Sonntag, 17. Juni 2007

Prag, 25. Mai Teil 2

Wir verließen das Theater. Es gab zwar im Foyer auch die Möglichkeit dort etwas zu trinken, aber es bestand vermutlich bereits eine Absprache zwischen Zuzana und Peter, dass wir eine Kneipe gehen würde, die meiner Begleitung bekannt ist.
Peter machte abfällige Bemerkungen über die Masse der Touristen, die ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht verstand. Durch viele Nebenstraßen ging es zu einer Kneipe, die vor allem von Physikern frequentiert wird. Leider waren alle Tische besetzt und Peter führte uns zu einer Alternative, die reichlich Platz bot.

Die Gespräche und Konzentration auf die Personen verhinderten, dass ich irgendwelche Erinnerungen an den Weg zu dieser Kneipe oder an die Innenausstattung habe. Wie war sie eingerichtet?, was für Musik lief dort?, lief dort überhaupt Musik?
Zuzana sagte, aber auch am nächsten Abend, dass sie dieses Lokal nicht kannte und wohl auch nicht wieder finden würde.
Hier war nun der Ort und die Zeit ein umfassendes Update über die persönlichen Entwicklungen zu bekommen. Es wurde dabei auch immer wieder Bezug auf das Europa-Kolleg genommen.


Zwei leckere, dunkle Biere später (Ich glaube es war
Staropramen) war es schon spät und wir eilten durch die merklich geleerten Straßen, um die nächste Haltestelle der Straßenbahnlinie nach Troja zu erreichen. Diese Linie fährt nur einige Hundert Meter am Wohnheim vorbei.
Als wir uns der Haltstelle näherten, sahen wir bereits die Bahn am Ende der Straße um die Ecke entschwinden. Es gab ein Aufstöhnen, da dies die letzte reguläre Bahn war. Wir gingen dennoch weiter schnell zu dieser Ecke und sahen dort, dass die Bahn immer noch an der Haltestelle stand. Die anderen begannen zu laufen, ich ging in meinen Birkenstock (wenig bis kein Profil) schneller und stieg als einer der Letzten ein.


Peter war den ganzen Abend unser Reiseleiter und ging oftmals mehrere Meter vor uns. Auch nachdem wir in Troja angekommen waren, bog er vor uns in einen Trampelpfad durch ein Unterholz zum Wohnheim. Bei meinen aktuellen Ängsten vor Verletzungen, besonders an meinen ersten Tag der Reise, war dies für mich nicht der beste Weg. Und fast schon wie erwartet, trat ich an einer dunklen Stelle in eine Kuhle und verstauchte mir leicht den Knöchel.
Irgendwie kamen Bilder von der University of Dar es Salaam auf. Dort gab es auch diverse Trampelpfade, um die langen Strecken der geschwungenen Straßen zu verkürzen. Nach kurzem Abschied von Peter und seiner Begleiterin fuhren wir zwei nach oben. Die Mitbewohnerin schlief bereits.

Wir standen in den Zwischenraum zwischen zwei Wohneinheiten und dem Vorraum und redeten weiter. Das Gespräch ging in viele Richtungen, Zuzana hat in ihrem Blog auf unsere gegensätzliche Sicht zur Kernfusionsforschung verwiesen. Ich bin nicht grundsätzlich dagegen, aber ich halte es für eine große Geldverschwendung, dass in jedem Jahr Milliarden Euro öffentliche Gelder in konkurrierenden Forschungseinrichtungen gesteckt werden. Grundlagenforschung ist wichtig, hier ist aber zu viel nationales Prestige involviert. Wenn die öffentliche Hand jedes Jahr jeweils eine Milliarde Euro in die Erforschung und Weiterentwicklung der Photovoltaik und der Windenergie stecken würden, dann gebe es einige unnötige Debatten nicht mehr.

Es wurde spät, wie es sich für ein gutes Gespräch gehört. Doch kurz nach 2 Uhr überkam mich eine Welle der Müdigkeit und ich bat um einen Endpunkt für diesen Tag. Es war ein heißer Tag gewesen und das Zimmer hatte viel Sonnenwärme getankt. Die durch das offene Fenster einströmende Luft war deutlich kühler.
Ich legte mich hin und musste ich beschämend feststellen, dass keine der beiden Frauen in einen anderen Raum umgezogen war. Ich hatte vorher in den Emails angeboten, dass ich nur eine Ecke für mich brauche, in der ich meinen Schlafsack ausrollen kann. Im Bett liegend sah ich dann, dass Zuzana dort schlief, wo ich angeboten hatte, zu schlafen: Auf einer Matte auf dem Fußboden.

Dies führte am nächsten Tag zu einer kurzen kritischen Selbstüberprüfung. Würde ich in Hannover für einen Gast mein "Luxusbett" aufgeben und bei belegten Gästezimmern selbst im Wohnzimmer auf den Fußboden schlafen?


Die Bahnfahrt und der lange Abend hatten dazu geführt, dass ich froh war, mich auf einen Bett auszustrecken. Ein erreignisreicher und schöner erster Tag meiner Reise war zu Ende. Ich muss innerhalb kurzer Zeit erschöpft eingeschlafen sein.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

:) und wie ist die kritische Selbstueberpruefung ausgefallen?:)Ich habe es gerne gemacht und es ist normal fuer mich, war kein Problem, obwohl dann maros ueberrascht war und er jetzt denkt, dass du kein gentleman bist:)

Brauel in Ulaya hat gesagt…

Ich würde dafgür sorgen, dass es ein Gästebett gibt, so dass ich mein Bett nicht räumen muss. Eine Freundin im Haus hat zwei weitere Gästebetten, die sie Freunden / Familie von mir bereits zur Verfügung gestellt hat.

Ich bin sehr um Höflichkeit bemüht, musste aber schon oft erleben, dass Frauen es nicht unbedingt schätzen, wenn ihnen zum Beispiel die Tür aufgehalten wird. Die halten mich dann wohl für altmodisch (oder fühlen die sich angemacht/angebaggert?). Manchmal verstehe ich die Bewohnerinnen von der Venus nicht.