehalten. Auf jeder Säule sind mehrere Heilige dargestellt. Im Vergleich der mir oftmals unbekannten Personen, fallen einen die Gemeinsamkeiten auf und von diesen Gemeinsamkeiten aus, sieht man dann die teilweise feinen Unterschiede in den einzelnen Personen zugeordneten Symbolen.
Mir ging eine absurde Frage durch den Kopf, den weder meine Gastgeberin Z.P. noch später am Abend ihr Freund, der Kunstgeschichte studiert, beantworten konnte. Im Vergleich mit Heiligendarstellungen der Frühen Neuzeit fiel mir auf, dass sich der Ansatz des Heiligenscheins verändert hatte. Während die alten Darstellungen oftmals einen deutlich schwebenden Heiligenschein zeigten oder eine Aura um das Angesicht strahlte, zeigten die neuen Darstellungen einen Ansatzpunkt der den Lebensnerv im Genick entsprach. Mit einem Ansatzpunkt meine ich, dass der tiefste Punkt des Heiligenscheins sich stets mit der Stelle im Nacken kreuzte, wo das Genick ist und der plötzliche Tod möglich ist. War dies Zufall oder Absicht?

(Nachtrag 2015: Ich bin kein Freund von Selfie, aber meine Gastgeberin meinte, dass ich bei verschiedenen Motiven zu sehen sein sollte, also damit beweise, dass ich da war)

(Foto: Z.P.)
 Bereits vor der Kirche hatte ich den alten Friedhof dahinter gesehen. Z. sagte, dass wir unbedingt über das Gräberfeld gehen sollten. Wie sagte sie später auf dem Friedhof, dass sei so etwas wie die Hall of Fame.

Ich sah die Gräber von Jan Neruda, Antonín Dvořák und Bedřich Smetana. Jan Neruda ist einer der Nationaldichter. Meine Frage, ob es eine Verbindung zum chilenischen Literatur-Nobelpreisträger Pablo Neruda gibt, fand keine Antwort. Wikipedia klärte mich auf, dass Pablo Neruda sein Pseudonym aus einer Verehrung für Jan Neruda annahm.
Von Vyšehrad ging es an das andere Ende der Stadt. Diesmal nicht nur an den Rand von Troja, sondern in sein Zentrum zum Schloss der Adelsfamilie Sternberg. Hier wurde eine barocke Pracht entfaltet.

(Foto: Z.P.) 

Wir waren kontinuierlich am Klönen. Ich habe die Notiz gefunden, dass wir uns zum einen über Moral und Werte unterhalten haben und meine Gastgeberin erzählte vom Biedermeier in Wien. Sie hatte sich während der Schulzeit mit diesem Thema intensiv beschäftigt. Als wir wieder im Studentenwohnheim angekommen waren, trafen wir dort ihren Freund, mit dem ich Smalltalk auf Englisch führte.

Nach einer Erfrischung im Wohnheim gingen wir unter Zeitdruck zur Bushaltestelle. Der Bus war gerade weg und so gingen wir weiter zur Straßenbahnhaltestelle, die uns zumindest bereits in die Innenstadt brachte. Mit einmal umsteigen erreichten wir unser Ziel. Auf einer Treppe zu einem öffentlichen Gebäude waren die wilden Haare einer jungen Frau zu sehen. Wir kamen von hinten, aber das war eindeutig P.
Eine nette Begrüßung und dann ging es auf mich verwirrenden Wegen zum Café Indigo, wo wir im Hinterhof einen frisch Tisch fanden.
P. hatte gerade die Aufnahmeprüfung für ein Studium der Politologie bestanden. Zusammen mit einem Sprachstudium wollte sie hier die Grundlagen für eine Beschäftigung im diplomatischen Dienst erwerben. Ein großes Ziel, aber bei den Teilnehmenden des Europa-Kollegs habe ich schon mehrmals so etwas gehört und halte diese Sterne für diese Menschen für erreichbar.

Nach dem Essen und Klönen und der Verabschiedung von P. ging es noch einmal quer durch Prag, doch diesmal in eine andere Richtung. Im Verlauf des Tages hatte ich Z. gefragt, was für Gastgeschenke denn ein Besucher mitbringt, wenn er Unterkunft bei einer Familie findet. Ich war nicht wirklich erstaunt, als ich hörte, eine Flasche Wodka für den Vater und etwas Süßes für die Mutter. Es war Pfingstsonntag und die moderne Warenwelt hat als Teil der Globalisierung Einzug in Prag gehalten. Hier gibt es keine verbindlichen Ladenöffnungszeiten und die europäischen Giganten werben mit ihrer Erreichbarkeit. Die größte Supermarktkette aus Großbritannien betreibt am Stadtrand von Prag einen Hypermarché. TESCO sei Dank, dass ich nicht mit leeren Händen nach Poprad fahre.

Ich hatte schon Probleme (mit mir), dass ich nichts Außergewöhnliches in Hannover gefunden hatte und meiner Gastgeberin nur eine Packung „Hannover“ von der hannöverschen Keksfabrik Bahlsen mitgebracht hatte.
Für mein nächstes Ziel Poprad wurde eine Flasche Finlandia und eine große Schachtel Figaro Tati, eine Schokoladenkekssorte gekauft. Vor dem TESCO campierten an einer Parkbank einige Punks. Richtige Punks, die überzeugend deutlich ausdrückten, dass es ihnen egal ist, was der nächste Tag ihnen bringt. Natürlich bettelten sie uns auf dem Rückweg zur U-Bahnstation an.

Erst vor dem Wohnheimzimmer nannte Z. ein theoretisches Problem, das ein solches blieb. Sie hatte ihrem Freund den Zimmerschlüssel gegeben, doch er schien relativ schnell aufzuwachen und so standen wir nach einmaligen Klopfen und kurzem Warten im Zimmer. Da ich am nächsten Morgen den Zug um 10:00 Uhr erreichen wollte, wurden nur noch wenige Worte gewechselt, Handys als Wecker gestellt und dann war Schlafenszeit.

Sonntag, 17. Juni 2007

Prag, 26. Mai

Früh, später stellte ich sogar fest, viel zu früh aufgestanden. Kaffee war leider nicht vorhanden und so nahm ich dankend einen Becher Tee zu meinem Müsli. Ich war durch die Aktivität der Mitbewohnerin und der Helligkeit wach geworden.
Ich stand wieder am offenen Fenster und schaute auf die fremde Stadt. Selbst hier im 14. Stockwerk sind alle Fenster zu öffnen und unten umgibt das Hochhaus eine Betonfläche. Es mag dies ein ungewöhnliches Thema für den frühen Morgen sein, aber mir fielen sogleich die Sicherheitsüberlegungen in Deutschland ein. Da ich indirekt einen Mann kannte, der so ein Hochhaus für seinen Selbstmord nutzte, ist es vielleicht auch nicht ganz so abwegig, über so etwas Erkundigungen einzuholen. Ja, das ist hier auch schon passiert, war die kurze Antwort.
Es war noch vor 9 Uhr. Nach dem Frühstück schrieb ich schnell die erste Version meines Reiseberichts bis Dresden.

Danach ging es in die Stadt. Als ersten Akt wurde am Hauptbahnhof (Praha Hlavní nádraží) ein Fahrschein für die Weiterfahrt nach Poprad. 28 Euro für eine lange Fahrt. Die Empfehlungen von Zuzana, Darina und Maja waren sinnvoll. Sie hatten individuell empfohlen, Fahrkarten erst auf der Reise zu kaufen, da die nationalen Preise erheblich günstiger wären, als Fahrscheine in Deutschland zu kaufen.
Dann sollte unsere touristische Tour durch Prag beginnen. Doch ich erbat mir erst einmal ein Kaffee. Sie führte mich zum Kafka-Café, wo ein Café Late die größte Annäherung an den von mir bevorzugten Milchkaffee bot. Zwei Kaffee später war mein Koffein-Haushalt wieder normal und ich war ein freundlicher Mensch.
Prag Bahnstation Masarykovo
Als wir uns nun auf die Tour begaben sah ich ein niedriges Gebäude mit Holzelementen zwischen zwei anderen Gebäuden. Das war die Bahnstation Masarykovo. Wir gingen dorthin und in der Eingangshalle gab es eine Büste des Staatsgründers Masaryk. (Einmal mehr der Hinweis, dass die Bilder in der Regel deutlich größer sind. einfach auf ein Foto im Blog klicken und dann entfaltet es sich zu seiner tatsächlichen Größe!)

