Samstag, 27. Oktober 2007

puzzeln

Ich hatte für fast eine Woche meine Mutter zu Besuch. Sie kommt jedes Jahr 2-3 Mal für mehrere Tage und wir frischen dann unser Familienleben auf. Entsprechend gibt es hierfür schon lange kein spezielles Kulturprogramm mehr, sondern die Besuchstermine werden von ihr (und auch meiner Schwester) so gelegt, dass währenddessen ein Table-Quiz, eine großes Konzert oder ein interessanter Film stattfinden.
Diesmal war es "nur" ein TQ. Wir hatten unseren Spaß und am Montag machten wir einen Einkaufsbummel durch die Stadt. Meine Mutter war fasziniert von einem Puzzle und erinnerte daran, dass wir früher an vielen Nachmittagen gemeinsam gepuzzelt haben.

Wenn wundert 's, dass einen Tag später das Puzzle in meinem Wohnzimmer ausgepackt wurde. Es hatte "nur" Tausend Teile, aber an zwei Nachmittagen kam diese Sucht wieder auf. Ich würde es als "Zen oder die Kunst des Puzzelns" (na, wer kennt das Original?) bezeichnen.
Hunderte von Teile liegen vor einen, einige sind bereits zusammengefügt und nun sucht das Auge ein Teil, dass es anfügen kann. Der größte Spaß ist es dabei, sich zu konzentrieren und so lange zu suchen, bis ein Teil identifiziert und richtig platziert wird.

Damals in Brauel (ich war so zwischen 12 und 17 Jahren) begann unsere Mutter unregelmäßig ein Puzzle eines großen Gemäldes zu kaufen. Die Puzzle wurden immer schwieriger und hatten eine immer größere Zahl von Teilen. Schnell waren es 1.500, dann 2.000 und schließlich einige wenige Male sogar 3.000 Teile, die zu einen Bild zusammengefügt werden sollten. Ich kann mich an viele Nachmittage erinnern, an denen meine Mutter und ich (meine Geschwister waren nicht so interessiert oder einfach zu jung) uns über den Esszimmertisch beugten und uns zum Beispiel versuchten an "Die niederländischen Sprichwörter" (1559) von Pieter Brueghel den Ältere. Meine Mutter erinnerte mich auch daran, dass wir sehr lange an einer Seeschlacht gesessen haben und mehrmals das Puzzle für einige Tage links liegen ließen, da die Teile mit Wolken und der wilden See nur wenig Unterschiede aufwiesen.

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2014 widmete ich mich erneut der Freude ein komplizierten Puzzle zu lösen.

Dienstag, 23. Oktober 2007

Wahlcomputer





Dieser ursprünglich niederländische Comic von Rop Gonggrijp/Barry Wels (Story), Koen Hottentot (Zeichnungen) und Adam Swiecky (Kolorierung) liegt nun auch auf Deutsch vor und ist nach Angaben von Frank Geekheim, der die Übersetzung ins Netz gestellt hat, frei.
Wenn die Qualität ungenügend ist, so liegt das an der Verkleinerung durch Blogger. Ein Klick auf eine der vier Doppelreihen zeigt diese in Originalgröße.

Übrigens Wahlcomputer wurden in den Niederlanden zwischenzeitlich verboten, weil die Manipulationsmöglichkeiten und die Nachvollziehbarkeit einer Wahl nicht geischert war (Siehe hierzu den Bericht von Daniel Schulz in der taz vom 24.10. "Urnengang per Knopfdruck unsicher"). Hier in Deutschland gelten diese Erkenntnisse natürlich nicht. Die Firma NEDAP lieferte die unzuverlässigen Geräte in den Niederlanden und jetzt wurden für Testläufe in mehreren Bundesländern Wahlcomputer von NEDAP gekauft.

Aktuell (2. November) hat das Bundesinnenministerium nun diese Wahlcomputer, die in den Niederlanden als fehlerhaft bezeichnet wurden nach einem Test PTB, Braunschweig für Bundestags- und Europawahlen zugelassen (hier findet sich eine kurze Pressenotiz und hier findet sich die vollständige Pressemitteilung des BMI). Wenn wider besseren Wissens Unsinn eingeführt wird, dann werden die Zweifel an der Zurechnungsfähigkeit des Entscheiders im Bundesinnenministerium mal wieder bestätigt. Dieses verquere Bild der Welt basiert auf den Konzept des Leviathan und erfordert Untertanen, die jede "weise" Entscheidung des Herrschers akzeptieren.
Hallo, wir leben nicht mehr im 19. Jahrhundert.

Donnerstag, 18. Oktober 2007

Arno Schmidt - Mechanische Anfänge

Arno Schmidt ist bekannt für seinen spielerischen Umgang mit Wörter und Buchstaben, um die Vielfalt der Assoziationen zu pflegen. Hier drei der markantesten Anfänge einer Erzählung (Zugfahrt), eines Romans (Dreschmaschine) und schließlich eines Typoskripts (Stacheldraht):

Rattatá Rattatá Rattatá. / Eine Zeit lang hatten alle Mädchen schwarze Kreise statt der Augen gehabt, mondäne Eulengesichter mit feuerrotem Querschlitz darin : Rattatá. /
(Seelandschaft mit Pocahontas (1953) Bargfelder Ausgabe, DDR-Ausgabe, Band 2, S. 93)

Nichts Niemand Nirgend Nie ! : Nichts Niemand Nirgend Nie ! : (die Dreschmaschine rüttelte schtändig dazwischen, wir konnten sagen & denken was wir wollten. Also lieber bloß zukukken.)
KAFF auch MARE CRISIUM (1960) Bargfelder Ausgabe, DDR-Ausgabe, Band 2, S. 327)

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xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx : " – :King !" –
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Zettels Traum (1970)

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Weitere Zitate von Arno Schmidt:
Und schließlich meine Empfehlung für die Erzählung "Tina oder über die Unsterblichkeit" für all die Menschen, die Arno Schmidt erst entdecken wollen und für den Roman "KAFF auch MARE CRISIUM", der sich vortrefflich zum Vorlesen eignet.

Sonntag, 14. Oktober 2007

Palaver Sauce

Gestern war das Abschiedsessen für die Besucherin aus Accra. Sie hatte einen kleinen Kreis von Menschen aus Ghana und mit Ghana-Erfahrungen eingeladen und verwöhnte uns. Palaver Sauce (mit Rindfleisch), Groundnut Stew (mit Huhn) und dazu gekochte Plantain, Yam, Reis oder Kelawele (frittierte Plantain Chips). Es gibt übrigens in der Wikipedia einen guten Artikel zur ghanaischen Küche.
Immer wenn jemand fragt, wie ich so viel zunehmen konnte, verweise ich auf meine Reisen nach Ghana und den kulinarischen Festen mit vielen Tausend Kalorien in jeder Mahlzeit. Gestern gab es zum Abendessen wahrscheinlich auch mehr Energie, als sonst an einen Tag verarbeitet wird.
Als wir alle satt und glücklich am Tisch saßen, ging ich noch einmal mit der Gastgeberin nach oben in meine Wohnung. Ich hatte ihr einen Tag zuvor erzählt, dass die ISS sehr deutlich über Hannover zu sehen sein würde. Die Raumstation ist meiner Meinung nach eines der wichtigsten internationalen Wissenschaftsprojekte! Die genauen Angaben zur Position der ISS waren notiert. Und pünktlich auf die Minute ging ein „Stern“ im Westen auf, wurde schnell zum hellsten Objekt am sternenklaren Himmel und zog zwei Minuten später fast senkrecht über uns hinweg. Leider sind mit meinem Fernglas (8x40 oder 8-fache Vergrößerung) noch keine Details zu erkennen. Hierzu muss ich weiterhin auf die die aktuellen Bilder der NASA zurückgreifen.
Zurück in der anderen Wohnung redeten wir über die Lebenswirklichkeit in Accra. Mit der "neuen" Regierung (acht Jahre im Amt), die sich Weltbank/IMF und generell der makroökonomischen Umstrukturierung angedient hat, wird jährlich ein Wachstum des Pro-Kopf-Einkommens festgestellt. Auf Nachfrage konnte aber kein Beispiel für eine wirtschaftliche Besserung im eigenen Umfeld benannt werden. Das Leben in Accra wird in wirtschaftlicher Hinsicht als Krise empfunden. Als eine Konsequenz dieser fehlenden wirtschaftlichen Verbesserung hat die Korruption wieder epidemische Ausmaße angenommen und nachts regiert nun auch in Accra das Verbrechen und die Angst.
Paradies lost, nach 9 pm sollte man nicht mehr alleine unterwegs ein und Nachttaxis ist nicht mehr zu trauen. Schusswaffen sind aufgetaucht und werden auch benutzt.
Weltbank + Co. sind glücklich. Kredite und Investitionen sind nun sicher, sprich in Ghana erwirtschaftete Gewinne können und werden in den Norden transferiert. Das mag platt klingen, ist aber leider die Realität.

Korruption ist überall wurde erzählt. Wer regelmäßig einreist, und dabei ist es unerheblich, ob diese Person aus Ghana stammt oder ein Blafonyo (=Weißhäutiger) ist, muss bereits im internationalen Bereich des Flughafens Schmiergeld zahlen, damit das Gepäck ohne weitere Probleme das Gebäude verlassen kann. Die Beamten sprechen von „private talk“ oder „we need food“ und verlangen etwa €5,00 für ein Durchwinken. Sollte in dieser Situation ein Polizist gerufen werden, um das korrupte Verhalten eines Zöllners anzuzeigen, wird es nur noch schwieriger, denn der Gesetzeshüter verlangt noch mehr Schmiergeld. Dies funktioniert natürlich nur, weil diese regelmäßig einreisenden Menschen stets Güter (Mobiltelefone oder andere technische Geräte) dabei haben, die Sie als Geschenke mitbringen und eigentlich (es handelt sich um große Familien, die beschenkt werden wollen) diese Güter verzollen müssten.
Die Steigerung des Nationaleinkommens basiert auf den Gewinnen, die das Land verlassen (früher wurde dies deutlich als Ausbeutung bezeichnet), einem schnellen wachsenden Reichtum der politischen Elite und ihrer Großfamilien und einem Ausbau der Infrastruktur. Nur im letzten Fall, haben die normalen Menschen einen Vorteil aus den Entwicklungen der letzten Jahre. Die Straßen werden besser und es wird nicht mehr so viel Zeit im Stau verschwendet.

Es war kein schönes Bild von Accra, Ghana, dass sich vor mir entfaltete.

Donnerstag, 11. Oktober 2007

Doris Lessing Zitate 1

Da draußen ist die Welt, und sie ist mir so egal, dass ich eine Woche lang noch nicht einmal die Zeitungen gelesen habe. Ich holte die Zeitungen von der Woche und breitete sie um mich herum auf dem Fußboden aus. Während der Woche hatten sich die Dinge entwickelt - hier ein Krieg, da eine Kontroverse. Es war, als hätte man mehrere Fortsetzungen einer Filmserie verpasst, konnte aber trotzdem das, was in ihnen passiert war, aus der inneren Logik der Geschichte ableiten. Ich fühlte mich gelangweilt und matt, weil ich wusste, dass ich, ohne die Zeitungen überhaupt gelesen zu haben, allein aus politischer Erfahrung, eine ziemlich gute Prognose über die Ereignisse der Woche hätte stellen können. Das Gefühl von Banalität, der Ekel vor der Banalität, vermengte sich mit meiner Angst; (...)
(Doris Lessing 1962 "Das goldene Notizbuch", Übersetzung Iris Wagner 1978, Frankfurt: Goverts, S. 563.)
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OK, für die Freunde des Originals:
Out there is the world, and I care so little that I haven't even read the newspapers for a week. I fetched the week's newspapers, and spread them around me on the floor. during the week things had developed - a war here, a dispute there. It was like missing several installments of a serial on the films but being able to deduce what had happened in them from inner logic of the story. I feld bored and stale, knowing that, without having read the newspapers at all, I could have made a pretty good guess, from political experience, at what had happened in that week. The feeling of banality, the disgust of banality, mingled with my fear; (...)
Doris Lessing 1962 "The Golden Notebook", London: Granada Edition, pp. 567-568.

- - - - - Weitere Beiträge zu meiner Lieblingsschriftstellerin:

Doris Lessing Bibliographie

Romane von Doris Lessing (Sie hat nach ihren 80. Geburtstag noch vier Romane veröffentlicht!)

Jahr der Veröffentlichung / Originaltitel / Jahr der deutschen Veröffentlichung / Deutscher Titel [Kurzkommentar]
  • 1950 The Grass Is Singing 1953 Afrikanische Tragödie [Südrhodesien, wo sie Kindheit und Jugend verlebte]
  • 1952 Martha Quest (Children of Violence, Volume I) 1964 Martha Quest [1. von 5 Bänden. Kinder der Gewalt beschreiben den Weg einer Frau aus Südrhodesien vom elterlichen Hof auf dem Land in die Hauptstadt Salisbury, Politisierung, Liebe, Enttäuschung und schließlich Auswanderung nach London und die Probleme sich dort einzuleben]
  • 1954 A Proper Marriage (Children of Violence, Volume II) 1964 Eine richtige Ehe [ein Zitat über die Bücherwelten]
  • 1958 A Ripple from the Storm (Children of Violence, Volume III) 1965 Sturmzeichen
  • 1962 The Golden Notebook 1978 Das goldene Notizbuch [Ihr wichtigstes Werk. Eine Frau versucht ihr Leben zu kontrollieren und steht immer wieder kurz vorm scheitern; eine Auseinandersetzung mit dem Feminismus; ein Zitat über die sich wenig ändernde Weltpolitik]
  • 1965 Landlocked (Children of Violence, Volume IV) 1965 Landumschlossen
  • 1969 The Four-Gated City (Children of Violence, Volume V) 1969 Die viertorige Stadt
  • 1971 Briefing for a Descent into Hell 1981 Anweisung für einen Abstieg zur Hölle [Die Hölle ist die Psychatrie in welcher der Protagonist steckt und nun den Weg zurück zur Realität finden muss]
  • 1973 The Summer Before the Dark 1975 Der Sommer vor der Dunkelheit [Die Kinder sind erwachsen und nun wird ein neues Ziel gesucht]
  • 1974 The Memoirs of a Survivor 1979 Die Memoiren einer Überlebenden [Beobachtungen in einer Stadt der nahen Zukunft, in der jede Verwaltung und Versorgung als Allgemeingut zusammengebrochen ist]
  • 1979 Re: Colonised Planet 5, Shikasta (Canopus in Argos: Archives, Volume I) 1983 Shikasta [1. von 5 Bänden der auf fremden Welten handelt; ein Kunstgriff um ihre Annäherung an den Sufismus in Worte zu fassen; schwere Kost, die für mich immer noch nicht verträglich ist]
  • 1980 The Marriages between Zones Three, Four, and Five (Canopus in Argos: Archives, Volume II) 1984 Die Ehen zwischen den Zonen Drei, Vier und Fünf
  • 1981 The Sirian Experiments (Canopus in Argos: Archives, Volume III) 1985 Die sirianischen Versuche
  • 1982 The Making of the Representative for Planet 8 (Canopus in Argos: Archives, Volume IV) 1987 Die Entstehung des Repräsentanten von Planet 8
  • 1983 Documents Relating to the Sentimental Agents in the Volyen Empire (Canopus in Argos: Archives, Volume V) 1987 Die sentimentalen Agenten im Reich Volyen
  • 1983 The Diary of a Good Neighbor (veröffentlicht unter dem Pseudonym Jane Sommers) 1985 Das Tagebuch der Jane Sommers [Gelunger Coup: Sozialroman aus der Welt der Armen und Vergessenen in einer Metropole; erst während des Verkaufserfolgs des folgenden zweiten Bandes wurde bekannt, wer die Autorin ist; ein Zitat über den Wunsch sich von der Welt abzuschließen]
  • 1984 If the Old Could (Pseudonym Jane Sommers) 1985 Die Liebesgeschichte der Jane Sommers
  • 1985 The Good Terrorist 1985 Die Terroristin [diffuser Wunsch nach radikaler Änderung zweier junger Menschen]
  • 1988 The Fifth Child 1988 Das fünfte Kind [Über Ausgrenzung von Unerwünschten durch die Gesellschaft]
  • 1996 Love, Again 1996 Und wieder Liebe
  • 1999 Mara and Dann, an Adventure 2001 Mara und Dann
  • 2000 Ben, in the World 2002 Ben in der Welt
  • 2001 The Sweetest Dream 2003 Ein süßer Traum
  • 2005 The Story of General Dann and Mara's Daughter, Griot and the snow dog 2006 Die Geschichte von General Dann
  • 2007 The Cleft 2007 Die Kluft
  • 2008 Alfred and Emily 2008 Alfred und Emily
Es gibt mehr als einen guten Grund einen Roman von Doris Lessing zu lesen.

- - - - - Weitere Beiträge zu Doris Lessing :

Doris Lessing hat endlich den Nobelpreis

JA, endlich!. Gerade lief die Nachricht im Radio und obwohl ich alleine in meiner Wohnung bin, machte ich einen lauter freudigen Ausruf.

Es gibt nur wenige Autoren, von denen ich mehr als ein Dutzend Werke gelesen habe. Von ihr habe ich fast alles gelesen und über vierzig Bände (inklusive Kurzgeschichtensammlungen und die ersten zwei Teile ihrer Autobiographie) zieren meine Bibliothek.
Für eine Person, die Doris Lessing nicht kennt, ist es schwer eine Empfehlung zu geben. Im Alter von 88 Jahren schaut die Autorin auf mehr als 60 Jahre Schreibtätigkeit zurück. Beginnend mit ihren afrikanischen Erzählungen, ihren Versuchen sich im Exil in London einzuleben und diese zu ihrer Stadt zu machen, dann die verschiedenen Bücher, am Rande des Wahnsinns und hieraus folgend ihre Science Fiction und schließlich zurück zu den großen sozialen Themen einer Metropole. Ihr "Goldenes Notizbuch" ist meiner Meinung nach ihr Magnum opus und sollte nicht unbedingt von einen Neuling gelesen werden.
Sie ist eine große Erzählerin im be4sten Sinne des Wortes. Solch einem Menschen würde ich gerne Zuhören und ersatzweise lese ich.

Hier findet sich die deutsche Version der offiziellen Pressemitteilung und hier weitere Einträge zu Doris Lessing:

Mittwoch, 10. Oktober 2007

Zitat Douglas Adams 6

"Schreiben ist ganz einfach. Du musst nur so lange auf ein blankes Stück Papier starren, bis dir die Stirn blutet."
Douglas Adams im Gespräch mit Neil Gaiman. Zu finden in: Neil Gaiman (2003) "KEINE PANIK! Mit Douglas Adams per Anhalter durch die Galaxis“, S. 160.

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Weitere Zitate von Douglas Adams:
Idiotensicher, Redefluss, technische Entwicklungen, Komik / Comedy im Fernsehen, Religiösität, Fristen und Termine, verrückt werden, Objektivität und Paradoxe, Problemlösung, Logik,
siehe auch die Lesung von Douglas Adams zum Thema Conservation basierend auf seinen Reisen zu aussterbenden Tierarten, genauer zu den vom "Raubtier Mensch" bedrohten Tieren.
Ein schönes Beispiel für die hier beschriebene Prokrastination findet sich in dem verlinkten Video.

Neil Gaiman 2003 KEINE PANIK!

Neil Gaiman 2003 "KEINE PANIK! Mit Douglas Adams per Anhalter durch die Galaxis", Hamburg: Rogner + Bernhard bei Zweitausendeins.

Die ist eine Biographie Douglas Adams (11. März 1952 - 11. Mai 2001), die eigentlich nur den Erfolg der Geschichte vom Hitchhiker erzählen wollte. Douglas Adams führte mehrere Gespräche mit dem Autor und erlebte noch die ersten beiden Auflagen.
Es ist definitiv ein Buch für Fans, denn es geht um Details; darum warum welche Figur gewählt wurde und wie sich diese auf dem Weg von der Idee, über die BBC-Radiosendungen (1977), die Bücher (1979) zu den BBC-Fernsehsendungen (1981) veränderten und entwickelten. Es werden auch andere Aktivitäten und Produktionen beschrieben, wie die Dirk Gently Romane und seine Aktivitäten in der Computerbranche, aber eigentlich geht es stets um den Anhalter.

