Morgen wird in Russland ein Volksschauspiel gegeben, das Wladimir Putin (Владимир Путин) und seinem Freund Gerhard Schröder (Герхард Шрёдер) als Wahl bezeichnen. So kann ein Wort, das eine positive Konnotation hat, effektiv verunglimpft werden.
Jewgenij Samjatin beschreibt in seinen dystopischen Roman WIR (1920) das Ende aller Wahlen:Der Tag der Einstimmigkeit hat natürlich nicht mit jenen ungeordneten, unorganisierten Wahlen unserer Vorfahren zu tun, deren Ergebnis nicht im voraus bekannt war. Es gibt nichts Unsinnigeres, als einen Staat auf blinde Zufälligkeiten zu gründen. [...]
Unsere Wahlmethoden erziehen die Menschen zu einer edlen Gesinnung, sie sind viel aufrichtiger und besser als die feige, verlogene Geheimniskrämerei von einst. Außerdem sind sie weit zweckmäßiger.
(Jewgenij Samjatin, 1920, Wir; deutschen Übersetzung von Gisela Drohla, 1958; Heyne Science Fiction Classics 1982, S. 87)
So scheint jeder Machtmensch seinen Lieblingsroman zu haben. Wolfgang Schäuble mit
Thomas Hobbes "Leviathan" und Wladimir Putin mit
Samjatins "Wir".
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Drei weitere Zitate aus diesem Roman von Jewgenij Samjatin widmen sich: