Ein Monatswechsel liegt hinter mir. Das erste Quartal endet mit dem Einsendeschluss von Förderanträgen für einen kleinen Auftraggeber. Da mir einige Unterlagen und Angaben erst relativ spät zur Verfügung standen, war das letzte Wochenende ein konzentriertes Arbeiten und wirklich stressig.
Wochenende sollte eigentlich für ruhige Tage stehen, für Tage an denen die mentalen Speicher wieder aufgeladen werden.
Ich lud meine Speicher ab Dienstag auf, saß auf meinem Teppichboden und konzentrierte mich auf etwas ganz Anderes.
Vor kurzem erwarb ich ein zerhacktes Gemälde eines sehr geschätzten Künstlers. Vaas met de twaalf zonnebloemen (1888) in 1.500 Teilen.
Im Original 91 × 72 cm puzzelte ich ein Bild von annähernd gleicher Größe, wenn auch die Farben in der Reproduktion deutlich von den Abbildungen in Bildbänden abwichen.
Besonders beeindruckend war das Dreidimensionale im Gemälde. Selbst auf den einzelnen Puzzleteilen war zu erkennen, dass hier Schicht über Schicht die Farbe angehäuft wurde.
Und das machte diese Entspannung zu einer konzentrierten Herausforderung. Zum Teil ist der einzelne Pinselstrich zu sehen, aber dies ist keine Hilfe bei der Zuordnung von zwei benachbarten Teilen. Es sind so viele unterschiedliche Pinselstriche in verschiedene Richtungen mit immer wieder anderen Farbvariationen. Konturen, die großen Farbunterschiede und Beschädigungen am Gemälde gaben dem wachsenden Puzzle eine Struktur.
Puzzeln ist eine große Entspannung, gerade wegen seiner Notwendigkeit sich zu konzentrieren. Wenn für eine Stunde oder mehr das Auge nach den Unterschieden und Besonderheiten einzelner Teile sucht, dann ist da kein Platz, um über Probleme, die sich im Moment nicht lösen lassen, nachzudenken. Und große Puzzle wie das Beschriebene bieten Entspannung über mehrere Tage.
Als Jugendlicher habe ich mit meiner Mutter am Nachmittag verschiedene großformatige Bilder gepuzzelt. Da saß man still am Esszimmertisch zusammen und hatte die kleinen Freuden, wenn wieder ein Teil identifiziert und eingefügt wurde (siehe den Blog-Beitrag Puzzeln von Ende 2007). Schule und andere Aspekte des Alltags rückten in die Ferne.
Gestern Vormittag war das Puzzle fertig und ich kann schreiben: Ich habe Kraft getankt!
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