Der Autor pflegt einen humoristischen Stil und gibt Douglas Adams oftmals viel Raum für seine Beschreibungen. Es ist lustig zu lesen, dass dieser Schriftsteller eine dauerhafte Schreibblockade hatte und nur unter hohen Druck dazu zu bringen war, Texte zu verfassen. Sein Verlag mietete ihn zweimal dafür speziell ein Haus und im zweiten Fall wurde sein Lektor und Freund mit ihn in dieser Klause einquartiert. Der Verlag wollte sicher gehen, dass jeder nun entstehende Text sofort aufgearbeitet werden konnte. Es wird behauptet, dass einige seiner Bücher in nur einen Monat geschrieben wurden. Die Ideen schwirrten viele Monate im Kopf, aber erst in der Klausur wurde daraus eine Geschichte mit einen Buch.

Besonders faszinierend ist die Darstellung der Struktur des ersten Bandes des Anhalters. Es ist dies fast ein Ergebnis von creative writing. Eine Idee wird verfolgt, die führt zu einer weiteren Idee und Nebenhandlungen und bis kurz vorm Ende ist nicht klar, ob und wie die Geschichte enden wird. 
Dies ist nicht ein Trick von Douglas Adams, sondern er sagt von sich, dass er manchmal auch nicht wusste, wohin seine Phantasie die Protagonisten der Geschichte führen würde. Für den Wert eines guten Witzes wurden vorher durchdachte Handlungsstrukturen immer wieder verändert.

Abschließend verweise ich auf einige Zitate von Douglas Adams:
Idiotensicher, Redefluss, technische Entwicklungen, Komik / Comedy im Fernsehen, Religiösität, Schreibblockade, Fristen und Termine, verrückt werden, Objektivität und Paradoxe, Problemlösung, Logik,
siehe auch die Lesung von Douglas Adams zum Thema Conservation basierend auf seinen Reisen zu aussterbenden Tierarten, genauer zu den vom "Raubtier Mensch" bedrohten Tieren.

Sonntag, 7. Oktober 2007

Zitat Arno Schmidt 2

Wie vermeide ich Unsterblichkeit?
(...)
»Aufs Dorf ziehen. Doof sein. Rammeln. Maul halten. Kirche gehen. Wenn n großer Mann in der Nähe auftaucht, in n Stall verschwinden : dahin kommt er kaum nach !
(...)«.

(Arno Schmidt (1955) Tina oder über die Unsterblichkeit, Bargfelder Ausgabe, vorletzter Absatz)

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Weitere Zitate von Arno Schmidt:
Und schließlich meine Empfehlung für die Erzählung "Tina oder über die Unsterblichkeit" für all die Menschen, die Arno Schmidt erst entdecken wollen und für den Roman "KAFF auch MARE CRISIUM", der sich vortrefflich zum Vorlesen eignet.

Arno Schmidt 1955 Tina oder über die Unsterblichkeit

Arno Schmidt (1955) TINA oder über die Unsterblichkeit, Erstveröffentlichung in der Zeitschrift Augenblick 1956, Nr. 4 / Bargfelder Ausgabe - Werkgruppe 1, Band 2, S. 165-187.


Es gibt Bücher und Kurzgeschichten, die kann ich alle paar Jahre mit großen Vergnügen wieder lesen. Tina von meinem Lieblingsautor AS gehört dazu und wird immer wieder genossen. Der Griff ins Regal hatte bestimmte etwas unbewusstes, denn seit dem Tod eines ehemaligen guten Freundes schweiften die Gedanken zu gemeinsamen Erlebnissen und Gesprächen.

Es klingt fast schon banal, wenn formuliert wird, ein Mensch lebt so lange fort, wie andere Menschen an ihn denken und über ihn reden. Im negativen Extrem wird vom sozialen Tod gesprochen, dass ein Mensch bereits vor dem physischen Tod verstorben ist, da niemand an ihn denkt.

Arno Schmidt greift den Gedanken der Unsterblichkeit auf und machte hieraus eine amüsante Kurzgeschichte, in der ein Mensch so lange existiert, wie sein Name auf einem Blatt Papier zu finden ist. Es wird oftmals von unsterblichen Werken der Literatur geschrieben, hier werden die Konsequenzen gezeigt.

Der Protagonist ist einmal mehr ein Alter Ego des Autors, der auf einen abendlichen Gang durch Darmstadt, wo die Geschichte geschrieben wurde, einen seltsamen Mann kennen lernt, der ihn einlädt, ihn einmal mit in das Elysium zu begleiten. Dies ist der Ort, wo die Unsterblichen weiter existieren. Er reist mit diesen Mann, der sich als der Schriftsteller Christian August Fischer (1771-1828) herausstellt und folgt ihn und der Schriftstellerin Kathinka "Tina" Halein (1801-77) in eine verborgene Hohlwelt unter die Erdoberfläche.
Jeder Unsterbliche darf von Zeit zu Zeit einen sterblichen Autor als Besucher ins Elysium führen, um ihn die Konsequenzen seines Schaffens zu zeigen. So lange noch ein Buch oder Manuskript existiert, dass auf eine reale Person verweist, so lange verbleibt die Person im Elysium. Erst mit der Vernichtung der letzten Erwähnung verschwindet die Person ins Nirwana. Die Ewigkeit kann unendlich langweilig werden.

Auf diesen einundzwanzig Seiten zeigt Arno Schmidt seine Dia-Technik der diskontinuierlichen Erzählung. Jeder Schnappschuss ist gefüllt mit Literatur(geschichte). Es ist eine selbstironische Geschichte, denn Arno Schmidt lebte damals davon, dass er vergessene und fast vergessene Autoren des 18. und 19. Jahrhunderts in Funkessays wieder bekannt machte.
Für Menschen, die Arno Schmidt noch nicht kennen, empfehle ich stets die Romane „Schwarze Spiegel“ (1951) und „Kaff auch Mare Crisium“ (1960). Doch wer erst mal in den Stil hinein schnuppern möchte, sollte „Tina oder über die Unsterblichkeit“ lesen.

Wie die Unsterblichkeit vermieden werden kann, findet sich als Zitat im nächsten Beitrag.

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Arno Schmidt wird ausführlich im Web präsentiert. Ich verweise auf den Artikel in der Wikipedia und auf die Seiten der Arno-Schmidt-Stiftung. Des weiteren gibt es die Gesellschaft der Arno Schmidt Leser, die ein ausführliches Internetportal zu vielen Aspekten des Autors und seiner Werke anbieten.
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Weitere Zitate von Arno Schmidt:
Und schließlich meine Empfehlung für den Roman "KAFF auch MARE CRISIUM", der sich vortrefflich zum Vorlesen eignet.

Montag, 1. Oktober 2007

Beginn eines Auslandsstudiums

Gestern erfuhr ich im Chat, dass eine portugiesische Abiturientin der Deutschen Schule Lissabon nun ihren Studienplatz der Medizin an der Universität Göttingen antreten wird. Sie schrieb, "in den letzten tagen habe ich angst davor gekriegt". Dies führte mich zu Gedanken, wie ich früher die Fremde erfahren habe.

Als ich mein Studium an der Universität Dar es Salaam (=UDSM) antrat, hatte ich keine Angst, sondern nur Neugier und gespannte Erwartung. Einen Kulturschock hatte offensichtlich eine meiner Mitreisenden, die auf der Taxifahrt vom Flughafen zur Universität einen Weinkrampf bekam. War das Elend mit seinen Slums und Squatters, das links und rechts von der Straße zu sehen war oder war es das Erkennen, das Partner und Familie fast unerreichbar waren?

Kommunikation war damals im Jahre 1988 im sozialistischem Land Tanzania ein echtes Problem. Ein funktionierendes Telefon zu finden, einen fairen Preis auszuhandeln und dann mit Echo und schlechter Stimme eine vertraute Stimme zu hören, erschien mir so irreal, dass ich während des ganzen Jahres es nie versuchte; erst einige Jahre später nutzte ich von Ghana ein Telefon -Zeitverzögerung und Echo machten telefonieren zu einen kuriosen Erlebnis. Mobiltelefonie und Internet waren noch nicht bekannt und so verblieben nur Briefe und Telegramme, wobei erstere nur eine 95-Prozent-Beförderungsgarantie (galt für beide Richtungen) hatten.
Ernüchternd kann im Nachhinein festgestellt werden, dass wir drei deutschen Studierenden jeweils unsere Partner durch Entfremdung verloren und nach diesem extremen Erlebnis eine Erneuerung der Beziehungen nach der Rückkehr nicht mehr möglich war.