Auf unseren Weg zur Silver Line - oder wie hatte Zuzana die Ideallinie für den Fremdneverkehr genannt (?) - kamen wir an einem Supermarkt vorbei und mich überkam ein großes Bedürfnis. Sie suchte Batterien für die geliehene Digitalkamera und ich suchte eine Schale Erdbeeren.
Die wollten doch tatsächlich umgerechnet €2 Euro für eine 1-Pfund-Schale, aber es ist Urlaub und ich hatte in diesem Jahr noch keine Erdbeeren satt. Leider entpuppte sich dies als ein Fehlkauf. Es war fränkische Ware und eine ganze Handvoll war total verschimmelt, was aber beim Kauf nicht zu sehen war. Alle anderen hatten zum Teil erhebliche Druckschäden. Mehr als ein Drittel wurden als Abfall aussortiert und die verbliebenden Erdbeeren waren offensichtlich zu früh gepflückt. Nur wenig Fruchtsüße entfalltete sich beim Zerdrücken am Gaumen.

Es ging zunächst zum beeindruckenden Pulverturm/Staubtor (?) vorbei an prächtigen, herrschaftlichen Gebäuden (Rathaus), die alle touristische Ziele sind. Hier war es wie an vielen Orten des Massentourismus. Junge Menschen, die Werbezettel für Restaurants und Touren verteilten und dabei stets auf ihre potentielle Kunden zugingen. Bloß nicht interessiert erscheinen, sonst wurde man multilingual bequatscht.
Zuzana zeigte mir ein Haus, dass von einen kubistischen Architekten gebaut wurde.

Wir bewegten uns nun stetig in einer nicht enden wollenden Menge von Touristen. Ein Straßenkünstler hatte ein Bild mehrfach an eine Hauswand geklebt und dies symbolisierte für mich sehr eindringlich den Massentourismus.

Alle sehen gleich aus, haben nur ein sehr beschränktes Sichtfeld und werden von außen versorgt.




Wir gelangten in der Menschenmenge zum zentralen Marktplatz. Es war ein sonniger Tag und ich machte wie Millionen vorher auch mein Postkartenfoto von der Teynkirche mit ihren Türmen und Türmchen.


Auf dem Markplatz standen Tausende von Menschen. Viele von ihnen gehörten Reisegruppen an, die sich um einen deutlich zu erkennenden Reiseleiter scharrten.









 

Wir gingen in die Josefstadt (Josefov), in der früher das jüdische Ghetto lag. Im Rahmen der Stadterneuerung vor 100 Jahren wurde das alte Viertel fast vollständig abgerissen und hier finden sich heute nur noch die Synagogen, der alte Friedhof und das jüdische Rathaus.
An den Straßen stehen prächtige Bürgerhäuser der jüdischen Bourgeoisie. 




Imposant fand ich ein Haus am Ende einer dieser Prachtstraßen. Der Eingang wurde von zwei Schönheiten bewacht, die noch nicht vom unnatürlichen Schönheitsideal der USA geprägt waren. Hungerhaken sind ja so etwas von hässlich!

Zwischen den Etagen waren prächtige Bilder.
Zumindest die beiden zwischen Hochparterre und 1. Etage konnte ich ohne große Verzerrung aufnehmen.

Die jüdische Zeit war hier stehen geblieben. Symbolisch wurde dies an der Uhr des jüdischen Rathauses gezeigt. Hier steht auch das Gebäude in dem der mythische Golem geschaffen wurde. Der Journalist Egon Erwin Kisch suchte in dem Gebäude auf dem Dachboden des Gebäudes nach den Überresten des Golems, fand aber nur Staub. Womit der Mythos nicht widerlegt wurde, da der Golem wieder zu Staub verfallen sein soll.

Die Stadt ist eine Augenweide und erinnerte mich stets an die Barbarei der Naziherrschaft in Deutschland. Die Alliierten meinten durch das systematische Zerstören der Innenstädte die fanatische Unterstützung der Bevölkerung für die gewählte Mörderbande, die sich Elite nannte und das Land regierte und kontrollierte, zu brechen. Städte mit gewachsener, historischer Bausubstanz, die über einige Straßenzüge hinausgeht, sind seit den Luftangriffen selten.
In Prag nicht; Straße um Straße zeigte Einblicke in die Geschichte der Architektur mehrerer Jahrhunderte.
Und ich lernte etwas über das Deklinieren von Substantiven im Tschechischen und Slowakischen. Der Platz des Franz Kafka wurde so zum Platz des Franze kafky.

Es war wieder ein sehr warmer Tag. Die offizielle Messstation am Flughafen Praha Ruzyne hatte am Vortag knapp über 30° Celsius gemessen und damit den ersten Tropentag in Prag im Jahre 2007 bestätigt. Am 26. Mai waren es am Flughafen noch einmal 29,5°, aber hier in der Altstadt bestimmt 3-5 Grad mehr. Am Morgen hatten sich noch Gewitter am Horizont angekündigt und es war auch viel Grollen zu hören. Keine Spur war hiervon verblieben.

Als wir schließlich an der Moldau standen und auf den Hradčany (Burgberg) auf dem anderen Ufer blickten, schlug ich eine Rast vor. Zuzana hatte wegen der Temperaturen aber keinen Appetit und jeder seine Wasserflasche.
Hier entwickelte ich den running gag, doch ein Erdbeereis zu essen.

Wir kamen am Institut, in dem Zuzana studiert vorbei und bei einem ihrer Arbeitgeber. Zuzana sagte, dass wir unbedingt zur Prager Burg müssten. Meine Bilder von Prag wären unvollständig ohne eine Besteigung des Burgberges. Der Weg führte zurück in die Menschenmassen. Mit dem ehemaligen jüdischen Viertel hatten wir die Masse hinter uns gelassen. Es gingen zwar auch immer wieder große Gruppe mit Reiseleitung an uns vorbei oder kamen und entgegen, aber der Menschenstrom kam in Wellen.
Es ging auf die überfüllte Karlsbrücke. Hier machte ich ein drei Bilder nach Süden den Fluß hinauf, die ich hier zu einem Bild zusammengefügt habe.

Zuzana hat ein großes Detailwissen über die Stadt und ihre Geschichte. Dies waren nicht nur die harten Fakten, sondern tatsächliche Geschichte mit Bezügen Mythen und dem religiösen Weltbild. Sie war eine angenehme Reiseführerin. Später verstand ich auch besser, warum Sie so viel von Kunstgeschichte verstand. Es war nicht nur das Pauken in Poprad, sondern ihr Freund studiert Kunstgeschichte und davon scheint viel bei ihr angekommen zu sein.
Zuzana ist eine fröhliche Frau, auch wenn Sie oftmals auf Fotos sehr ernsthaft schaut. Sie bringt Spitzenleistungen in ihrem Fach (Germanistik) und nebenbei interessante, bezahlte Tätigkeiten während ihres Studiums und beim Heimaturlaub in Velké Kapušany in der Ebene im äußersten Südosten der Slowakei. Ihre jüngere Schwester geht auch zu einem bilingualen Gymnasium, hat sich aber statt für Poprad, für eine englisch-slowakische Schule mit Internat entschieden.

Der Aufstieg zur Burg war anstrengend und ich konnte oftmals quengelnd fragen, ob sie ein Eis möchte. Ich bin mir nicht sicher, ob sie diesen Scherz verstanden hat. Unser kindliches „Sind wir bald da?“ oder „Darf ich ein Eis?“ sollte es aber auch im Slowakischen geben. Meine Referenz an diese Kindersprüche sind halt ein Teil meines seltsamen Humors. Einmal sagte sie, dass die Preise für Eis auf dieser Strecke unvorstellbar hoch seien. Kurz vor dem Burggelände sah ich einen Händler, der Eis in Kugeln verkauft. Der wollte doch tatsächlich mehr als ein Euro je Kugel. Ich musste lachen, aber es gibt bestimmt viele Eltern, die hier kurz vor der Burg ihre Kinder beruhigen wollen, damit die Burganlage genossen werden kann.

Vorm ersten Burghof standen Gardesoldaten. Wir gingen an ihnen vorbei und setzten uns endlich im zweiten Burghof auf den Mauerwerk eines Springbrunnens. Es waren bestimmt nicht viele Kilometer bisher gewesen, aber ich war erschöpft, wie von zehn. Ich muss enttäuschend für Zuzana gewesen sein, da meine Erschöpfung offensichtlich war und mein Blick an der Schönheit der Gebäude abglitt.


Erst im dritten Burghof am Veitsdom kam mein Interesse wieder auf. Die umfangreichen Eisenzäune waren verziert und überall fanden sich Kleinode. (FOTO. Romantik ohne Kitsch).

Hier wurde übrigens auch das Bild vom betenden Autor dieser Zeilen von Zuzana aufgenommen. Siehe ihren Bildbericht vom 2. Juni









Als wir schließlich auf der Dělostrělecká bašta standen machte ich zwei Fotos von der Stadt, die ich hier zu einem Bild verschmolzen habe.
Von unten war Trommeln zu hören. Ich identifizierte eindeutig afrikanische Trommeln, inklusive einer Djembe. Sie fragte mich nach diesem Fachwissen und ich erzählte von meinen fünf Jahren, die ich an Tanzkursen teilgenommen und dabei einige Tänze aus verschiedenen Kulturen Afrikas sehr gut kennen gelernt habe. Manchmal vermisse ich diese wöchentliche Extase (Freude bis zur Erschöpfung!). Es war auch Gesang zu hören. Von der Struktur des Liedes und den wenigen Elementen, die klar zu hören waren, vermutete ich ein Lied aus Südafrika. Es war nicht dieser Kantor – Chor – Wechselgesang vieler westafrikanischer Lieder.

Wir gingen wieder runter in die Stadt. Mir fiel mal wieder ein Franz-Kafka-Café auf. Wenn sie auch noch einen speziellen massentauglichen Kaffee haben, dann könnte dies zu einen Franchise werden wie Starbucks. Komm wir gehen ins Franz-Kafka!
Die Sonne zeichnete nun die vielen Farben der Häuserwände. Das Alter der Gemäuer hatte starken Einfluss auf die Farbintensität. Das Foto deutet dies nur an. Es sind nur zwei Grundfarben, aber es lassen sich Dutzende von Schattierungen unterscheiden. Es sind damit schon fast natürliche Farben, wie die hundert Schattierungen von Grün auf einen Baum oder einen Busch.
Ich glaube, dass wir nach dieser langen Tour erst einmal ins Studentenwohnheim gefahren sind, um sich unter der Dusche zu erfrischen. Abends ging es ins Restaurant und ich durfte Zuzana zu ihren Lieblingschinesen einladen (leider keine wirklich besondere Küche). Aber hier schmeckte mir ein Krusovice.

Diesmal wurde nicht noch einmal für Stunden geklönt. Dafür braucht man wirklich ein Wohnzimmer, wo man sich bequem hinfläzen kann. Bei Bier, Saft oder Wein und angenehmer Musik kann leichter geplaudert und assoziiert werden.
Nach den Erfahrungen der ersten Nacht, suchte ich meine Schlafmaske heraus und es war vereinbart, dass es nicht so früh raus geht.

Prag, 25. Mai Teil 2

Wir verließen das Theater. Es gab zwar im Foyer auch die Möglichkeit dort etwas zu trinken, aber es bestand vermutlich bereits eine Absprache zwischen Zuzana und Peter, dass wir eine Kneipe gehen würde, die meiner Begleitung bekannt ist.
Peter machte abfällige Bemerkungen über die Masse der Touristen, die ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht verstand. Durch viele Nebenstraßen ging es zu einer Kneipe, die vor allem von Physikern frequentiert wird. Leider waren alle Tische besetzt und Peter führte uns zu einer Alternative, die reichlich Platz bot.

Die Gespräche und Konzentration auf die Personen verhinderten, dass ich irgendwelche Erinnerungen an den Weg zu dieser Kneipe oder an die Innenausstattung habe. Wie war sie eingerichtet?, was für Musik lief dort?, lief dort überhaupt Musik?
Zuzana sagte, aber auch am nächsten Abend, dass sie dieses Lokal nicht kannte und wohl auch nicht wieder finden würde.
Hier war nun der Ort und die Zeit ein umfassendes Update über die persönlichen Entwicklungen zu bekommen. Es wurde dabei auch immer wieder Bezug auf das Europa-Kolleg genommen.


Zwei leckere, dunkle Biere später (Ich glaube es war
Staropramen) war es schon spät und wir eilten durch die merklich geleerten Straßen, um die nächste Haltestelle der Straßenbahnlinie nach Troja zu erreichen. Diese Linie fährt nur einige Hundert Meter am Wohnheim vorbei.
Als wir uns der Haltstelle näherten, sahen wir bereits die Bahn am Ende der Straße um die Ecke entschwinden. Es gab ein Aufstöhnen, da dies die letzte reguläre Bahn war. Wir gingen dennoch weiter schnell zu dieser Ecke und sahen dort, dass die Bahn immer noch an der Haltestelle stand. Die anderen begannen zu laufen, ich ging in meinen Birkenstock (wenig bis kein Profil) schneller und stieg als einer der Letzten ein.


