Die Idee für Critical Mass stammt aus Kalifornien. Radfahrer nehmen sich das Recht Straßen zu benutzen. Das klingt banal, aber auch in Deutschland gibt es eine lange Tradition, Radfahrer nicht als gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer wahrzunehmen und sie so zu behandeln. Wir sind eine Auto-Republik.
Für Fahrten der Critical Mass-Bewegung bietet die Straßenverkehrsordnung einen Freiraum.
§ 27 Verbände
(1) Für geschlossene Verbände gelten die für den gesamten Fahrverkehr einheitlich bestehenden Verkehrsregeln und Anordnungen sinngemäß. Mehr als 15 Rad Fahrende dürfen einen geschlossenen Verband bilden. Dann dürfen sie zu zweit nebeneinander auf der Fahrbahn fahren.
(Quelle: StVO §27)
(Viele Radtypen waren in Hannover dabei, aber natürlich kein Laufrad) |
Am letzten Freitag im Monat treffen sich immer mehr Menschen in vielen Städten, um nach dem Überschreiten der kritischen Masse von 15 Teilnehmenden die Straßen wieder für sich zu nutzen.
Am Freitag, dem 25. April 2014 war wieder so ein Treffen und ich bin zum Neuen Rathaus in Hannover gefahren, um an dieser Aktion teilzunehmen. Knapp 50 Personen waren erschienen und nur wenige Minuten nach der vereinbarten Zeit fuhren wir los.
Es war ein seltsames, manchmal erhebendes und zweimal beängstigendes Erlebnis auf den Hauptstraßen durch meine Stadt zu fahren. Familien mit Kindern, Studierende und Fahrradenthusiasten und -lobbyisten (ADFC) fuhren gemeinsam. Es gibt keine Slogans, keine Fahnen, sondern einfach freundliche Fahrradfahrende. In knapp über einer Stunde legten wir mehr als 10km zurück. Es ging vom Rathaus über die Südstadt zum Maschsee, dann zurück in die City, einmal entlang des Innenstadtrings und schließlich zum Klagesmarkt. Es gibt keine offiziellen Veranstalter und so ging es los, weil mehrere riefen, "lass uns losfahren" und die Tour endete am Klagesmarkt, weil dort kurz darauf eine weitere Fahrradveranstaltung begann.
Beängstigend war die sechsspurige Hamburger Allee mit ihrer Hochstraße am Raschplatz. Selber durften wir diese Hochstraße nicht benutzen, da diese als Autostraße gekennzeichnet ist. Doch brausten hier die Autos bei der Brückenauffahrt mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit an uns vorbei. Noch heftiger war es an der Abfahrtseite der Brücke, wo die Geschwindigkeit noch höher war und die Autos auf unseren Pulk auf der rechten Spur trafen.
Erhebend war es auf einer mittleren Spur über eine Großkreuzung wie dem Aegidientorplatz zu rollen. Stress gab es nur, wenn in der Mitte der Gruppe die Situation einer Rot werdenden Ampel erlebt wurde und die Mitfahrenden sich nicht immer sicher waren, dass sie trotz roter Ampelphase einfach weiterfahren dürfen. Da fehlt vielen von uns noch die Routine.
Mit Interesse stellte ich fest, dass während der gesamten Tour nicht einmal ein Polizeiauto oder -motorrad uns begleitete. Wir waren eben nur ein normaler Fahrzeugverband.
Das werde ich auf jeden Fall wiederholen und vor allem hier in Hannover Werbung für eine Teilnahme machen.
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Deutschsprachiger WIKIPEDIA-Artikel zur critical mass
Fotos vom 25. April 2014 in Hannover
Blog der Critical Mass Hannover natürlich auch bei Facebook
dort auch Verhaltensregeln im Verkehrsverband
taz-Schwerpunktartikel von Gereon Asmuth "Nur das Rauschen der Ketten" (25.04.2014)
taz-Titelseite-Kommentar "Lebensraum Straße" (25.04.2014)
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