Es geht noch einmal um die Frage, ob die Wahlbeteiligung einen Einfluss auf das Wahlergebnis extremistischer Parteien hat. Hannover hat eine extreme Varianz der Wahlbeteiligung. In den beiden großbürgerlich geprägten Stadtteilen Isernhagen-Süd und Waldheim gab es eine Wahlbeteiligung von 61,3%. In den eher "sozial schwachen" Stadtteilen Hainholz (20,7%) und Mühlenberg (22,7%) gaben weniger als ein Viertel der Wahlberechtigten ihre Stimme ab.
In der ganzen Stadt waren es nur 39%, womit Hannover zu den Regionen mit einer schlechten Wahlbeteiligung in Niedersachsen und Deutschland zählt.
Die erste Abbildung zeigt die Wahlbeteiligung in den Stadtteilen. Die genannten Stadtteile sind mit kräftigen Farben markiert. Weitere Stadtteile mit einer deutlich überdurchschnittlichen Wahlbeteiligung (hell grüne Farbe) sind Seelhorst, Heideviertel, Waldhausen, Bult, Zoo und Linden-Mitte. Mit der Ausnahme des zuletzt genannten Stadtteils sind die anderen Stadtteile auch als bürgerlich bis großbürgerlich geprägt zu bezeichnen. Linden-Mitte ist a) hoch politisiert und b) hier lebt die grün-alternative Bourgeoisie, also das "neue" Bürgertum.
Weniger als ein Drittel der Wahlberechtigten (orange Farbe) der Stadtteile Limmer, Wülfel, Vahrenheide, Sahlkamp, Leinhausen, Wülferode, Ricklingen, Ledeburg, Nordhafen, Stöcken, Mitte, Vahrenwald, Badenstedt und Kleefeld gingen zur Wahl. Einige der genannten Stadtteile haben Großwohnanlagen, in denen sich sozial Probleme konzentrieren (viele HARTZ-IV-Empfänger) und die nicht nur an der Europawahl wenig Interesse zeigen.
Die Frage ist nun, sind diese orange und roten eingefärbten Stadtteile auch die Basis für rechtsextreme Parteien.
Es wurden die Wahlergebnisse von NPD, REP und Pro NRW zusammengefasst. Alle drei Parteien sind erklärter Maßen ausländerfeindlich, anti-islamisch und gegen die EU und überhaupt alles was sie nicht verstehen. Es ist schon auffällig, dass viele der Stadtteile mit niedriger Wahlbeteiligung auch überdurchschnittlich oft rechtsextreme Parteien wählten. Die Farbgebung entspricht der Wahlanalyse für die Stadt Hannover zur Landtagswahl 2013.
In einer Kreuztabelle wurden die Wahlbeteiligung mit dem Wahlergebnis der Rechtsextremen korreliert.
Es ist eine Korrelation zu sehen, auch wenn es Ausreißer gibt. So hat hat das großbürgerlich geprägte Isernhagen-Süd die höchste Wahlbeteiligung, aber gleichzeitig wählten auch 0,9% rechtsextrem.
Eine weitere Kreuztabelle wurde für Wahlbeteiligung und den Stimmenanteil der Eurogegner von der AfD erstellt.
Hier gibt es keine signifikante Korrelation! Die beiden höchsten Wahlergebnisse wurden in Leinhausen (Wahlbeteiligung 29,7%, AfD 9,4% der Stimmen) und Isernhagen-Süd (61,3% Wahlbeteiligung, AfD 9,3% der Stimmen) festgestellt.
Zum Abschluss meiner Betrachtung noch einen Blick auf Extreme und Kuriosa:
- Im Wahllokal Hainholz 2 gingen von 1.536 Wahlberechtigten nur 150 zur Wahl. Dies entspricht einer Wahlbeteiligung von 9,9%. Kann hier überhaupt noch von einer Beteiligung gesprochen werden? Von diesen wenigen wählten 3,4% Rechtsextreme und 6,7% AfD.
- Im Wahllokal Linden-Nord 10 gab es eine Wahlbeteiligung von 45,6%. Von den gültigen Stimmen entfielen 37,2% auf die Grünen, 28,3% auf die SPD, 14,2% auf die Linke, 6,7% auf die CDU, 4,5% auf die PARTEI und 3,7% auf die Piraten. Die FDP erhielt eine Stimme (=0,2%).
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