Peter war den ganzen Abend unser Reiseleiter und ging oftmals mehrere Meter vor uns. Auch nachdem wir in Troja angekommen waren, bog er vor uns in einen Trampelpfad durch ein Unterholz zum Wohnheim. Bei meinen aktuellen Ängsten vor Verletzungen, besonders an meinen ersten Tag der Reise, war dies für mich nicht der beste Weg. Und fast schon wie erwartet, trat ich an einer dunklen Stelle in eine Kuhle und verstauchte mir leicht den Knöchel.
Irgendwie kamen Bilder von der University of Dar es Salaam auf. Dort gab es auch diverse Trampelpfade, um die langen Strecken der geschwungenen Straßen zu verkürzen. Nach kurzem Abschied von Peter und seiner Begleiterin fuhren wir zwei nach oben. Die Mitbewohnerin schlief bereits.

Wir standen in den Zwischenraum zwischen zwei Wohneinheiten und dem Vorraum und redeten weiter. Das Gespräch ging in viele Richtungen, Zuzana hat in ihrem Blog auf unsere gegensätzliche Sicht zur Kernfusionsforschung verwiesen. Ich bin nicht grundsätzlich dagegen, aber ich halte es für eine große Geldverschwendung, dass in jedem Jahr Milliarden Euro öffentliche Gelder in konkurrierenden Forschungseinrichtungen gesteckt werden. Grundlagenforschung ist wichtig, hier ist aber zu viel nationales Prestige involviert. Wenn die öffentliche Hand jedes Jahr jeweils eine Milliarde Euro in die Erforschung und Weiterentwicklung der Photovoltaik und der Windenergie stecken würden, dann gebe es einige unnötige Debatten nicht mehr.

Es wurde spät, wie es sich für ein gutes Gespräch gehört. Doch kurz nach 2 Uhr überkam mich eine Welle der Müdigkeit und ich bat um einen Endpunkt für diesen Tag. Es war ein heißer Tag gewesen und das Zimmer hatte viel Sonnenwärme getankt. Die durch das offene Fenster einströmende Luft war deutlich kühler.
Ich legte mich hin und musste ich beschämend feststellen, dass keine der beiden Frauen in einen anderen Raum umgezogen war. Ich hatte vorher in den Emails angeboten, dass ich nur eine Ecke für mich brauche, in der ich meinen Schlafsack ausrollen kann. Im Bett liegend sah ich dann, dass Zuzana dort schlief, wo ich angeboten hatte, zu schlafen: Auf einer Matte auf dem Fußboden.

Dies führte am nächsten Tag zu einer kurzen kritischen Selbstüberprüfung. Würde ich in Hannover für einen Gast mein "Luxusbett" aufgeben und bei belegten Gästezimmern selbst im Wohnzimmer auf den Fußboden schlafen?


Die Bahnfahrt und der lange Abend hatten dazu geführt, dass ich froh war, mich auf einen Bett auszustrecken. Ein erreignisreicher und schöner erster Tag meiner Reise war zu Ende. Ich muss innerhalb kurzer Zeit erschöpft eingeschlafen sein.

Blue Shade von Bryan Reynolds’ in Praha

Eine Schauspielgruppe der University of California, Irvine spielt unter dem Namen Transversal Theater das Stück Blue Shade von Bryan Reynold. In Praha wurde diese Szenen aus Brooklyn zwei Abende im Disk-Theatre aufgeführt. Ich sah die erste Vorstellung am 25. Mai. Im Disk-Theatre gibt es Platz für vielleicht 200 Gäste und weniger als die Hälfte der Plätze waren schließlich besetzt. Am Eintritt kann es nicht gelegen haben, da selbst der normale Preis bei weniger als €4,00 lag.
Das szenische Stück kam mit minimaler Bühnenausstattung aus. Es standen auf der Bühne nur drei gepolsterte Chefsessel, die zu drehen und zu rollen waren. Als Sichtblende standen im Hintergrund Ausschnitte aus einem einfachen Ortsplan von New York, der verschiedene Teile von Brooklyn zeigte. Drei Schauspieler und zwei Schauspielerinnen spielten in den Szenen diverse Rollen. Die einzelnen Szenen wurden durch Schwarzblende beendet. Das Licht ging aus, die Stühle wurden im Dunkeln neu arrangiert und durch einfache Kostümergänzungen (andere Jacke, Kopfbedeckung, etc.) schlüpften die Personen in eine ihre bis zu vier Rollen.

Alle blieben in jeder Szene auf der Bühne, wenn sie nicht spielten, standen sie sichtbar hinter den niedrigen Ortsplänen. Nur ein Schauspieler spielte stets die gleiche Person. Joey Mazzoni einen Looser aus einer Mafia-Familie.

Das Stück ist heftig. Es handelt in einer nicht weiter definierten modernen Zeit in Brooklyn in den 1980-er oder 1990-er Jahren. Es geht um Kriminalität, Identitätssuche und die Perversionen des Reality Television, die jeden noch so obskuren Moderator, Thema und Gast eine Bühne geben und viele wollen dies auch sehen (auch in Deutschland).


Die Richtung wird gleich in der ersten Szene vorgegeben. Licht geht an und eine Frau ist zu sehen, die einen am Steuer eines fahrenden Autos sitzenden Mannes mit einem Blowjob befriedigt. Zum Höhepunkt kommt es zu einem Unfall, in dem der Mann stirbt. Schwarzblende. 2. Szene: Fernsehstudio, wo Menschen, die gerade auf tragische Weise einen geliebten Menschen verloren haben, unter Tränen ihr Herz ausschütten. Die Frau aus der ersten Szene beschreibt, wie sie ihren Freund verloren hat.
Es ist ein drastisches Stück, es ist ein brutales Stück; immerhin sterben vier der fünfzehn gespielten Rollen einen brutalen Tod. Ist die urbane USA wirklich so fucked up? Einige im Publikum hatte Problem mit den drastischen Szenen, wie an den „Oh“ und „Uh“ zu hören war. Der Sarkasmus, das man mit Medikamenten eine starke Persönlichkeit schaffen kann, die man benötigt, um in der grausamen Welt (der USA!) zu überleben, wurde klar auf die Spitze getrieben.

Die zum Stück verteilten Gedanken des Regisseurs Robert Cohen zeugen von der Hybris der US-amerikanischen Schauspielkunst. Er glaubt wirklich, dass er eine Geschichte erzählt, die weltweit gültig ist. Doch es ist nur die USA mit ihrer immer extremer auseinander gehenden Welten einer heilen, verlogenen Vorstadt-Wirklichkeit (die alte Zeit) und einer urbanen Lebenswelt, die eigene Werte geschaffen hat, die aber von Stadtteil zu Stadtteil unterschiedlich sind und bekämpft werden. Diese neue Zeit ist eigentlich eine uralte Zeit in der nur der Stärkste überlebt.

Die letzte Szene ist wieder in einem Fernsehstudio und als der positivistische Wissenschaftler, den Erfolg seines persönlichkeitsverändernden Medikament mit dem Verlauf der erzählten Geschichte anpreist, endet dies im Applaus vom Band und wir das Publikum begriffen sehr spät, dass dies der Schlusspunkt war.
Es gab dennoch, das wichtigste Elixier für jeden Bühnenmenschen. Reichlich Applaus von unserer Seite.
Es war befremdlich und wir sprachen nur wenig über das Stück.

Prag, 25. Mai - Teil 1

Reisetagebuch Osteuropa 2007

Praha-Holešovice war für viele Reisende die Endstation, dieser Zug nach Wien lehrte sich merklich. Ich beeilte mich nicht und ließ alle Drängenden vorbei und als ich in der Tür des Zuges stand blickte ich einmal mehr auf einen verwirrend, unbekannten Bahnhof. Fremde Städte sind ein spezieller Kick.
 

Ich stand mit meinen vier Gepäckstücken (Kleiderschrank – Bett – Nahrung – Schreibtisch) an einer Blende einer Treppe und wir sahen uns vermutlich gleichzeitig. Ein leuchtendes Lächeln war auf der anderen Bahnsteigseite zu sehen. Es waren zwei junge Frauen, darunter Zuzana, die mit ihrer strengen Frisur sofort wieder zu erkennen war. Die andere Frau an ihrer Seite erschien mir unbekannt.Nach Begrüßungsküsschen links und rechts wurde mir die zweite Frau als die ältere Schwester von Maja, die ich am Ende dieser Reise in Bratislava besuchen würde, vorgestellt. Sie war auch eine Absolventin des bilingualen Gymnasiums in Poprad und die Mitbewohnerin im Studentenwohnheim.

Auf Nachfrage übergab ich meine beiden leichten Gepäckstücke (Bett = Schlafsack, Handtuch, Kulturtasche; Nahrung = Kekse) an die beiden Frauen und wir machten uns auf den Weg zu angekündigten kurzen Weg zum Studentenwohnheim.

Doch zunächst ging es zum Fahrkartenschalter. Ich gab ihr Geld und sie kaufte für 220,00 Kč (=Korun českých; dies entspricht etwa €9,00) mir ein 72-Stunden-Fahrschein für Praha. Damit war ich für meinen ganzen Aufenthalt in der Stadt mobil. Angenehm sich keine weiteren Gedanken über Fahrscheine zu machen.


