Sieben von zwanzig (und icke) hatten sich aus Mainz, Helsinki, Toulouse, Bukarest, Karlsruhe, Lissabon und
Hannover eingefunden. Wir lebten für eine Woche in einem Reihenhaus etwa zwanzig Kilometer Bahnfahrt im Nordosten vom Stadtzentrum. Es gab viel Platz und es hätten auch mehr Gäste kommen können. Eine große Garage, ein dahinter liegender Raum, zwei Gästezimmer in der 1. Etage und ein großes ausgebautes Dachgeschoss standen zur Verfügung. Zwei Duschen und drei Toiletten führten selbst bei kurzfristig bis zu zwölf Personen nur selten zum Stau. Der Organisator und seine Mutter waren wunderbare Gastgeber und gaben uns alle Freiheit im Haus. Ein reichhaltiges Frühstück eröffnete die Tage und abends gab es stets in mehreren Gängen Spezialitäten. Im Nachhinein kommen Zweifel auf, ob wir genügend Essensgeld bezahlt haben.
Ein Jahr ist in der Adoleszenz eine längere Zeit als für einen Menschen wie mich. Abitur und Studienbeginn ändern für die Ek'ler das gesamte bisherige Leben. Es gab viel zu erzählen und es war nicht nur ein sentimentales Schwärmen über die letztjährigen zwei Wochen in der Mühle und der Bibliothek.
Viele standen und stehen in einer regelmäßigen Kommunikation. Rhetorisch wäre zu fragen, ob bereits vor E-Mail (späte 1980-er), SMS (1990-er) und Chat (um 2000) internationale Kontakte so intensiv und kostengünstig gepflegt wurden konnten.
Studienwünsche wurden seitdem konkretisiert, überdacht und in einem Fall das Studienfach erfreulicherweise gewechselt. Zu viele Universitätsstudien verkommen zu reinen Berufsausbildungen. Wissenschaft und persönliche Entwicklung werden marginalisiert und da ist es erfrischend, zu hören, dass einer von einem konkretem zu einen theoretischen Studienfach wechselt.
Es gab auch Spannungen in dieser Woche, aber das ist wohl normal, zumal in einer Hausgemeinschaft, die aus zehn Personen besteht. Deshalb ist dies hier auch nur am Rande erwähnt.
Die Gespräche auf den langen Weg zum Bahnhof, den Fahrten in die Stadt, den Spaziergängen und rund um das Haus in Premià de Dalt waren mehr als angenehm. Im Europa-Kolleg versammeln sich ungewöhnlich begabte junge Europäerinnen und Europäer und so kann es nie langweilig werden. Ich hoffe, dass es allen anderen auch gelungen ist, daneben auch Erholung zu verspüren.
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