Ich erlebte meinen Kulturschock nach meiner Rückkehr nach Hannover. Es dauerte Monate bis ich mich an die Geschwindigkeit des Verkehrs und der nie vorhandenen Zeit für ein Gespräch gewöhnt hatte. Es gab auch in Tanzania schnelle Autos und dicht befahrene Straßen, dass war aber in keiner Weise mit Deutschland zu vergleichen. Das man täglich an der UDSM mit mehreren Dutzend Menschen kurze Gespräche führte, erschien mir zunächst kein Verlust in Hannover, da es sich zumeist um höfliche Floskeln handelte. Doch plötzlich nur noch 2-3 Gespräche am Tag zu führen war irritierend.


Dennoch verstehe ich die angehende Mediziner, denn Sie verlässt den Ort ihrer Kindheit und Jugend. Als ich nach Tanzania aufbrach hatte ich bereits seit fast acht Jahren außerhalb der Familie an verschiedenen Orten gelebt.

Schlaf und Träume

In unserer wöchentlichen Montagsrunde in der Kneipe "Im Exil" gab es heute zwei interessante Themen. Zunächst ging es darum, dass wir uns heute immer weniger aufregen. Weder über die große Politik (Birma) noch im privaten Bereich. Nur sehr selten wird einer von uns in der Öffentlichkeit laut und in der Regel ist es einen danach sehr peinlich und man entschuldigt sich. Ich habe in diesen Jahr mindestens dreimal die Beherrschung verloren (EK07, BCN und in der Familie), doch darum soll es jetzt nicht gehen.

Als zweites sprachen wir über Schlaf, gesunden Schlaf und das Gefühl, das man gute Träume hat. Hierzu hatte ich heute bei Ehrensenf einen Tipp bekommen. Auf den Wissenschaftseiten der BBC gibt es einen Themenblock "Sleep". Ich gehöre auch zu den Menschen, die glauben, dass sie ihren Schlaf noch optimieren könnten und oftmals das Gefühl haben nicht wirklich ausgeschlafen zu sein. Ich machte den ausführlichen Test auf den Seiten der BBC, um mein Schlafprofil zu bestimmen. Das Ergebnis war ernüchternd, denn ich habe schon fast einen optimalen Schlaf- und Erholungszyklus. Viel interessanter waren die folgenden Informationen aus der aktuellen Schlafforschung, die ich im Kreis der Freund auch erzählen konnte. Ich hatte vor einigen Jahren noch gelernt, dass der Schlaf des Menschen in mehrere Phasen zerfällt und eine zu kurze Nachtruhe dazu führt, dass die REM-Phase nicht erreicht wird. Die BBC berichtet nun, dass der Schlaf in Phasen zerfällt, aber sich diese besser als Zyklen zu bezeichnenen Intervalle im Verlauf einer Nacht mehrmals wiederholen. Jeder Zyklus ist etwa 90 bis 110 Minuten lang und zerfällt in eine Nicht-REM-Phase und eine REM-Phase. die nicht REM-Phase wird weiter unterteilt in (und jetzt nehme ich mal die englischen Fachausdrücke) A) Light Sleep 10 min B) True Sleep 20 min C) Deep Sleep with Delta Waves (low breathing and heart rate) und D) Deep Sleep mit rhythmischer Atmung und leichten Muskelbewegungen. Nach 70 bis 90 Minuten beginnt die REM-Aktivität, in der eine sehr erhöhte Gehirmaktivität stattfindet (=Träume). Danach kommt wieder A) Light Sleep. Dies erklärt mir warum nach etwa zwei Stunden Schlaf viele Menschen, die ich kenne kurz wach werden, um auf die Toilette zu gehen. Ein Zyklus ist vorbei und die abendlichen Getränke suchen ihren Ausgang.
Die Länge des eigenen Schlafbedürfnisses hängt also nicht von der Länge eines Zyklus ab, sondern davon wieviele Zyklen der eigene Körper benötigt. Ich benötige scheinbar fünf Zyklen, um mich wohl zu fühlen. Nach vier Zyklen funktioniere ich bereits und nach einen sehr anstregenden Tag benötige ich zur Erholung sechs Zyklen.