Mit einem Bus ging es etwa einen Kilometer nach Norden. Auf einer Stadtautobahn querten wir die Vitava und fuhren bis zu zwei Hochhäusern mit 15 bzw. 20 Etagen. Dies waren neben weiteren Gebäuden die Matematicko-fyzikalní fakulta der UK mit angeschlossenem Wohnheim. In den beiden Hochhäusern leben 1.500 Studierende und ich würde für drei Tage ein Gast sein.

Zuzana studiert in einer anderen Fakultät Germanistik, wohnt aber hier. Habe vergessen zu fragen, warum sie hier eine Unterkunft erhalten hatte. Ihre Mitbewohner gehörte zur Fakultät (Studienfach Logik).

(GoogleEarth-Aufnahme)
Wir fuhren in die 14. Etage und im Fahrstuhl erfuhr ich, dass ich nun doch nicht im Gästebereich unterkommen würde, sondern direkt mit den beiden Frauen zusammen wohnen würde. Ich würde eines der Betten bekommen und ging davon aus, dass eine der beiden bei einem Nachbarn nächtigen würde. Zwei Personen teilen sich ein Zimmer von etwa 16 Quadratmetern mit einem Vorraum mit abschließbaren Schränken. Mit einem Nachbarzimmer teilen sie sich durch zwei abschließbare Türen getrennt Dusche, WC, Kühlschrank, Kochnische mit zwei Platten, Spüle und Vorratsschränke.
Mir wurde „mein“ Bett für die nächsten drei Nächte gezeigt. Ich deponierte mein Gepäck und wir begannen zu klönen. Zuzana hatte ein Programm für meine zwei Tage Prag zusammengestellt. Statt in die ausverkaufte Mozart-Oper sollte es nun zusammen mit Peter, der am EK03 teilgenommen hatte und nun hier Physik studierte, und einer weiteren Poprad-Absolventin ins Theater gehen.

Nach kurzer Erfrischung und einen ersten beängstigenden Blick aus dem Fenster ging es zu zweit nach unten, wo vor dem anderen Hochhauseingang unsere beiden Begleiter warteten. Ich musste zweimal hingucken, doch es war Peter. Aus dem stillen Schüler, der während des Europa-Kollegs optisch eine graue Maus gab, war ein junger Mann mit langen Haaren, die zu einem Pferdeschwanz gebändigt waren, geworden. Vertraut war der wohl bekannte feste Blick.

Sein Physikstudium ging bereits auf den ersten akademischen Grad zu und seine Erzählung führte bei mir zu den Eindruck einer intellektuellen Unterforderung mit der daraus resultierenden Frustration. Es waren immer wieder sarkastische Untertöne zu hören. Solche Menschen sollten schnell lernen, ihre überschüssige Kapazität an anderen Stellen abzulassen. Fremdsprachen sind hierfür ein gutes Feld. Er hatte wahrscheinlich bereits eine ähnliche Überlegung hinter sich, denn er sagte, er denke zur Zeit daran, nach seinen Abschluss ein Jahr in Warschau zu studieren und er hat keine Kenntnisse des Polnischen. Das ist dann doch einmal eine Herausforderung.

An diesen angenehmen Abend machten wir uns nach wenigen Sätzen bereits auf den Weg in die Stadt, das Theater würde nicht auf uns warten. Ich war beständig im Gespräch und wir fuhren zunächst mit dem Bus und dann ab Holešovice mit der U-Bahn in die Innenstadt, aber meine Konzentration gehörte den drei mich begleitenden Personen. Ich kann mich nur an wenig erinnern und das auch nur, weil ich ironisch im Bus sagte „so und nun beschreibt mir mal, was ich draußen sehe. Das Studentenwohnheim liegt im Stadtteil Troja und auf dem Weg nach Holešovice fuhren wir an leichte Prachtbauten des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts vorbei. Mir kamen Bilder vom Weltausstellungsgelände in London ins Kopfkino. Es war dies das Messegelände.
Von der Innenstadt habe ich keinerlei konkrete Erinnerung, außer das eine Prachtstraße der anderen folgte. Wir haben in Hannover manchmal eine ganze Straße im Wilhelminischen Stil (=Gründerzeit), in Prag folgte Straße auf Straße.


Dann standen wir bereits vor dem Disk-Theater. Es war wirklich auf den letzten Drücker. Ich lud alle drei zum Theater ein, nach Einladung blieb ich der einzige, der mit einem Kaffee (Turecká Káva) in den Saal ging.